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In der EUEU-weite Befragung zeigt: Klimaschutz scheitert auch am Fachkräftemangel

In der EU / EU-weite Befragung zeigt: Klimaschutz scheitert auch am Fachkräftemangel
Beobachtungsstelle für Waldbrände in Spanien: Bei der grünen Wende sind die Kommunen für knapp die Hälfte aller öffentlichen Investitionen in der EU zuständig Foto: AFP/Pierre-Philippe Marcou

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Am grünen Tisch in Brüssel überbieten sich die EU-Institutionen mit immer ambitionierteren Zielvorgaben für den Klimaschutz. Da, wo es dann konkret wird, wachsen jedoch die Probleme: zu wenig Geld, Wissen und Fachpersonal. Das ergab eine EU-weite Befragung von Kommunen.

Die Heizungsdebatte hat in Deutschland schon vielen Hausbesitzern vor Augen geführt, wie sehr die Möglichkeiten zum Wechsel zu Wärmepumpen und Solarpaneelen von den örtlich verfügbaren Fachbetrieben abhängen. Nun zeigt eine Untersuchung der Europäischen Investitionsbank (EIB), dass das ein europaweites Problem ist, das die ehrgeizigen Klimaschutzziele aushebeln kann. Nach der Befragung von 744 Kommunen in den 27 Mitgliedsländern steht fest: Mehr als zwei Dritteln fehlt es an Fachleuten für Umwelt- und Klimaprüfungen.

Die besondere Bedeutung dieser Zahlen für die europäischen Vorsätze, bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent zu werden, liegt im Anteil der Kommunen an der grünen Wende: Sie sind für knapp die Hälfte aller öffentlichen Investitionen in der EU zuständig. Und trotzdem ergab die EIB-Befragung, dass fehlende Mittel und langwierige Genehmigungen die Städte und Gemeinden von der Planung wichtiger Investitionen abhalten. Bei der Umsetzung mangele es dann an qualifizierten Fachkräften.

Vor allem beim Geld spitzt sich die Situation weiter zu. War zwei Jahre zuvor bei einer ähnlichen Befragung die Finanzierung noch für 54 Prozent ein „großes Hindernis“, sind es nun 58 Prozent. Dagegen scheint die Straffung von Verfahren erste Wirkung zu zeigen. Hier sank die Einstufung als großes Problem von 48 auf 42 Prozent. Der Anteil der Kommunen ohne technische Probleme sank lediglich von 28 auf 27 Prozent. 68 Prozent der Kommunen sind sich vor diesem Hintergrund sicher, in den nächsten drei Jahren hier mehr investieren zu müssen als in den zurückliegenden drei Jahren.

Freilich sehen über 80 Prozent der Städte und Gemeinden in Europa laut Umfrage kleine oder große Hindernisse in der Unsicherheit bei den gesetzlichen Vorgaben. Derzeit ist eine ganze Reihe von EU-Reglementierungen noch nicht beschlossen, ringen die Institutionen zum Beispiel noch um die Details der Energieeffizienz, von denen auch kommunale Gebäude betroffen sein werden.

Mangel an Ressourcen

Dabei sind bei einigen Aspekten deutliche regionale Unterschiede festzustellen. 45 Prozent der Städte und Gemeinden in weniger entwickelten Regionen Europas erwarten, dass der Klimawandel und dessen Abmilderung zu den größten Herausforderungen gehören wird. In den weiter entwickelten Regionen glauben das deutlich mehr: 55 Prozent. So kommt es zum EU-Schnitt von 48 Prozent.

„Europa muss für den anhaltenden Fachkräftemangel, auch auf kommunaler Ebene, eine Lösung finden“, sagte EIB-Chefökonomin Debora Revoltella. Nur so könnten regionale und europaweite Investitionsprogramme angemessen umgesetzt werden. EIB-Vizepräsident Ricardo Mourinho Felix mahnt, die Kommunen bräuchten „dringend das notwendige Maß an Ressourcen, Fachleuten und Know-how sowie starke kooperative Netzwerke“, damit sie ihre Investitionen effektiv umsetzen könnten. Mehr Expertise sei vor allem gefragt in Bereichen wie Stadtplanung, Energieeffizienz, Abfall und Verkehr, unterstrich Mourinho Felix. Zu den Ursachen der Probleme vermutete seine Amtskollegin Lilyana Pavlova: „Der regionale Zusammenhalt leidet unter der geopolitischen Unsicherheit, der Ankunft von Flüchtlingen und dem Energieschock.“

Die EIB will dem entgegensteuern, indem sie gerade in weniger entwickelten Regionen die Anteile der grünen Projektfinanzierung erhöht. In Vorhaben der grünen und digitalen Wende steckte die Investitionsbank hier im vergangenen Jahr 28,4 Milliarden Euro.