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InflationsprognoseStatec erwartet nächste Tranche im September

Inflationsprognose / Statec erwartet nächste Tranche im September
Im Juli sind die Lebensmittelpreise zum ersten Mal seit knapp zwei Jahren gesunken Foto: Editpress/Tania Feller

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Das Luxemburger Statistikinstitut Statec hat seine neue Inflationsprognose veröffentlicht. Im September, spätestens Oktober, soll die nächste Indextranche fallen. Während die Inflationsrate steigt, sinken zum ersten Mal die Lebensmittelpreise. Auch die Energiepreise könnten fallen – doch die Entspannung bleibt fragil.

Die nächste Lohnerhöhung in Luxemburg kommt. Die spannende Frage ist: wann? Das Luxemburger Statistikinstitut Statec erwartet die nächste Indextranche für September. Das geht aus seiner am Mittwoch erschienenen Inflationsprognose hervor. Im Juli blieb der Index laut aktueller Statec-Daten unter dem Schwellenwert, der eine automatische Lohnerhöhung bedeutet hätte. Im August könnte der Wert erreicht werden, die nächste Tranche also im September fallen, sagt das zentrale Szenario in der Prognose des Statistikinstituts.

Möglicherweise, und das ist ein weiteres Zukunftsszenario, könnte es aber auch erst im Oktober mehr Geld geben. Voraussetzung: Die Inflationsrate bleibt im August unter 4,06 Prozent. Das Besondere an der nächsten Tranche: Sie wird vom Staat bezahlt. Darauf haben sich Regierung und Arbeitgeber bei der vergangenen Tripartite im März geeinigt.

Für den Juli hat Statec konkrete Daten geliefert. So ist in diesem Monat die jährliche Inflation in Luxemburg auf 3,75 Prozent gestiegen, ein Plus von 0,57 Prozentpunkten im Vergleich zum Juni. Zum ersten Mal seit September 2021 hat das Statistikinstitut jedoch einen Rückgang bei den Lebensmittelpreisen beobachtet. Die sind im Vergleich zum Juni um 0,1 Prozent gefallen – liegen aber noch immer mehr als zehn Prozent über dem Niveau vom Vorjahr. Besonders stark gesunken sind laut Statec im Juli die Preise für Bekleidung und Schuhe, sie gaben um 11,45 Prozent nach. Dafür gibt es einen ganz einfachen Grund: den Sommerschlussverkauf.

Die Entwicklung der Preise in Luxemburg ist Grundlage für die Berechnung des Index, an den die automatische Lohnanpassung gekoppelt ist. Etwa 60.000 Produkte und Dienstleistungen befinden sich im Warenkorb von Statec, deren Preisveränderung die Behörde beobachtet – von Lebensmitteln über Kleidung bis zum Friseurbesuch. Auf Grundlage dieses Warenkorbs berechnet Statec den Verbraucherpreisindex, die Veränderung der Preise zum Basiswert aus dem Jahr 2015, der in den „Indice base 100 = 1.1.1948“ umgerechnet wird. 

Wenn der Sechsmonatsschnitt davon um 2,5 Prozent steigt, also einen vorher festgelegten Schwellenwert erreicht, werden im Folgemonat automatisch die Löhne, Gehälter und Renten im Land an die gestiegenen Lebenshaltungskosten angepasst: Eine Tranche „fällt“, Arbeitnehmer bekommen 2,5 Prozent mehr Gehalt. Im Juli ist dieser Index von 980,22 auf 984,78 gestiegen – und liegt damit nur noch 3,98 Punkte unter dem nächsten Schwellenwert. Jene Indextranche, die im zentralen Prognoseszenario von Statec im September fallen soll.

Wird die Inflationsrate im August 4,06 Prozent überschreiten und damit die nächste Tranche auslösen? Oder wird sich die Lohnerhöhung noch einmal um einen Monat verschieben? Statec will keines der beiden Szenarien favorisieren. Zu vielfältig sind die Faktoren, die Inflation beeinflussen.

Da wären zum einen die Lebensmittelpreise, die nach Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine stark angestiegen sind, im Juli aber zum ersten Mal in knapp zwei Jahren wieder gesunken sind. Im August könnte ein Preisanstieg bei Agrarrohstoffen wie Getreide die Lebensmittelpreise jedoch schon wieder in die Höhe treiben. Was unter anderem am Klima-Phänomen El Niño liegt, das Auswirkungen auf die weltweite Landwirtschaft hat, sowie am Krieg in der Ukraine, der sich auf die ukrainischen Getreideexporte auswirkt.

2024 könnte eine weitere Tranche fallen

Im Juli haben außerdem die Preise für Haushaltsdienstleistungen wie zum Beispiel Putzkräfte in Privathaushalten die Inflation nach oben getrieben. Weil diese Daten erst mit dreimonatiger Verspätung in den Index eingeflossen sind, sei dieser Anstieg, so Statec, auf die Anwendungen der Indextranche aus dem April zurückzuführen. Im Allgemeinen zeigen die beiden Lohnerhöhungen des Jahres einen Einfluss auf die Dienstleistungspreise und damit auch auf die Inflation – ein Einfluss, der sich im August fortschreiben könnte.

In den vergangenen beiden Monaten beeinflusste auch die Urlaubssaison die Inflation. Die gestiegenen Preise für Dienstleistungen sorgten neben den üblichen saisonalen Effekten dafür, dass die Preise für Flugtickets und Pauschalreisen im Juni und Juli um jeweils etwa 18 Prozent stiegen. Auch das könnte im August weiterhin eine Rolle spielen.

Für den Ausblick auf das kommende Jahr hält das Statistikinstitut an seiner Prognose aus dem Mai fest: Im Jahr 2023 soll die Inflation voraussichtlich 3,9 Prozent betragen, 2024 dann nur noch 2,5 Prozent. Auch bei Gas und Strom geht das Statistikamt in den meisten seiner Szenarien von sinkenden Preisen im kommenden Jahr aus. Die Entspannung auf den Energiemärkten sei jedoch fragil, so Statec. Ein weniger milder Winter oder Verschärfungen der geopolitischen Lage könnte die Preiserwartungen schnell ändern.

Und noch etwas zeigt die Prognose von Statec: Auch 2024 soll eine weitere Indextranche fallen – zumindest in zwei von drei möglichen Szenarien der Behörde. Erwartet wird eine weitere Lohnerhöhung im dritten Quartal 2024. Bei einer drastischeren Inflation könnte es auch schon im Frühjahr soweit sein.

liah1elin2
17. August 2023 - 19.03

@carlomathias.goebel
Eine Indextranche dient dazu die Kaufkraft (Inflation) auszugleichen. Das hat mit der heutigen Regierung absolut nichts zu tun, dieser Mechanismus existiert seit 1921, 2010 gab es den Versuch der Regierung, diesen abzuschaffen.
Mit ein wenig googeln gut einsehbar

carlomathias.goebel
16. August 2023 - 10.39

@Romain
Ech ginn iech vollkomme Recht. Et soll fir jiddereen dee selwechte Montant sinn, mee dat ass leider mat enger DP an der Regierung nëtt ze maachen. All déi aner Augmentatioune solle iwer de Kollektivvertrag gereegelt ginn.

liah1elin2
13. August 2023 - 12.13

@Romain
Was wollen Sie mit Ihrem Kommentar aussagen?
Ob man weniger oder mehr Monatslohn bekommt, hängt von vielen Faktoren ab, die nichts mit dem Index zu tun haben. Prozentual bekommen alle die gleiche Erhöhung, monetär dem Lohn entsprechend.
Wo ist die Ungerechtigkeit?

Romain
11. August 2023 - 11.48

Lohnerhöhung; die einen bekommen ein paar Euro mehr, die anderen ein paar hundert Euro mehr doch ein jeder bezahlt den gleichen Preis im Laden. Wo ist da die Gerechtigkeit