Der US-Schriftsteller Cormac McCarthy, Autor von Bestsellern wie „Die Straße“ oder „Kein Land für alte Männer“, ist tot. McCarthy sei am Dienstag im Alter von 89 Jahren in seinem Haus in Santa Fe im US-Bundesstaat New Mexico „eines natürlichen Todes“ gestorben, sagte seine Agentin der Deutschen Presse-Agentur in New York. Auch der Knopf-Verlag und John McCarthy, der Sohn des Schriftstellers, bestätigten den Tod von McCarthy, der zu den erfolgreichsten und bedeutendsten Autoren seiner Generation in den USA zählte.
Autor Stephen King verlieh seiner Trauer via Kurznachrichtendienst Twitter Ausdruck und bezeichnete McCarthy als „vielleicht den größten amerikanischen Schriftsteller meiner Zeit“. McCarthy habe „den Pfad der Literatur verändert“, sagte Nihar Malaviya, Interimschef vom Verlag Penguin Random House. „60 Jahre lang hat er eine anhaltende Leidenschaft für seine Kunst und für das Erkunden der unendlichen Möglichkeiten und der Macht des geschriebenen Wortes gezeigt.“ Sie sei „merkwürdig erschüttert“ über den Tod von McCarthy, schrieb die Schriftstellerin Lauren Groff bei Twitter. Zwar habe er nur ganz wenige Frauenfiguren in seinem Werk geschaffen, aber diese „Unfähigkeit zum Geniestreich gemacht“ – „sein Werk ist eine giftige Verdammung der hypermaskulinen Mythologie des Westens, so lese ich es zumindest“.
Der Schriftsteller, der bis zuletzt eine Schreibmaschine benutzte, hatte nach seinem 2006 veröffentlichten Weltbestseller „Die Straße“ rund 16 Jahre lang keinen neuen Roman mehr veröffentlicht – und dann im vergangenen Jahr gleich zwei auf einmal: „Der Passagier“ und „Stella Maris“, erschienen Ende 2022 in deutscher Übersetzung im Rowohlt-Verlag, sind nun die Abschiedswerke des Schriftstellers. Die beiden inhaltlich miteinander verbundenen Bücher handeln von einem Geschwisterpaar. „Das eine ist ein totaler Knaller und das andere ist auch nicht schlecht“, kommentierte die New York Times.
Im Lauf seiner Schriftstellerkarriere gab McCarthy so wenige Interviews und zeigte sich so selten öffentlich, dass es jüngst sogar für Schlagzeilen sorgte, als einige alte Lokalzeitungsinterviews mit ihm aus den 60er- und 70er-Jahren wieder auftauchten. Am liebsten bleibe er einfach im Bett, erzählt McCarthy da. „An manchen Tagen hole ich meine Bücher und meine Schreibmaschine und bleibe einfach den ganzen Tag da – oder mehrere Tage.“
Er könne auch nicht erklären, wie seine Romane entstünden. „Das ist wie Jazz. Sie kreieren das, während sie spielen, und vielleicht können das nur die verstehen, die das machen.“ Er bekomme Ideen, die er sich dann in seinem Kopf weiterentwickeln lasse, bevor er irgendwann den Drang bekomme, sie aufzuschreiben. „Meine Hände übernehmen dann das Denken. Das ist kein bewusster Prozess.“ Viele seiner Werke sind an Horror und Grausamkeiten kaum zu überbieten. „Es gibt einfach kein Leben ohne Blutvergießen.“
Rund ein Dutzend Romane hat McCarthy veröffentlicht, trotzdem war der Autor jahrzehntelang nur wenigen Experten und Fans ein Begriff. Weltberühmt machte ihn dann Hollywood. Der Westernthriller „No Country for Old Men“, der auf McCarthys gleichnamigem Roman basiert, gewann 2008 vier Oscars – und zur Verleihung erschien der Autor dann sogar überraschend selbst.
Auch sein Werk „All die schönen Pferde“ („All the Pretty Horses“, 1992) wurde verfilmt, mit Matt Damon und Penélope Cruz in den Hauptrollen. Das Buch gewann den begehrten National Book Award und wurde zum Bestseller. Der 2006 veröffentlichte Roman „Die Straße“ gewann den Pulitzer-Preis, wurde ebenfalls verfilmt – und von Oprah Winfrey in ihren berühmten Buchclub aufgenommen. Dafür gab McCarthy überraschend sein Einverständnis – und Amerikas populärer Talkshow-Gastgeberin sogar gleich auch noch eines seiner extrem seltenen Interviews.
Geboren wurde der Schriftsteller 1933 in Rhode Island und wuchs als Sohn eines Anwalts mit fünf Geschwistern in Tennessee auf. Sein Privatleben versuchte er so weit es geht aus der Öffentlichkeit fernzuhalten – oder, wie McCarthy einmal in einem seiner frühen Interviews sagte: „Ich bin eigentlich einfach nur sehr egoistisch und will mein Leben genießen.“
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