War es ein Zeichen? Unmittelbar bevor die Differdinger am Mittwochmorgen zum Boarding erschienen waren, wurden am Findel die letzten Passagiere für den Flug nach Istanbul aufgerufen. Genau dorthin soll es nächste Woche gehen – das hofft man zumindest beim Pokalsieger, ohne dass das Thema offiziell angesprochen wurde. Trainer Pedro Resende erklärte jedenfalls wenige Stunden vor dem Abschlusstraining, dass der Name des türkischen Vereins in seiner finalen Ansprache nicht erwähnt werden würde.
Denn auf seine Mannschaft wartet in Maribor ein heißer Tanz. Die Vergangenheit meinte es im Stadion Ljudski vrt nicht gut mit Luxemburger Europapokalvertretern. Diese Erfahrung machte Düdelingen vor etwas mehr als zehn Jahren gleich zweimal. Und auch in der Gegenwart sind die Rollen auf dem Papier klar verteilt: Der slowenische Tabellendritte der vergangenen Saison hat eine beachtliche Serie hingelegt – und ist seit dem 6. Mai in immerhin sieben Begegnungen ungeschlagen geblieben. Die letzte Pleite stammt aus dem Pokalfinale gegen Olimpija Ljubljana … dem letztjährigen Conference-League-Gegner der Differdinger. Nach den beiden Siegen zum Auftakt der Prva Liga führt der NK Maribor die slowenische Meisterschaft an. Am Sonntag gab es in der Liga ein knappes 1:0 gegen NK Aluminij Kidricevo. Torschütze war erneut der Österreicher Arnel Jakupovic, an den man bei D03 definitiv nicht die besten Erinnerungen hat: Vergangene Woche gelang ihm in der sechsten Minute der Nachspielzeit der Ausgleich nach einem mehr als schmeichelhaften Freistoß.
Unterschiede wettmachen
Beim Differdinger Trainer überwog daher der Stolz – und nicht wirklich der Frust. „Die Einstellung der Mannschaft hat gestimmt. Nach dem Spiel haben wir uns einige Situationen nochmal auf Video angesehen, was uns in dieser Meinung bestärkt hat. In vielen Momenten haben wir das Spiel kontrolliert. In den letzten 15 Minuten, wo man sich wirklich eine Reaktion von Maribor erwarten konnte, hatten wir den meisten Ballbesitz.“ Er fügte hinzu: „Ich war stolz auf die Leistung, deshalb hatte ich kein Recht, enttäuscht zu sein. Wir haben ein tolles Bild hinterlassen. Mich haben in den darauffolgenden Tagen Leute angerufen und gemeint, Maribor sei doch nicht so stark. Das lag aber nicht an ihnen, sondern an unserer Leistung. Denn zwischen beiden Teams gibt es in der Theorie riesige Unterschiede, die man auf dem Platz aber nicht gesehen hat.“
Um die Unterschiede anhand einer Zahl festzumachen: Laut transfermarkt.de beträgt der Gesamtmarktwert der Slowenen 9,15 Millionen Euro, gegenüber den 1,63 Millionen des FLF-Pokalsiegers. Auf die Frage, ob Resende deshalb davon ausgeht, dass Maribor in der Vorwoche nicht wirklich alles herausgeholt hat, meinte der Portugiese: „Ich hoffe es zwar nicht, aber ich denke schon. Sie hatten im Vorfeld nicht wirklich viel Informationen über uns. Anscheinend hatten sie eines unserer Testspiele gesehen, aber ehrlich gesagt konnte man daraus nicht viele Lehren ziehen. Das einzige Spiel, in dem wir die Strategie vorbereitet hatten, war gegen Käerjeng – und auch nur ohne Ball. Jetzt haben sie ein klares Bild. Das kann zum Handicap werden.“
Heißt also, dass man sich in Differdingen auf alle Eventualitäten eingestellt hat: „Wir müssen uns andere Strategien ausdenken und nicht zu tief stehen. Ob uns das gelingt, ist schwer vorauszusagen. Wir müssen uns auf mehrere Möglichkeiten einstellen: Entweder wollen sie uns gleich pressen und überrollen oder sie werden zunächst abwartend agieren. Wir haben uns in den vergangenen Tagen auf beide Szenarien vorbereitet.“ Ein wahrer Trainer-Poker ist aber schon einen Tag vorher entfacht: Gegenüber der lokalen Presse beschwerte sich Damir Krznar über mehrere Ausfälle, u.a. soll Ivan Brnic betroffen sein. Ob das tatsächlich stimmt, zeigt sich wohl erst am Donnerstag. Auch Resende ließ sich nicht zu tief in die Karten schauen, als er betonte, dass man beim angeschlagenen Nestor Monge wohl kurzfristig entscheiden werde.
Die Aufgebote
NK Maribor
Tor: Azbe Jug, Marko Zalokar, Lukas Tomazic, Menno Bergsen
Abwehr: Mark Stranjar, Itsuki Urata, Max Watson, Martin Milec, Luka Uskokovic, Sven Karic, Andraz Zinic, Nemanja Mitrovic
Mittelfeld: Blas Vrhovec, Aleks Pihler, Jan Repas, Aljaz Antolin, Marin Lausic, Marcel Lorber, Tine Cuk, Brin Horvat
Angriff: Ivan Brnic, Xhuliano Skuka, Arnel Jakupovic, Marko Kolar, Ishaq Rafiu
Trainer: Damir Krznar
FC Differdingen 03
Tor: Enis Nurkovic, Romain Ruffier, Rui Nibra, Remy Fernandes
Abwehr: Théo Brusco, Juan Bedouret, Paulo Ribeiro, Lucas Gomes, Lucas Pruzzo, Geoffrey Franzoni, Edgar Neves, Gianluca Bei, Kevin D’Anzico
Mittelfeld: Pami Costa, Guillaume Trani, Asim Huskic, Nestor Monge, Ludovic Rauch, Mario Muzhaqi
Angriff: Erico Castro, Jorge Monteiro, Diogo Lamas, Lucas Comachi, Amine Naïfi
Trainer: Pedro Resende
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