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DüdelingenEin Hochstapler zwischen Irrenhaus und Biergarten – Zweite Auflage des „Back to the Past“

Düdelingen / Ein Hochstapler zwischen Irrenhaus und Biergarten – Zweite Auflage des „Back to the Past“
Die Kleidung der Steampunker lehnt sich an den Modestil des viktorianischen Zeitalters an Fotos: André Feller

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Das Steampunk-Festival im Fond-de-Gras ist europaweit bekannt und lockt jedes Jahr Zigtausende Besucher ins Tal des ehemaligen Industrie- und Bergbaugebiets. Nachschub an Materialien zum Gestalten neuer Kostüme oder zur Ergänzung eines bestehenden Outfits gab es indessen am vergangenen Wochenende in Düdelingen.

Während sich im Fond-de-Gras die Liebhaber des Steampunk in unterschiedlichsten Kostümen präsentieren, lud in Düdelingen das Kollektiv „Back to the Past“ zu einem Steampunk-Markt ein. An etwa 20 Ständen boten Insider aus der Szene Gegenstände und Teile zum Verkauf an. Das Spektrum reichte von Einzelteilen wie Zahnrädern und eigenartigen optischen Geräten bis hin zu retrofuturistischen tragbaren Maschinen.

Mich Diederich, einer der Mitorganisatoren, zeigte sich zufrieden mit dem Event, das zum zweiten Mal in Düdelingen ausgetragen wurde. Während die erste Auflage im Zentrum Düdelingens stattfand, suchten sich die Verantwortlichen des Kollektivs zusammen mit der Gemeindeverwaltung eine passende Kulisse heraus. So fand die Veranstaltung zwischen den Gebäuden des ehemaligen Industriegeländes entlang der route de Thionville statt.

Inmitten des Geschehens ragte einer der Mitwirkenden aus der Masse heraus, der Schmierenschreiber, Hochstapler und Zeitreisedetektiv, Chefredakteur von „The Whitechapel Gazette“, dem Journal für Alternativ-Wahrheit. Sein richtiger Name passt kaum auf eine Visitenkarte. Der Abenteurer William Peter Victor Henry Honorius George III Carpenter, siebter Sohn zur linken Hand des 13. Earl of lovely lovely lovely Western Low Land, Knight of Honor and Lord of Scripture.

Der Zeitreisende aus 1893, dessen Kleider viel zu altmodisch sind, hat ein Händchen für Schriften, denn der kleine Schmierenschreiber, wie er sich selbst nennt, ist in der Lage, ein komplettes Steampunkleben von der Geburt bis zum Tode zu dokumentieren. Seine Geschichten, die er gut zu verkaufen weiß, begeistern, genauso wie die von ihm ausgestellte Urkunde zur Verleihung eines lebenslangen Zechrechts.

Erlös geht an gemeinnützige Stiftung

Er ist aber nicht nur Schmierenschreiber, sondern auch Professor Doktor honoris causa und Inhaber des ersten Lehrstuhls für angewandte Psychopathie und andere Abnormitäten, Reiseschriftsteller und Zeitreisedetektiv.
Sein Büro, im viktorianischen Stil, ist immer mit dabei, immerhin muss der Schreiber viele Schreibereien erledigen. Und diese finden jeweils zwischen Biergarten und Irrenanstalt statt. Wer noch nicht vor dem Besuch der „Whitechapel Gazette“ irre war, ist es spätestens danach, wenn einem vom Buchstaben- und Wortsalat wirr ist. Als Journalist ist er natürlich immer aus erster Quelle informiert, über sein historisches Telefon steht er stets in Verbindung mit der Queen, wie uns William Peter Victor vor Ort selbst bewies.

Christian Peuss liebt seine Rolle als William Peter Victor über alles. Er selbst deute Steampunk nur dezent an seiner Uniform an. Ihm gehe es vielmehr darum, den Menschen Geschichten zu erzählen, zu unterhalten und alle möglichen Dokumente mit Stempel und Siegel auszustellen. Die Geschichten seien übrigens einzigartig, denn spätestens am Tag nach der Erzählung erinnere er sich nicht mehr daran. Auch wisse er nie, wie eine Story beginne und ende, das liege halt im Blut, so Christian alias William Peter Victor.

Die zweite Auflage war, auch wenn es sich größtenteils um Kundschaft aus Luxemburg und der Großregion handelte, ein Erfolg. Die Veranstalter hoffen darauf, dass sich im kommenden Jahr das Event herumspricht und mehr Besucher nach Düdelingen kommen. Der Erlös aus der Veranstaltung wird an die Stiftung „Multiple Sklerose Luxemburg“ gespendet.

Christian Peuss alias William Peter Victor betreibt das „Journal für Alternativ-Wahrheit“
Christian Peuss alias William Peter Victor betreibt das „Journal für Alternativ-Wahrheit“
Accessoires für die Gestaltung der Kostüme sind sehr gefragt
Accessoires für die Gestaltung der Kostüme sind sehr gefragt

Irma
22. Mai 2023 - 11.22

Liebe Organisatoren, ein kleines Plakat am Cactus-Anschlagbrett genügt nicht als Reklame.