„Spätestens mit der Ukrainekrise ist die Energietransition in der Mitte der Gesellschaft angekommen“, sagte Fenn Faber, Direktor der Klima-Agence, am Mittwochmorgen während der Vorstellung der Jahresbilanz. Die Klimaagentur habe 2022 mit 12.314 „Beratungsinteraktionen“ ein Plus von 22 Prozent (2.665 Interaktionen) im Vergleich mit dem Vorjahr verzeichnet. 3.215 der Gespräche waren Hausbesuche. Laut Agentur seien die Kunden mittlerweile wesentlich heterogener. So würden sich auch Personen melden, die sich zum ersten Mal mit dem Thema der energetischen Transition beschäftigen. Knapp die Hälfte der Menschen informierte sich über Fotovoltaikanlagen und etwa ein Viertel wollte mehr über Wärmepumpen wissen.
Neben Privatpersonen begleitet die Klima-Agence auch staatliche Institutionen, Gemeinden und Unternehmen. Vergangenes Jahr führte sie eine spezielle Abteilung ein, die sich nur mit den Bedürfnissen der Firmen beschäftigt. Die Agentur arbeitet unter anderem mit dem Luxemburger Industrievertreter Fedil zusammen, um 49 große Energieverbraucher wie ArcelorMittal oder Goodyear bei der energetischen Transition zu begleiten. Doch auch kleinere und mittlere Unternehmen benötigen Beratung: Das Pilotprojekt „Energieeffizienz-Netzwerk Mëllerdall“ bringt zwölf Firmen zusammen, um ihnen dabei zu helfen, ihren Betrieb energieeffizienter zu machen und ihre Energiekosten zu senken.
„Pacte climat“ in fast allen Gemeinden
Die Klima-Agence ist auch im kommunalen Bereich aktiv. „Pacte climat“, „Pacte nature“ und „Pacte logement“: Die Beratungsstelle kümmert sich um alle drei Pakte und arbeitet mit den Gemeinden an der Umsetzung der Maßnahmenkataloge. „Das ermöglicht uns, die verschiedenen Synergien zwischen den Pakten zu sehen und dementsprechend auch die Gemeinden zu unterstützen. Die Pakte werden nicht gegeneinander ausgespielt – ganz im Gegenteil, sie sind komplementär“, sagte Bruno Barboni, der sich bei der Klima-Agence um die Pakte kümmert.
Mittlerweile sind 100 Gemeinden Teil des „Pacte climat“ – nur Bous fehle noch, will allerdings nach der Fusion mit Waldbredimus teilnehmen. Bis jetzt haben 13 Gemeinden mindestens 75 Prozent der im Maßnahmenkatalog festgelegten Ziele erreicht, bei 18 sind es 65 Prozent, bei 34 50 Prozent und zwei Kommunen haben mindestens 40 Prozent der Vorgaben erfüllt. Die restlichen Gemeinden nehmen zwar teil, haben allerdings noch keine Zertifizierung erhalten.
85 Gemeinden nehmen am Naturpakt teil. Davon hat nur eine Kommune mehr als 60 Prozent der Maßnahmen umgesetzt, sieben liegen bei 50 Prozent und 39 bei 40 Prozent. Durch die Bewertung entsteht laut Faber eine „positive Konkurrenz“ zwischen den Gemeinden. „Natürlich hat man vor den Kommunalwahlen gemerkt, dass die Motivation extrem groß war, aber das ist nichts Schlechtes“, so Faber.
Interaktiver Renovierungssimulator
Internetseiten der Klima-Agence
– Simulator für finanzielle Hilfen: aides.klima-agence.lu
– Solarkataster: energie.geoportail.lu
– Emissionsvergleich der in Luxemburg verfügbaren Autos: carboncounter.lu
– Vergleich der Luxemburger Ladestationen: bornes.klima-agence.lu
Die Klima-Agence bietet nicht nur persönliche Beratungen an, das Unternehmen betreibt auch mehrere Internetseiten (siehe Infobox). Während der Vorstellung der Jahresbilanz präsentierte Christiane Conrady, Leiterin des Innovationsteams bei der Klima-Agence, eine weitere Plattform. Im Herbst soll ein Renovierungssimulator online gehen, der den Menschen dabei helfen soll, die energetische Sanierung zu planen. Diese soll interaktiv und sehr niederschwellig sein. „Da soll man abends auf seinem Sofa sitzen und sich dort interaktiv durchklicken“, so Conrady. Mit ein paar Klicks soll man ein erstes Resultat bekommen, das einem Energiepass ähnele, und herausfinden, welche Maßnahmen wie nützlich sind. „Zum Schluss hat man ein Dokument, das natürlich eine sehr hilfreiche Grundlage ist, wenn man zum nächsten Berater geht“, so Conrady.
Ein weiteres Projekt, von dem sich die Klima-Agence viel verspricht, ist „Zesumme renovéieren“ in Differdingen. Grundsätzlich geht es darum, mehrere Häuser gleichzeitig energetisch zu analysieren und zu renovieren. Das sei möglich, weil sich viele Häuser in Differdingen ähneln. Betroffen sind Wohngebäude mit „großem Renovierungspotenzial“, die viel Energie verbrauchen. „Wir haben 20 Gebäudetypen identifiziert. Diese decken etwa eine Quantität von 4.000 Wohngebäuden ab“, sagte Conrady. Die Klima-Agence hat zusammen mit ihren Partnern einen Steckbrief pro Hausmodell mit allen möglichen Energiesparmaßnahmen zusammengestellt, der dann auf mehrere Haushalte angewendet werden kann. „Von den 73 Personen, bei denen wir bis jetzt waren, konnten wir 41 an zertifizierte Berater vermitteln“, sagte Conrady. Zwölf Menschen seien noch unsicher und 20 hätten aufgehört.
Drei Fragen an …
Fenn Faber,
Direktor der Klima-Agence
Herr Faber, Sie bekommen besser als andere mit, ob wir schnell gegen den Klimawandel vorgehen. Wie sieht es aus, wie groß ist das Interesse der Menschen?
Das Interesse ist ganz klar da. Die Ukraine-Krise hat geholfen, das Ganze zu beschleunigen. Das sind nicht nur Menschen, die die Thematik neu entdecken, das sind Menschen, die schon lange darüber nachgedacht haben, das Heizsystem zu wechseln und sich nun durch den Impuls der Krise mit dem Thema aktiver beschäftigen. Das stimmt uns dann auch zuversichtlich, dass wir den Effekt nach der Krise beibehalten können.
Sind Sie gut genug ausgestattet, um das zu bewältigen?
Ja, wir konnten jetzt schon etwas aufstocken. Als die Klima-Agence vor 15 Jahren unter dem Namen MyEnergy angefangen hat, zählte das Unternehmen sieben bis acht Mitarbeiter – wir sind mittlerweile bei fast 40. Wir haben rezent auch Zusagen bekommen, dass wir weiter Menschen einstellen können. Wir sind also relativ gut unterwegs. Wenn man sich den nationalen Klimaplan PNEC anschaut, wird allerdings klar, dass wir so weiterfahren müssen.
Denken Sie also, dass wir den Wandel hinbekommen?
Von der Motivation her denke ich schon. Trotzdem: Prozedurale Abläufe müssen vereinfacht werden – kommunale Reglemente beispielsweise – und die Kette der Akteure muss verbessert werden. Das fängt bei uns an, geht über den professionellen Energieberater und Architekten bis zum Handwerker. Die Kette muss effizienter werden, damit wir mehr Volumen schaffen können. Ich bin also schon zuversichtlich, auch weil momentan viele Arbeiten durchgeführt werden, um das noch zu vereinfachen.
Firwaat rem eng parastaatlech Agence.
Fir Posten an Poestercher ze beschaafen.
An domadder gett den Bierger fir domm an incapabel duer gestallt !
Die müssen wohl alle in der Grünen Partei sein um hier einen Posten zu ergattern?