Die JPEE-Woche – und JPEE-Karriere – von Kugelstoßer Bob Bertemes ist offiziell beendet. „Ich werde ja auch nicht jünger“, so die banale Erklärung. Am Donnerstag distanzierte er die Konkurrenz gleich beim ersten Versuch und packte zum Abschluss noch ein paar Zentimeter drauf. „Der letzte Wurf hat mir das Leben gerettet“, meinte der 30-Jährige, der sich über vier andere Versuche ärgerte. „20,51 Meter sind für Anfang Juni aber schon okay.“ Auf dem Papier stimmte das Gesamtergebnis mit Gold und Silber: „So gesehen sieht das ordentlich aus. Es hätte schon ein kleines Wunder im Diskus passieren müssen, damit es dort auch zu Gold gereicht hätte.“
Gemeinsam mit Trainer Khalid Alqawati werden ab jetzt schon die nächsten Hürden in Angriff genommen. Regelmäßigkeit lautet die Devise: „Ich möchte konstanter über 21 Meter werfen. Das ist mittlerweile ein Muss auf internationalem Level. Da muss man egal wann und wo abliefern.“ Denn ein großes, allerletztes Ziel hat der freundliche Koloss noch vor Augen: Die Norm für die Olympischen Spiele 2024 in Paris zu schaffen. Die liegt bei 21,50 Metern und darf ab kommenden Monat gestoßen werden. „Stand jetzt müsste es machbar sein, wir wollen das dieses Jahr schon unter Dach und Fach bringen“, meinte Bertemes.
So darf er am Freitag kurz die Beine hochlegen, dann geht das Programm weiter. Am Freitag wird auf Malta fleißig weitertrainiert. „Wir möchten an der Explosivität arbeiten. Der letzte Kraftblock ist abgeschlossen. Mitte Juni wieder mehr internationale Starts.“ Mit als Highlight der Weltmeisterschaft in Budapest. „Bis dahin muss ich in Form sein. Ich bin zuversichtlich, bis jetzt passt alles.“
Einzig auf die Frage, was er denn jetzt an seinem freien Tag anstellen möchte, war Bertemes (noch) nicht vorbereitet. Braucht er eigentlich auch nicht, denn der Rest des FLA-Teams sei für die Planung zuständig. „Das 3×3 habe ich ja verpasst, aber ich denke, wir gehen zum Basketball. Ich lasse mich da ganz gerne beraten.“
Zurück nach St. Moritz
Keine Zeit für andere Sportarten hat derweil Charles Grethen, der überraschend auf der Zielgeraden überholt worden ist. Das Finale der 1.500 Metern der Herren war ein sehr taktisches Rennen, das eher langsam begann. Grethen machte den ganzen Job an der Spitze und musste am Ende zusehen, wie der Andorraner Pol Moya auf den letzten 60 Metern vorbeizog. Der spätere Sieger lief persönliche Bestzeit (3:42.59), während der Luxemburger dicht dahinter auf Rang zwei landete. Der Plan, diesen einzigen Konkurrenten früher abzuschütteln, scheiterte. „Enttäuschung“ war die erste Reaktion des Mittelstreckenläufers, der lange nach Luft ringen musste. „Es war wohl die falsche Taktik. Ich wollte auch nicht zu langsam laufen, aber ich hatte nicht die richtigen Beine. Die Form stimmt trotzdem und ich muss optimistisch bleiben für die nächste Woche.“ Am 15. Juni tritt er nämlich beim Diamond-League-Meeting in Oslo an.
Der Schweiß tropfte dem FLA-Läufer minutenlang von der Nase. Die Sanitäter, die sich nach seinem Wohlbefinden erkundigen wollten, schickte er wieder weg. „Ich komme aus einem Höhentrainingslager“, erklärte er der Presse, nachdem er auch die Frau von der Dopingkontrolle um ein paar weitere Minuten gebeten hatte. Am Freitag reist Grethen nach dem Abstecher auf die Insel schon wieder nach St. Moritz zurück. „Über die letzten Jahre habe ich gemerkt, dass sich das positiv auf meine Leistung auswirkt. In der Höhe ist es schwerer zu trainieren. Es ist weniger Sauerstoff in der Luft. Dadurch baut man mehr rote Blutkörper auf, was positiv ist, wenn man wieder auf Meereshöhe zurückkommt.“
Grailet verteidigt Gold
Apropos Blut. Hürdenläufer François Grailet hatte Glück im Unglück, dass sein heftiger Sturz beim Training keine schlimmeren Konsequenzen als einen Schrecken hatte. Auch im Finale ging es sehr hektisch zu, eine Hürde berührte er mit dem Fuß und schwankte, wie alle anderen, sehr. „Die erste Hälfte des Rennens war wirklich gut, danach fehlte etwas die Frische. Ich bin trotzdem zufrieden mit meinem Rhythmus und der Aggressivität. Die Zeit ist nicht außergewöhnlich, aber aufgrund des Sturzes vorher geht das in Ordnung. Ich bin glücklich darüber, dass ich meine Goldmedaille von vor vier Jahren verteidigen konnte. Jetzt darf ich die anderen anfeuern.“
Zumindest virtuell kann er dann Kollegin Victoria Rausch unterstützen, die wie Grethen früher abreisen wird. Sie reist am Freitag nach Griechenland, wo einen Tag später ihr nächstes Rennen stattfindet. „Mit den 100 Metern hier bin ich wirklich zufrieden. Ich habe eine neue persönliche Bestleistung aufgestellt und bin ins Finale eingezogen. Mehr war aber nicht drin.“ Das war nicht unbedingt der Fall für das Finale auf ihrer Paradestrecke, den 100 m Hürden, wo es zu Silber reichte. Lange muss sie sich aber nicht über das Rennen ärgern, immerhin kann sie das am Samstag wiedergutmachen. (chd)
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