Kurz vor den diesjährigen Sommerferien hat die Abgeordnetenkammer am 28. Juni ein Gesetz angenommen, das die Sonntagsarbeit in den Museen erlaubt. Bislang lediglich toleriert, dürfen die Museumsangestellten nun auch legal sonntags arbeiten. Das Gesetz ist am 4. Juli in Kraft getreten. Die Öffnung der Museen am Sonntag ist international Standard, auch hierzulande sind die Museen fester Bestandteil unseres nationalen sonntäglichen Kulturangebotes und Anziehungspunkt für Touristen.
„Sinnmaschine“ von Michel Majerus
Mit dem Flyer „7 Museums 1 Mile“ werben die Museen der Hauptstadt für einen gezielten Trip durch die Museen der Hauptstadt, wobei fünf der angesprochenen Häuser im Stadtkern und zwei auf Kirchberg angesiedelt sind. Doch mit der Tram lässt sich auch diese Distanz überbrücken, sodass ein Abstecher in die Kunst-, Geschichts- und Naturwelt den Urlaub zuhause attraktiver und interessanter gestalten kann – dies umso mehr, da es in diesem Jahr Spannendes zu erleben gibt.
Auf Kirchberg hält Mudam neben der rezent angelaufenen Ausstellung „Deep deep down“ mit Werken aus der Haussammlung sowie drei anderen sehenswerten Schaus die „Sinnmaschine“ von Michel Majerus bereit, einem Künstler, der zwar leider allzu früh verstorben ist, aber längst international anerkannt ist. Seine „Sinnmaschine“ ist im Atrium des Museums aufgebaut: bombastisch, farben- und formenfroh, als eine Art posthume Anerkennung in seinem Heimatland, zum Abschluss der vor allem in Deutschland breit angelegten Erinnerung 20 Jahre nach seinem Tod beim Luxair-Crash. Majerus war ein Künstler der jüngeren Generation, die ihre Kritik an der Konsumgesellschaft durch poppige Verarbeitung von Werbebildsprache und neue, die Leinwand sprengende Kunstpraktiken zu artikulieren wusste. Sein Œuvre genießt große Anerkennung.
Arthur Unger: „L’alchimiste“ im Nationalmusée
Im Nationalmusée auf Fischmarkt kommt ein noch lebender Künstler der besonderen Art zu musealem Ruhm. Dem mittlerweile 90-jährigen Maler Arthur Unger wird eine Retrospektive gewidmet, mit einer Auswahl an Werken aus dem recht üppigen Schaffenswerk des Künstlers, der sich seit vielen Jahren zweigleisig bewegt. Zum einen zeichnet er mit Tinte und Pinsel spontane, graphische Werke; zum anderen– und das ist sein Markenzeichen – zaubert er mit Farbe und Feuer bizarre Kompositionen auf Kupferplatten: mal fest und streng in normaler Bilddimension, mal locker und megamäßig auf aufrollbare Folien, die wie lose Fahnenelemente an Wänden hängen können. Unger der Alchemist – wie ihn das Museum nennt – hat sich mit seinen „Pyrogrammen“ einen Namen sowohl in Luxemburg als auch im Ausland, etwa in Frankreich oder China, gemacht. Ihm gebührt sicherlich zu Recht diese Ehre. Kunstfreunde sollten sich demnach seine Ausstellung, die noch bis Oktober läuft, nicht entgehen lassen. Das Nationalmusée bietet außerdem eine ganze Menge an Objekten und Bildern, u.a. auch von Joseph Kutter – einem Maler, dem wohl als einziger heimischer Maler eine ganz umfassende Biografie gewidmet ist. Ab dem 28. Juli 2023 und bis Januar 2024 dokumentiert das Nationalmusée mit der Ausstellung „D’histoires et d’art. Peindre au Luxembourg au XVIIIe siècle“ mit Zeugnissen und rund 30 Bildern die Lebens- und Arbeitsbedingungen Luxemburger Künstler in dieser Zeit. Grundlage ist eine Doktorarbeit von Henri Carême an der Universität Louvain.
Dominique Lang in der Villa Vauban
Kunstgeschichte geschrieben hat auch Dominique Lang (1874-1919). Er gilt heute, wie das Museum Villa Vauban festhält, „als der bedeutendste Vertreter des (Spät-) Impressionismus in Luxemburg“. Er wurde zu seinem 100. Todestag 2019 in einer großen Ausstellung in seiner Heimatstadt Düdelingen geehrt, doch die Villa Vauban richtet ihren Fokus nun auf sein Schaffen im Stile des Impressionismus und präsentiert einige seiner Werke im Verbund mit Zeitgenossen aus der Großregion.
Die Ausstellung „Im Glanz des Impressionismus?“ ist in mehrere Abteilungen gegliedert und geht pro Ausstellungsraum auf ein bestimmtes Thema ein: Impressionismus bis Neoimpressionismus, Lang und Zeitgenossen, Impressionismus in Luxemburg, künstlerische Entwicklung von Dominique Lang, Landschaften des Impressionismus, Charakterköpfe, ein Künstler zwischen den Stilen, Impressionismus in der Großregion. Möglich geworden ist diese kunstgeschichtliche Widmung von Dominique Lang durch Schenkungen und Ankäufe in den letzten Jahren sowie Leihgaben anderer Museen. Interessierte Kunstliebhaber haben neben Dominique Lang auch die Freude, andere Bilder Luxemburger Künstler aus dem Zeitraum der Belle Epoque, etwa Frantz Seimetz, in Gegenüberstellung mit jenen von Lang studieren zu können. Allein die Tatsache, dass er zweimal mit dem Adolphe-Preis ausgezeichnet wurde, einmal anfangs und dann am Ende seiner Karriere, zeigt, welchen Stellenwert er trotz anfänglicher Kritik in der heimischen Kunstszene eingenommen hatte. Der Weg in die Villa Vauban lohnt sich ganz bestimmt.
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