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OekozenterLandwirtschaft und Naturschutz: So bewerten die Bauern die Situation in Luxemburg

Oekozenter / Landwirtschaft und Naturschutz: So bewerten die Bauern die Situation in Luxemburg
Wie sehen die Landwirte den Naturschutz in Luxemburg? Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Naturschutz gehört für viele Landwirte zu ihrem Beruf. Doch wie einfach ist das in Luxemburg? Das „Oekozenter“ und die „Lëtzebuerger Landjugend a Jongbaueren“ haben bei den Bauern nachgefragt.

Wie lässt sich Natur- und Umweltschutz mit den landwirtschaftlichen Interessen vereinen? Das „Oekozenter Pafendall“ hat bei den Luxemburger Landwirten nachgefragt. Zusammen mit den Landwirtschaftsvertretern der „Lëtzebuerger Landjugend a Jongbaueren“ (LLJ) hat das „Oekozenter“ vergangenen Sommer einen Fragenkatalog entwickelt, den mehr als 100 Landwirte ausgefüllt haben – 86 davon vollständig. Etwa fünf Prozent der Luxemburger Landwirte haben also an der Umfrage teilgenommen. Das Resultat: Obwohl sich die meisten Landwirte für einen gesünderen Boden und eine bessere Wasserqualität einsetzen wollen, fehle es an hochwertiger Beratung, Kommunikation und guten Förderprogrammen. Das sagten das Oekozenter und die LLJ am Montagmorgen während der Präsentation des Projektes.

Bei der Betriebsentwicklung gebe es beispielsweise zu hohe bürokratische Hürden. Außerdem funktioniere die Abstimmung zwischen den einzelnen Verwaltungen nicht richtig. „Als Bauer hat man keinen Überblick, wo die Dossiers dran sind, weil sie von einer Verwaltung auf die andere geschoben werden – zudem gibt es zum Teil Bestimmungen, die unter den Behörden kontradiktorisch sind“, sagte LLJ-Präsident Luc Emering.

Ein Beispiel: Wenn man in einer Grünzone ein Gewächshaus bauen will, darf dort kein Betonboden gegossen werden. Das Wasserschutzgesetz fordert allerdings, dass eine befestigte Platte installiert werden muss, damit keine Schadstoffe in den Boden gelangen. „Wenn jemand seinen landwirtschaftlichen Betrieb weiterentwickeln will, benötigt er eine zentrale Anlaufstelle, die diese Fragen beantwortet“, so Emering.

Beratung muss besser werden

Lau Emering gebe es in Luxemburg zwar eine gute Beratung, aber sie sehr zersplittert. „Wir haben Futtermittel-, Tier- und Pflanzenanbauspezialisten – aber das richtige koordinierte Arbeiten fehlt“, so der LLJ-Präsident. Aus den Empfehlungen, die das Oekozenter und die LLJ mithilfe der Umfrage ausgearbeitet haben, geht deshalb auch hervor, dass eine zentrale Anlauf- und Koordinierungsstelle geschaffen werden müsse. „Eine wirklich ganzheitliche betriebliche Beratung ist überfällig“, steht im Dokument. „Sie wurde explizit von über der Hälfte der Befragten genannt und ist auch im neuen Agrargesetz für Betriebsgründungen/-übernahmen und bei größeren Investitionen vorgesehen.“

Das Landwirtschaftsministerium müsste dies zusammen mit dem Umweltministerium und den betroffenen Akteuren umsetzen. „Jetzt gilt es, diese seit Jahren immer wieder diskutierte Frage endlich in die Praxis umzusetzen“, geht aus dem Dokument hervor.

V.l.: Kristina Hondrila (Direktorin „Oekozenter Pafendall“), Théid Faber (Präsident „Oekozenter Pafendall“), Luc Emering (Präsident „Lëtzebuerger Landjugend a Jongbaueren“) und Tom Van den Bossche (Landwirtschaftsberater „Oekozenter Pafendall“)
V.l.: Kristina Hondrila (Direktorin „Oekozenter Pafendall“), Théid Faber (Präsident „Oekozenter Pafendall“), Luc Emering (Präsident „Lëtzebuerger Landjugend a Jongbaueren“) und Tom Van den Bossche (Landwirtschaftsberater „Oekozenter Pafendall“) Foto: Cédric Feyereisen

Umweltschutz ja, aber mit mehr Unterstützung

Die meisten Teilnehmenden geben an, dass sie den Zustand des Bodens (91 Prozent), der Gewässer (86 Prozent), der Umwelt allgemein (78 Prozent) und von den Lebensräumen bestimmter Arten (76 Prozent) sowie das Tierwohl (81 Prozent) verbessern wollen. Gleichzeitig gebe es allerdings bei 86 Prozent der Teilnehmer eine generelle Skepsis gegenüber den Maßnahmen. Um dagegen vorzugehen, seien laut Umfrage Praxistauglichkeit, Flexibilität, Prämien und Sinnhaftigkeit der Maßnahmen wichtig. Außerdem müsse unnötige Bürokratie auf ein Minimum reduziert werden.

Das Oekozenter und die LLJ empfehlen deshalb, konkrete Initiativen zu ergreifen: Dazu gehören unter anderem die Überarbeitung von überholten und kontraproduktiven Vorschriften, finanzielle Anreize für Umwelt- und Naturschutz in der Landwirtschaft erhöhen und Verbraucher sensibilisieren. Um gegen die Skepsis der Landwirte vorzugehen, müsse der Staat außerdem „bessere und gezieltere fachliche Informationen“ über Sinn und Zweck der Förderprogramme einführen.

Da sich auch der Landwirtschaftssektor in einem ständigen Wandel befindet, sei auch die Weiterbildung wichtig. Bei anderen Berufsklassen sei dies bereits der Fall – im landwirtschaftlichen Sektor allerdings nur begrenzt. „Die befragten Landwirte sind offen für verstärkte Weiterbildungsangebote, deren Bedarf sie sehen und teilweise einfordern“, schreiben Oekozenter und LLJ. Besonders groß sei das Interesse an Besichtigungen und gemeinsamen Exkursionen zu konkreten „Best practice“-Beispielen, die vor Ort zeigen, wie eine nachhaltige Produktion funktionieren kann.

Politischer Wille ist wichtig

„Wir haben auf der einen Seite einen katastrophalen Diversitätsschwund und auf der anderen Seite ein permanentes Abnehmen der landwirtschaftlichen Betriebe“, so Théid Faber, Präsident vom „Oekozenter Pafendall“. Beide Seiten müssen laut Faber zueinanderfinden. Es gebe auch schon positive Ansätze wie das Projekt „Natur genéissen“, das die Verarbeitung regionaler und saisonaler Produkte, die umweltschonend angebaut wurden, in den Küchen der Kindertageseinrichtungen fördert.

Der politische Wille spiele dabei auch eine wichtige Rolle. Vor allem mit dem Blick auf die kommende Legislaturperiode sei es wichtig, den Fokus auf die Zusammenarbeit zu legen. „Wir benötigen einen Rundtisch für Landwirtschaft und Naturschutz und es wäre gut, wenn da auch Umweltorganisationen dabei sein könnten“, so Théid.