Derart ernüchternde Beobachtungen provozieren tendenziell Argumente über die Wichtigkeit eines „Klima-Optimismus“. Schließlich würde Pessimismus entmutigen. Martin Luther King Jr. hatte einen Traum und keinen Alptraum bezüglich der Zukunft, die seine Kinder einmal erben würden.
Normalerweise schließe ich mich diesen Rufen nach Optimismus an. Das zunehmende Tempo im Wettlauf um saubere Energie ist ermutigend, und dasselbe gilt für die Entstehung positiver sozioökonomischer Rückkopplungsschleifen, um all die mit klimatischen Kipp-Punkten verknüpften negativen Rückkopplungsschleifen auszugleichen. Doch während das Tempo bei der Umstellung auf saubere Energie höher ist denn je, steuert die Welt insgesamt im Riesentempo in die falsche Richtung: Die weltweiten Treibhausgas-Emissionen steigen noch immer.
Wie also sollten wir über diese Herausforderung sprechen, da diese beiden Dynamiken in gegenteilige Richtungen weisen?
Eine Antwort besteht darin, den Sprachgebrauch der Risiken und Unsicherheiten zu übernehmen. Es ist noch nicht lange her, da waren es die Gegner von Klimaschutzmaßnahmen, die das Thema Unsicherheit in den Vordergrund stellten. Diese „Machiavellis der Wissenschaft“ – wissenschaftliche Randfiguren und andere in den Taschen der Fossilbrennstoffindustrie steckende Kommentatoren – konzentrierten sich auf unseren Mangel an lückenlosem Wissen, um den immer stärker werdenden Konsens über einen anthropogenen Klimawandel in Frage zu stellen. Unsicherheit war ihr Freund. Doch für uns Übrige ist sie der Erzfeind. Das Unbekannte und sich menschlicher Erkenntnis Verschließende ist, was den Klimawandel zu einem derart dringenden Problem macht.
In den letzten Jahrzehnten haben Fortschritte im Bereich der Klimawissenschaft und der Ökonomie dazu beigetragen, weitere klimabedingte Unsicherheiten zu quantifizieren. Dieser Fortschritt war sowohl hilfreich als auch alarmierend, weil er noch deutlicher gemacht hat, wie gefährlich diese Unsicherheiten tatsächlich sind.
Doch selbst wenn wir den Klimawandel nicht mehr verhindern werden, können wir seine Folgen noch immer abmildern, indem wir die ihn begleitenden Unsicherheiten verringern
Vor allem zeigt er, dass wir den Klimaschutz nicht nur deshalb brauchen, um einen weiteren Anstieg der sich relativ langsam bewegenden Durchschnittswerte zu verhindern, sondern auch – was noch wichtiger ist – um die Unsicherheiten zu begrenzen. Denn was das Problem so kostspielig macht, sind Überflutungen, Dürren, Flächenbrände und andere extreme klimabedingte Phänomene. Umgekehrt sollte man eine Klimapolitik, die die extremsten Bereiche der Extremwetterverteilung ausschaltet, als großen Erfolg betrachten.
Manchmal bedeutet das buchstäblich, sich gegen die schlimmsten Phänomene zu versichern. So würde etwa eine Versicherungspflicht Eigenheimbesitzer zwingen, bei der Entscheidung über ihren Wohnort die Kosten von Überflutungen und Waldbränden zu berücksichtigen. Durch den Preisanstieg bei Eigenheimversicherungen in katastrophengefährdeten Regionen könnte sich eine derartige Versicherungspflicht zu einer der wirksamsten Methoden zur Förderung der Anpassung an den Klimawandel entwickeln.
Solarmodule werden immer billiger
In ähnlicher Weise sind Investitionen in CO2-arme Energieträger häufig als Investitionen in die Resilienz zu betrachten – und damit in eine verringerte Unsicherheit. Die Senkung des eigenen durchschnittlichen CO2-Fußabdrucks sollte gewürdigt und angemessen belohnt werden. Doch egal, ob Sie Solarmodule auf Ihrem Dach installieren, Batterien als Reservespeicher einsetzen oder auf eine Wärmepumpe und einen Induktionsherd umstellen: Den größten Nutzen erzielen Sie in Extremsituationen bzw. bei deren Ausbleiben.
Solarmodule und Batteriespeicher stellen dann sicher, dass Ihr Licht anbleibt, selbst wenn das Stromnetz aufgrund von Extremwetter ausfällt. In ähnlicher Weise erlauben Ihnen eine Wärmepumpe und ein Induktionsherd, sich vom Gasnetz abzukoppeln und gegen künftige Erschütterungen des Gasangebots zu wappnen, die Ihre Heizkostenrechnung beeinflussen. (Die indirekten Auswirkungen über die Stromrechnung verweisen unmittelbar auf Solarmodule und Batteriespeicher zurück und untermauern die Dringlichkeit der Dekarbonisierung des Stromnetzes insgesamt.)
Die Kosten für Solarmodule und reine Elektrogeräte werden im Laufe der Zeit immer weiter abnehmen, während Erdgas- und Ölmärkte aufgrund geopolitischer und weltwirtschaftlicher Unwägbarkeiten weiterhin schwanken werden. Eine sichere Methode, der „Fossilflation“ zu entgehen, besteht im Komplettverzicht auf fossile Energieträger.
Unsicherheiten verringern
Was für Eigenheimbesitzer gilt, gilt auch für komplette Volkswirtschaften. Eine geringere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern bedeutet weniger Unsicherheit. Natürlich stützt sich die Wende hin zu sauberen Energien zugleich auf Rohstoffe wie Kupfer, Lithium und andere wichtige Mineralien, die potenziell Schwankungen unterliegen. Doch gibt es entscheidende Unterschiede zwischen diesen und fossilen Brennstoffen. Zum Einen sind die Millionen Tonnen an Materialien, die in sauberen Technologien zum Einsatz kommen, komplette Größenordnungen kleiner als die Milliarden von Tonnen fossiler Brennstoffe, die jedes Jahr verbrannt werden. Zum Anderen ist es angesichts einer rapide steigenden Lernkurve bei sauberen Energien wahrscheinlich, dass wir noch bessere, preiswertere Technologien entwickeln.
Die Trendlinien stützen eine vorsichtig optimistische Perspektive bezüglich der Zukunft sauberer Energie. Doch sind noch immer eine Menge Hürden zu überwinden, von denen viele durch die etablierten Fossilbrennstoff-Unternehmen errichtet und gestützt werden, die das Unvermeidliche hinauszuzögern versuchen. Auch erwartet uns jede Menge klimabedingter Not und Zerstörung. Die Lage wird sich verschlimmern, bevor sie besser wird.
Doch selbst wenn wir den Klimawandel nicht mehr verhindern werden, können wir seine Folgen noch immer abmildern, indem wir die ihn begleitenden Unsicherheiten verringern. Wir müssen diese Unsicherheiten als das akzeptieren, was sie sind: ein Weckruf, das Schlimmste zu verhindern. Klimarisiken sind Finanzrisiken, und Klimaschutz ist eine Versicherungspolice – für die Welt ebenso wie für einzelne Unternehmen und für uns als Einzelne.
* Gernot Wagner ist Klimaökonom an der Columbia Business School.
Aus dem Englischen von Jan Doolan – © Project Syndicate, 2023
Mir hätten schon lang missten eppes vir Emwelt ennerhuelen. 1912 war dat schon geschriwen gin dat wann mir esou weider machen Erderwärmung Katastrophal Folgen hätt. Mai wei emmer gett vill driwer diskuteiert awer net vill geännert. E-Autoen retten eis och net. An eierlech gesoot wen verzicht op seng Vakanzen mam Flieger, Croisièren, seng Kommoditeiten ….Wei wellen mir dat hin kreien? Dat nennt een Point of no return.
Da wind und sonne keine verlässliche energieversorgung liefern können, braucht es backups und das sind nun mal fossile Energieträger und/oder Atomkraftwerke. So einfach ist das.
@JJ :
Och wann een sech unkuckt wei'vill Leit desen Summer an d'Vakanz flei'en/fuhren !
Wann mer eis net alleguer ee besgen zereckschrauwen, dann waert d'Natur gewannen an mir riskei'eren vill oder alles vun eisem Wuehlstand ze verlei'eren.
Jo, mir sinn net mei' weit eweg !
Den Elektro-Auto brengt do guer naischt. Eng Dreps ob den gliddegen Steen . Do haetten mer virun 15 Johr missten unfaenken dei' knaschteschst Auto'en/Camion'en/Traktoren/Bagger/etc progressiv ze verschrotten !
Kerosinstei'er wei' beim Bensinn !
Wenn wir uns nicht gewaltig anstrengen werden wir im Verliererteam sein.
Wir nehmen viel zu wenig wahr, dass vor allem im Süden Millionen von Menschen schon heute unter Dürren, Fluten und Ernteausfällen leiden. Dort ist der Klimawandel bereits Tatsache.
Menschen sterben oder sind gezwungen ihre Heimat zu verlassen, weil wir auf unserem Lebensstil beharren.
Europa steht alleine da.Die Großen machen nicht mit. Sogar in Polen gibt es noch Kohlekraft.Strom der in das europäische Netz einfließt.Strom mit dem wir unsere Wärmepumpe betreiben.Wir fahren mit dem E-Auto zu Formel 1 -Rennen oder Burgbrennen. etc.Verrückt gell? Da braucht es eine Menge Optimismus,aber die Dinge schön reden hilft nichts.Wir haben es vermasselt.