Zu schreiben, Motorpsycho seien zurück, würde nicht der Wahrheit entsprechen. Wirklich weg sind sie nämlich nie, diese tollkühnen Norweger. Sie veröffentlichen stetig neues Material; zumindest seit 2019 jedes Jahr ein Album. Das aktuelle nennt sich „Yay!“ und basiert hauptsächlich auf Akustiksongs. Mit diesen demonstrieren sie einmal mehr ihr Können.
Unter der Leitung der Produzenten Reine Fiske und Lars Fredrik Swahn haben sie zehn brillante Songs eingespielt, aus denen das epische „Hotel Daedalus“ herausragt: wunderbare Melodien, verspielter, psychedelisch angehauchter Rock, gepaart mit opulenten Streichern und einem amtlichen Gitarrensolo. Auch andere Stücke wie „Patterns“ oder „W.C.A.“ verzaubern einen sogleich. Im Vergleich zu einigen früheren Werken der Band besticht „Yay!“ durch seine Eingängigkeit: siehe die Beach-Boys-Gesänge in „Cold & Bored“. Damit ist dieses Album nicht nur ein Fall für die Die-Hard-Fraktion unter ihren Fans. Das Artwork mag etwas gewöhnungsbedürftig sein, dafür passt es durchaus in den Psychedelic-Rock-Kontext.
Können wir unser Schicksal ändern, oder sind wir dazu verdammt, dieselben Fehler immer wieder zu machen? Dieser essenziellen Frage geht das englische Quintett Lanterns On The Lake auf „Versions Of Us“ nach. Sängerin und Songschreiberin Hazel Wilde wurde im August 2019 Mutter, was ihre Sicht auf die Dinge verändert hat: „Die Mutterschaft hat mir bewusst gemacht, dass ich einen anderen Anteil an der Welt habe. Ich muss daran glauben, dass es einen besseren Weg und eine andere Zukunft gibt als die, auf die wir zusteuern. Ich muss auch daran glauben, dass ich als Mensch besser sein kann.“
Aufgrund mentaler Probleme und persönlicher Konflikte, so die Band, wurde eine erste Version des Albums nach einjähriger Arbeit verworfen. „Versions Of Us“ ist die zweite Version ihres fünften Albums. Man ist einerseits neugierig, wie die eingemotteten Songs klingen. Andererseits stimmen einen die neuen sehr zufrieden. Es sind melancholische Indierock-Schmuckstücke, die Wildes leidenschaftliche Stimme tragen. Ihr könnte man ewig zuhören.
Was man über Sigur Rós im Allgemeinen sagen kann. Die Isländer, die im September 1999 mit dem Song „Svefn-g-englar“ ihren Siegeszug antraten, haben nach zehn Jahren wieder ein Studioalbum veröffentlicht: „Átta“. Und da ist sie wieder: die magische Anziehungskraft ihrer Songs. Diese emotionale Dichte, die einzigartigen Klänge, Jón Þór Birgissons knabenhafte Stimme und diese nicht zu entschlüsselnden mystischen Texte – diesmal in orchestraler Version.
Denn dieses Album wurde mit dem London Contemporary Orchestra unter der Leitung von Robert Ames (u.a. Radiohead und Belle & Sebastian) und mit dem isländischen Bläserensemble Brassgat í Bala aufgenommen. Es markiert obendrein die Rückkehr von Keyboarder Kjartan Sveinsson, der schon zwischen 1998 und 2012 Teil der Band war. Laut ihm war die Intention des Trios, „etwas Schönes“ zu erschaffen. Genau das ist „Átta“, dessen isländischer Titel übrigens „acht“ bedeutet – es ist das achte Studioalbum von Sigur Rós und auch dieses ist keine Enttäuschung. Es steht für die heilsame Ruhe nach dem Sturm und ist damit gegensätzlich zu dem teils hektischen, extrovertierten Vorgänger „Kveikur“. „Átta“ ist bereits digital erhältlich; CD und Vinyl sollen im September folgen.
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