Headlines

„Es sieht gut aus“Winzer in Luxemburg hoffen auf einen exzellenten Jahrgang 2023

„Es sieht gut aus“ / Winzer in Luxemburg hoffen auf einen exzellenten Jahrgang 2023
Blick auf die Weinberge bei Schengen: Die Winzer in Luxemburg erhoffen sich dieses Jahr eine gute Ernte und einen exzellenten Wein Foto: Editpress/Claude Lenert

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Vielversprechend – so könnte die Situation in Luxemburgs Weinbergen derzeit beschrieben werden. Was Wein-Fans wirklich vom Jahrgang 2023 erwarten können, erklären drei Experten von der Mosel. 

Institut Viti-Vinicole (IVV)

Das IVV mit Sitz in Remich wurde 1925 gegründet. Seine Aufgaben sind die angewandte Forschung und die praxisbezogene Versuchstätigkeit in allen Bereichen der Weinbaukunde. Das Institut organisiert außerdem Fortbildungen für Winzer und spielt eine wichtige Rolle bei der amtlichen Prüfung von Qualitätsweinen und Sekten.

Wie wird der Weinjahrgang 2023 in Luxemburg? Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Robert Ley, Direktor des Institut Viti-Vinicole, äußert sich vorsichtig, aber hoffnungsvoll: „Die Qualität wird sehr gut, wahrscheinlich“, sagt er im Gespräch mit dem Tageblatt. Schnell schiebt er jedoch hinterher, dass man sich noch nicht zu 100 Prozent sicher sein kann. Zu viel kann noch in den nächsten Wochen passieren.

Josy Gloden – Präsident der Domaines Vinsmoselle – will ebenfalls noch keine zu großen Hoffnungen für diesen Jahrgang schüren: „Die Qualität der Trauben ist noch schwer einzuschätzen.“ Dennoch schwingt auch bei ihm ein gewisser Optimismus mit: „Allgemein sehen die Weinberge schön aus.“ Für Guy Krier vom Weingut Krier-Welbes – außerdem Präsident der Privatwinzer Luxemburg – ist es zu früh für definitive Aussagen: „Wenn ich eine Kristallkugel hätte, könnte ich Ihnen das sagen.“ Doch auch Krier befindet: „Es sieht gut aus.“ 

Die Quantität sieht laut Josy Gloden sehr vielversprechend aus. Guy Krier pflichtet ihm bei: „Es hängen sehr viele Trauben an den Reben.“ Dass auch er einen guten Jahrgang erwartet, liegt am Wetter der vergangenen Monate. Der laut MeteoLux „wärmste und sonnigste Juni“ hat dafür gesorgt, dass sich die Trauben sehr gut entwickeln konnten, sagt Robert Ley vom IVV. Die Trockenperiode konnten die alten Reben wegen ihrer Wurzeltiefe sehr gut überstehen, erklärt er weiter. Guy Krier befindet: „Die alten Stöcke sehen wunderschön aus.“

Probleme im Weinberg und Einfluss des Klimawandels

Bei den jungen Rebstöcken sieht es hingegen anders aus: „Die jungen Anlagen haben sehr gelitten“, sagt Josy Gloden. Das betreffe vor allem die Stöcke, die dieses Jahr neu gepflanzt wurden, sowie die zwei- bis dreijährigen Reben. „Der Regen war deshalb Gold wert: Insgesamt für die Natur, aber auch insbesondere für die Weinstöcke.“ Da es lange geregnet hat und es kein Sturzregen war, konnte der Boden das Wasser gut aufnehmen und sich die Vegetation der Stöcke regenerieren, erklärt Gloden weiter. Dies sei wichtig für die weitere Entwicklung der Trauben. Auch Guy Krier konstatiert wegen der Trockenperiode Schäden bei den jungen Weinstöcken. Zu viele Niederschläge sollten jetzt aber nicht mehr herunterkommen: „Wir hoffen, dass der Regen bald aufhört. Wenn die Temperaturen wieder steigen, geht es bei den Trauben schnell voran“, erläutert Guy Krier.

Trotz der Trockenheit in den vergangenen Monaten haben sich Krankheiten entwickelt: „Pilzkrankheiten sind da. Es ist aber alles unter Kontrolle“, beruhigt Guy Krier. „Normalerweise tritt der Pilz eher in feuchten Jahren auf.“ Der Echte Mehltau, der auch Rosen befallen könne, bevorzuge – anders als der Falsche Mehltau – hingegen Trockenheit. „Dieser zeigt sich als grauer Belag, der die Krone umschließt und verhindert, dass sich die Trauben normal entwickeln können“, erzählt Krier. Der Falsche Mehltau mache dieses Jahr aber kaum Probleme. Er könne sich wegen des andauernden Regens noch in den neuen Blättern entwickeln, werde aber höchstwahrscheinlich keinen Schaden mehr anrichten. 

Die Trockenheit während den Vegetationsperioden in den vergangenen Jahren – die Ende April beginnt und die Zeit bezeichnet, in der die Blätter wachsen – fordert ein Umdenken, sagt Krier. „Ohne Blätter gelangt kein Zucker in die Trauben. Die Blätter produzieren durch Fotosynthese aus dem Sonnenlicht Zucker“, erklärt der Privatwinzer. „Und damit Blätter wachsen können, braucht die Pflanze Wasser.“ Er zieht daraus die Lehre – da besonders junge Reben mit der Trockenheit zu kämpfen haben –, dass es jetzt umso wichtiger geworden ist, bestehende Weinberge zu pflegen. Es sei nämlich in den vergangenen Jahren viel komplizierter geworden, neue Weinberge anzupflanzen. Josy Gloden gibt Folgendes zu bedenken: „Normalerweise kann man bei neuen Reben nach drei Jahren eine Ernte erwarten. Durch die immer trockeneren Sommer kann sich das aber auf vier oder fünf Jahre hinauszögern.“ Der Klimawandel sei auch im Weinbau in Luxemburg zu spüren.

Guter Ausblick für den Weinjahrgang 2023

Im sehr trockenen Jahr 2022 gab es an verschiedenen Standorten an der Mosel Ernteeinbußen von bis zu 30 Prozent, erinnert sich Josy Gloden von Domaines Vinsmoselle. „Dieses Jahr dürften wir aber eine normale Ernte einfahren. Wir hatten gleich zu Beginn einen höheren Traubenansatz und ein Frühjahr mit mehr Regen als im vergangenen Jahr. Der Stock hatte deswegen von Anfang an Wasserreserven.“ Die Traubenlese wird wahrscheinlich Mitte September beginnen. Robert Ley vom IVV erklärt, dass die Lese in der Regel 90 Tage nach der Blüte stattfindet. „Ich habe daher den 11. September ausgerechnet. Beim Crémant könnte es aber auch ein bisschen früher losgehen“, erzählt er. Auch Josy Gloden sieht den Beginn der Weinlese in der Mitte des Septembers. Sollten im August noch mal richtig sommerliche Temperaturen erreicht werden, „könnte es eventuell aber ein bisschen schneller gehen.“

Aber: Die Qualität des Weines entscheide sich erst kurz vor der Lese, wie Guy Krier erklärt. Josy Gloden betont, dass trockenes Wetter kurz vor der Weinlese sehr wichtig ist, um Fäulnis zu vermeiden. Doch die Voraussetzungen seien gut. Alle Sorten haben sich Robert Ley zufolge bisher gut entwickelt. Guy Krier: „Jetzt gilt es, Geduld zu haben.“