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Joël hat sich nicht nur beim Nähen seines Kostüms, sondern auch beim Erschaffen der Figur, die er darstellt, Mühe gegeben: Sein „Mushroom Samurai“ ist in jeder Hinsicht Marke Eigenbau. In der großen Menge am Samstag fällt er vor allem mit seinem Hut in Form eines Pilzes auf. „Er ist Hut, Rucksack und Kissen in einem“, erzählt der junge Cosplayer dem Tageblatt. Bei der Herstellung hat er verschiedene Stoffe benutzt, darunter welche, die gewöhnlich für Equipment beim Zelten eingesetzt werden. Der wallende Umhang mit dem Blattmuster wurde aus alten Decken genäht.
Wie Joël erschienen zahlreiche Besucher der „Anime Focal“ in Cosplay-Outfits, vorwiegend aus – wie sollte es auch anders sein – Manga und Anime, aber auch aus Videospielen und Filmen. Einige waren eher „casual“ unterwegs, andere trugen aufwendig hergestellte Accessoires mit sich. Spaß hatten sie jedoch alle, denn darum geht es bei diesem Hobby, wie uns mehrere Cosplayer erzählten.
Cosplay, Anime, Elektronik – über das Wochenende verwandelten sich die Luxexpo-Hallen in ein kleines Akihabara. Das ist der Name eines bekannten Ortsteils in Tokio, das als Herz des japanischen Elektronikhandels und der Anime-Kultur gilt. Auch hier, in Luxemburg, konnten die Besucher unzählige Fanartikel und Kunstwerke ergattern, von Art Books und Schaumstoff-Schwertern bis hin zu selbst gemalten Porträts.
Für einige Aussteller war die „Anime Focal“ dann auch der Einstieg ins internationale Messegeschäft. Katarzyna Wyrwinska aus Polen, die ein Masterstudium in Grafikkunst absolviert hat, hat aus ihrer Leidenschaft für Märchen ein Geschäftsmodell gemacht. Die Künstlerin mit dem Namen „Reosia.Art“ inspiriert sich an bestehenden Charakteren, entwirft aber auch ihre eigenen Märchenfiguren und Feen, wie die Künstlerin dem Tageblatt erklärt. Ihre Vorliebe gilt unter anderem den Pokémon, aber auch der Tierwelt.
Das Rahmenprogramm konnte sich ebenfalls sehen lassen: Neben dem Cosplay-Wettbewerb am Samstag mit unter anderem der weltweit bekannten Cosplayerin Yaya Han, die dem Hobby seit 24 Jahren nachgeht, in der Jury standen auch Auftritte der japanischen Hip-Hop-Gruppe Nobodyknows+ und des französischen Sängers Bernard Minet im Line-up. Minet hat die Titelsongs von Serien wie „Les Chevaliers du Zodiaque“ und „Bioman“ gesungen und ließ das zahlreich erschienene Publikum in Erinnerungen schwelgen.
Tageblatt: Sie sind zum ersten Mal in Luxemburg. Was ist Ihr bisheriger Eindruck?
Yaya Han: Ich bin begeistert! Ich war gestern in der Stadt unterwegs und stieß auf viele verschiedene Orte, bei denen ich mir sagte: Hier will ich unbedingt ein Fotoshooting machen! Die Stadt ist wirklich schön. Was mir aber auch sehr gefällt, ist der multikulturelle Aspekt. Hier trifft man auf Menschen aus allen Nationen. Das fehlt mir manchmal ein bisschen in den USA.
Was ist Ihr Eindruck von den Cosplayern auf diesem Event?
Ich freue mich sehr auf den Cosplay-Wettbewerb. Ich bin überrascht, dass diese Convention trotz ihrer erst zweiten Auflage so groß ist, würde mich aber freuen, noch mehr Cosplayer zu sehen. Ich denke, das Wetter hat einige davon abgehalten, im Cosplay zu erscheinen. Es ist auch immer wieder schön, auf Fans zu treffen. Ich habe unter anderem eine Luxemburgerin kennengelernt, die seit 20 Jahren cosplayt. Ich denke, sie wird wohl die erste luxemburgische Cosplayerin gewesen sein.
Was würden Sie einer Person raten, die mit Cosplay anfangen will?
Es gibt heutzutage sehr viele Ressourcen, u.a. zum Selberbauen und -nähen. Ich würde raten, diese vielen Ressourcen zu nutzen und sich nicht von der Menge überwältigen zu lassen. Man sollte auch auf jeden Fall einen Charakter wählen, der einem persönlich wichtig ist, und sich nicht von anderen beeinflussen lassen. Ich denke, das ist das Wichtigste beim Cosplay.
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