Mit der Drama-Komödie „Juno“ (2007) in der Rolle einer ungewollt schwangeren Schülerin war Page berühmt geworden. Der Film brachte ihm damals eine Oscar-Nominierung als beste Hauptdarstellerin ein. Danach ging es in Hollywood schnell bergauf, mit Rollen in „Inception“, „To Rome with Love“, „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ oder „The Umbrella Academy“. Doch für Page verstärkte sich im Rampenlicht auch das Versteckspiel mit seiner Sexualität, der Ablehnung seines Körpers, begleitet von Depressionen, Panikattacken und Essstörungen.
Häufiger sei ihm der Gedanke gekommen, ein Buch zu schreiben, doch erst jetzt könne er in diesem Körper – nach einer geschlechtsangleichenden Operation – präsent sein und diese Aufgabe bewältigen, schreibt Page. Dies sei nun umso dringlicher, denn Transmenschen würden immer öfter körperliche Gewalt und Feindseligkeit erfahren. Er hoffe, mit seiner Geschichte dazu beizutragen zu können, mit den „ständigen Fehlinformationen über queeres und trans Leben aufzuräumen“.
Schon mit vier Jahren habe er instinktiv begriffen, dass er kein Mädchen gewesen sei, schreibt der Kanadier. Eine seiner frühen Kindheitserinnerungen: Er habe versucht, im Stehen zu pinkeln. „Kann ich ein Junge sein?“, habe er seine Mutter mit sechs Jahren gefragt. Später dann darum gekämpft, die Haare kurz zu tragen. In Kleidern habe er sich total unwohl gefühlt.
Page schildert das Heranwachsen in der kanadischen Hafenstadt Halifax, die Eltern ließen sich früh scheiden. Er habe sich in Mädchen verknallt und sei schon während der Schulzeit als Lesbe beschimpft worden. Nach dem Erfolg mit „Juno“, gerade 20 Jahre alt, hätten Zeitungen über seine sexuelle Orientierung spekuliert, beklagt Page. Dazu der Druck aus Hollywood, um der Karriere willen das Queersein zu verstecken. Emotional schildert Page das Trauma, gegen den eigenen Körper zu kämpfen, kaum noch zu essen, sich mit Messern zu verletzen.
2014 outete sich Page auf einer Jugendkonferenz der Human Rights Campaign, der größten Organisation von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgendern (LGBT) in den USA, als lesbisch und sagte, sich nicht mehr verstecken und lügen zu wollen. In „Pageboy“ spricht der Schauspieler von einem der „wichtigsten und heilsamsten Momente“ in seinem Leben – „noch nicht ganz am Ziel meines Weges, aber etliche Schritte weiter“.
In dem Buch (im Kapitel „Berühmtes Arschloch auf Party“) schildert Page einen Vorfall kurz nach dem Coming-out als Lesbe, bei dem ein angetrunkener Bekannter auf einer Party gesagt habe: „Ich fick dich mal so richtig durch, dann wirst du schon merken, dass du doch auf Männer stehst.“ Es sei ein berühmter Schauspieler gewesen, doch den Namen des Stars behält Page für sich.
Page schreibt über die Liebe und Heirat mit der Tänzerin Emma Portner und das Ehe-Aus nach drei Jahren, kurz nach dem Trans-Coming-out als Elliot. Er sei Transgender und verwende nun die Pronomen „er“ (he) und das im Englischen üblich gewordene geschlechtsneutrale Pronomen „they“, teilte Page im Dezember 2020 in den sozialen Medien mit. Das sei das Ergebnis einer „verdammt langen Reise“ gewesen, schreibt Page. „Ich traf die Entscheidung, mich selbst zu lieben.“
Page lässt in dem Buch keine Details aus: von der geschlechtsangleichenden Brust-OP, den Schläuchen im Körper nach dem Eingriff, Testosteron-Spritzen, der Freude über das erste Foto von sich nur in Badehose. „Breiter grinsen geht nicht“, beschreibt er den Schnappschuss in Schwimmshorts, die Narben am Oberkörper sichtbar. Zu dem Foto im Mai 2021 auf Instagram schrieb er: „Trans bb’s first swim trunks“ (deutsch: erste Badehose) – dazu setzte er die Hashtags #transjoy und #transisbeautiful.
Page resümiert über das Buch: „Dies ist die Geschichte von jemandem, der sich selbst findet – inmitten von Hindernissen, Scham, Hoffnungslosigkeit und Schmerz. Der daraus auftaucht und auf eine Weise erblüht, die er nie für möglich gehalten hätte.“
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