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SchutzsuchendeMindestens 78 Tote: Schwerstes Schiffsunglück seit vielen Jahren vor Küste Griechenlands

Schutzsuchende / Mindestens 78 Tote: Schwerstes Schiffsunglück seit vielen Jahren vor Küste Griechenlands
Überlebende des Unglücks trefen im Hafen von Kalamata ein Foto: Stringer/Eurokinissi/AFP

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Bei einem schweren Schiffsunglück vor der Küste Griechenlands sind nach Angaben der griechischen Küstenwache mindestens 78 Menschen ums Leben gekommen.

Wie die Behörden mitteilten, kenterte am frühen Mittwochmorgen ein Boot mit vermutlich „hunderten“ Geflüchteten an Bord in internationalen Gewässern etwa 47 Seemeilen vor der Küste der Halbinsel Peloponnes. 104 Menschen konnten gerettet werden.

„Bereits seit Mittwochmorgen läuft vor Pylos eine umfangreiche Rettungsaktion, nachdem ein Fischerboot mit einer großen Zahl von Migranten an Bord gekentert ist“, teilte die griechische Küstenwache mit. Die Rettungsaktion sei durch starken Wind erschwert worden. Vier Menschen, die in Lebensgefahr schwebten, wurden demnach per Hubschrauber ins Krankenhaus transportiert. Weitere Überlebende seien in die Stadt Kalamata und in Krankenhäuser der Umgebung gebracht worden. Fernsehbilder zeigten die Versorgung von Geretteten im Hafen von Kalamata.

„Wir befürchten eine sehr große Anzahl Vermisster“, sagte ein Beamter der Migrationsbehörde. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) erklärte im Onlinedienst Twitter, nach ersten Berichten könnten sich „bis zu 400 Menschen“ an Bord befunden haben. Die Suche wurde am Nachmittag fortgesetzt, nachdem die griechischen Behörden bestätigt hatten, dass nach Berichten von Überlebenden sogar bis zu 750 Menschen an Bord des völlig überladenen Fischerboots waren.

Schon jetzt ist die Zahl der Todesopfer die höchste bei einem Schiffsunglück vor Griechenland seit vielen Jahren. Nach von AFP zusammengestellten Daten ereignete sich das schlimmste Flüchtlingsunglück in Griechenland am 3. Juni 2016, als 320 Menschen starben oder als vermisst gemeldet wurden.

An der Rettungsaktion nahmen Marineboote sowie ein Flugzeug und ein Hubschrauber des Militärs teil. Den Angaben zufolge hatte die europäische Grenzschutzbehörde Frontex das Boot am Dienstagnachmittag bemerkt. Niemand an Bord habe Rettungswesten getragen. Das Boot sei wahrscheinlich in Libyen in See gestochen und auf dem Weg nach Italien gewesen.

80 Überlebende in Sicherheit gebracht

Griechenlands Präsidentin Katerina Sakellaropoulou traf am Mittwoch in Kalamata ein, um sich über die Rettungsarbeiten und die Unterbringung der Überlebenden zu informieren. Das Ministerium für Migration schickte nach eigenen Angaben Übersetzer und andere Mitarbeiter nach Kalamata. Die Überlebenden sollten demnach in ein Lager für Geflüchtete nahe Athen gebracht werden. Das Kentern des Fischerboots „macht wieder einmal auf tragischste Weise die Notwendigkeit bewusst, die internationalen Schlepperringe zu zerschlagen, die das Leben von Migranten aufs Spiel setzen“, erklärte das Ministerium.

Ebenfalls am Mittwoch war ein vom Kentern bedrohtes Segelboot vor der Insel Kreta mit rund 80 Migranten an Bord von der Küstenwache in einen sicheren Hafen gebracht worden, wie die griechische Hafenpolizei mitteilte.

Griechenland ist neben Italien und Spanien eines der Hauptankunftsländer für Zehntausende Menschen aus Afrika und dem Nahen Osten, die nach Europa wollen. Im vergangenen Monat war die griechische Regierung international in die Kritik geraten, nachdem auf Videoaufnahmen die gewaltsame Zurückweisung von Geflüchteten auf dem Meer zu sehen war. (AFP)