Das Präsidialamt erklärte dagegen zunächst, die Präsidentengarde habe vergeblich eine antirepublikanische Bewegung gestartet. Bazoum sei wohlauf. Die nationale Armee sei bereit, die präsidiale Wache anzugreifen, wenn sie nicht zur Vernunft käme. Durch die überraschende Entwicklung in dem afrikanischen Land droht der Westen einen entscheidenden Verbündeten im Kampf gegen islamistische Extremisten in der Sahelzone zu verlieren.
Nach ersten Berichten haben die Wachen des Präsidenten den Zugang zum Palast gesperrt und halten Bazoum in dem Gebäude fest. Zwar erklärte das Präsidialamt zunächst auf seinen Social-Media-Seiten: „Dem Präsidenten der Republik und seiner Familie geht es gut.“ Später wurde die Botschaft allerdings ohne Angabe von Gründen gelöscht. Zudem errichteten Soldaten Straßenkontrollen auf allen Zufahrtswegen zum staatlichen Fernsehsender. Reuters-Reporter berichteten, die sonstigen Bereiche der Hauptstadt Niamey erschienen ruhig, der Verkehr fließe normal, die Kommunikation über das Internet sei nicht eingeschränkt.
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell erklärte, die Europäische Union sei sehr besorgt. Alle Versuche, die Demokratie in Niger zu destabilisieren, würden verurteilt. Der wichtigste westafrikanische Regional- und Wirtschaftsblock Ecowas sprach von einem Putschversuch und forderte die Verschwörer auf, Bazoum freizulassen. Die Afrikanische Union appellierte an „verräterische“ Soldaten, den Umsturzversuch zu beenden.
Ein erfolgreicher Militärputsch im Niger wäre ein schwerer Rückschlag für die Bemühungen europäischer Staaten, islamistische Gruppierungen in der Region zu bekämpfen. In den Nachbarländern Mali und Burkina Faso gerieten die Beziehungen zum Westen nach Militärputschen in tiefe Krisen. Damit wuchs die Bedeutung Nigers als Basis für die militärischen Einsätze gegen die Extremisten. Zudem ist das Land ein wichtiger Verbündeter der EU im Kampf gegen die irreguläre Migration aus den Ländern südlich der Sahara.
EU und AU zeigen sich besorgt
Vor zwei Jahren wurde ein Putschversuch in Niger vereitelt, als Militärs wenige Tage vor der Vereidigung von Bazoum versuchten, den Präsidentenpalast zu stürmen. Bazoums Wahl war der erste demokratische Machtwechsel in dem bitterarmen Land, in dem seit der Unabhängigkeit von Frankreich 1960 das Militär viermal geputscht hat.
„Bazoum war die einzige Hoffnung des Westens in der Sahelzone. Frankreich, die USA und die EU haben einen Großteil ihrer Ressourcen in der Region eingesetzt, um Niger und seine Sicherheitskräfte zu stärken“, sagte Ulf Laessing, Leiter des Sahel-Programms der Konrad-Adenauer-Stiftung.
Frankreich hatte im vergangenen Jahr Truppen aus Mali nach Niger verlegt, nachdem sich die Beziehungen verschlechtert hatten. Aufgrund ähnlicher Spannungen zieht es auch Spezialeinheiten aus Burkina Faso ab. Die USA haben seit 2012 rund 500 Millionen Dollar ausgegeben, um Niger bei der Verbesserung seiner Sicherheit zu helfen. Es gibt die Sorge, dass die Konflikte in Mali auf den Niger übergreifen. Im Mali haben islamistische Kämpfer nach dem Abzug französischer und anderer europäischer Streitkräfte wieder an Boden gewonnen. (Reuters)
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