Die Unzertrennlichen der 110. Tour de France hatten auch am wohlverdienten Ruhetag die gleichen Pläne. Jonas Vingegaard genoss unbeschwerte Momente mit Töchterchen Frida und Ehefrau Trine, Tadej Pogacar nahm sich mit seiner Familie und Lebensgefährtin Urska Zigart eine Auszeit im Hotel – dann brachen die Hauptdarsteller dieser so turbulenten Frankreich-Rundfahrt zum selben Ziel auf.
Am Montag fuhren Titelverteidiger Vingegaard und sein Herausforderer Pogacar die Strecke des kommenden Bergzeitfahrens nach Combloux ab. Jeder für sich, wohlgemerkt, was zuletzt ein seltenes Bild geworden ist.
Vor allem der Côte de Domancy, einem vergleichsweise kurzen, aber steilen Anstieg vor dem Ziel, galt das Interesse. Nichts überlassen die Top-Favoriten auf den Gewinn des Gelben Trikots dem Zufall. Am Dienstag steht im 22,4 km langen Kampf gegen die Uhr zu viel auf dem Spiel. „Ich denke, dass es beim Zeitfahren einige Lücken geben wird“, sagte Pogacar. Nach einer langen Patt-Situation dürfte das Rennen in einer der vorentscheidenden Etappen eine neue Dynamik entwickeln.
In einer eigenen Welt
Im Überblick
Gesamtwertung nach 15 von 21 Etappen:
1. Jonas Vingegaard (Dänemark/Jumbo-Visma) 62:34:17 Stunden
2. Tadej Pogacar (Slowenien/UAE Team Emirates) 0:10 Minuten zurück
3. Carlos Rodriguez (Spanien/Ineos Grenadiers) 5:21
4. Adam Yates (Großbritannien/UAE Team Emirates) 5:40
5. Jai Hindley (Australien/Bora-hansgrohe) 6:38
6. Sepp Kuss (USA/Jumbo-Visma) 9:16
7. Pello Bilbao (Spanien/Bahrain-Victorious) 10:11
8. Simon Yates (Großbritannien/Team Jayco Alula) 10:48
9. David Gaudu (Frankreich/Groupama-FDJ) 14:07
10. Guillaume Martin (Frankreich/Cofidis) 14:18
… 29. Bob Jungels (Luxemburg/Bora-hansgrohe) 1:33:25
… 40. Kevin Geniets (Luxemburg/Groupama-FDJ) 1:49:55
… 113. Alex Kirsch (Luxemburg/Lidl-Trek) 3:40:51
Vingegaard und Pogacar fahren bei der Tour in einer eigenen Welt, ihr Duell auf Augenhöhe elektrisiert, am Sonntag erreichten sie nach einem erneuten Zweikampf Schulter an Schulter die Bergankunft am Fuße des Mont Blanc. Seit den Pyrenäen in der ersten Tour-Woche hat Vingegaard als Gesamtführender nicht mehr als 25 Sekunden Vorsprung. Mit beherzten Attacken hat Pogacar den Rückstand seither auf zehn Sekunden verkürzt. Abhängen konnte er den Champion aus Dänemark in den Alpen aber nicht mehr.
Das könnte sich im Fernduell ändern. Ihm gefalle die Strecke des Zeitfahrens, sagte der Tour-Sieger von 2020 und 2021, „sie liegt mir sehr gut“. Auch Vingegaard versicherte: „Ich mag solche kurzen Zeitfahren mit vielen Rhythmuswechseln.“
Ein Favorit lässt sich schwer ausmachen. Pogacar dominierte vor der Tour das Zeitfahren der slowenischen Meisterschaften. Vingegaard überzeugte mit einem zweiten Platz beim Kampf gegen die Uhr der Dauphiné. Pogacars größter Vorteil, seine größere Explosivität, ist im Zeitfahren aber weniger entscheidend.
Königsetappe am Mittwoch
Auf der Königsetappe nach Courchevel am Mittwoch, wenn mit dem Col de la Loze einer der „härtesten Anstiege der Welt“ (Pogacar) ansteht, ist das wieder anders. „Die zwei Etappen werden alles oder nichts“, sagte Pogacar und blickte dabei auch schon in Richtung Samstag, wenn beim Anstieg nach Le Markstein in den Vogesen endgültig die Entscheidung fallen wird.
Erneute Topleistungen der Ausnahmeathleten sind auch in der letzten Tourwoche zu erwarten. Die Skepsis, die das bei Beobachtern mitunter auslöst, können beide nachvollziehen. „Ich denke sogar, dass wir skeptisch sein müssen wegen dem, was in der Vergangenheit im Radsport passiert ist. Anderenfalls würde es wieder passieren“, sagte Vingegaard.
Der Kapitän des Teams Jumbo-Visma, Pogacar und einige andere Topfahrer sind gewisse Anstiege in diesem Jahr schneller gefahren als die besten Kletterer in der unrühmlichen Ära des Radsports in den 1990er und 2000er Jahren. „Ich bin deshalb froh über diese Skepsis“, sagte Vingegaard und lieferte auch einen Erklärungsansatz: „Vieles ist anders – die Ernährung, das Material, das Training. Alles hat sich verändert.“ (SID)
Majerus für Tour de France Femmes nominiert
Nach Nina Berton (Ceratizit WNT Pro Cycling) wurde auch Christine Majerus von ihrem Team SD Worx für die Tour de France Femmes nominiert. Die Rundfahrt beginnt am kommenden Sonntag in Clermont-Ferrand und endet nach acht Etappen mit einem Einzelzeitfahren in Pau. Majerus war bereits im vergangenen Jahr bei der ersten Ausgabe des Damen-Rennens der Tour de France aktiv. Damals schlug Annemiek van Vleuten (Movistar) Majerus’ Teamkollegin Demi Vollering in der Gesamtwertung. SD Worx geht neben Majerus mit Marlen Reusser, Elena Cecchini, Lotte Kopecky, Lorena Wiebes, Demi Vollering und Mischa Bredewold an den Start.
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