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BelarusLukaschenko ist seit seiner letzten Moskau-Reise nur noch ein Schatten

Belarus / Lukaschenko ist seit seiner letzten Moskau-Reise nur noch ein Schatten
Besuch beim Heer: Lukaschenko hatte sich zuvor sechs Tage lang gar nicht mehr blicken lassen Foto: dpa/Belarus’ Presidential Press Office

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Was ist mit Lukaschenko los? Der belarussische Autokrat wirkt merkwürdig kraftlos. Schon wird über seine Nachfolge spekuliert.

So kennt man Alexander Grigorowitsch in Belarus gar nicht. In einem Waldstück schleppt sich der sonst stattlich wirkende Diktator unsicheren Schrittes die paar Meter zum Hauptquartier seines Heeres. Den Gruß eines Generals nimmt er traurig entgegen, abwesend. Und am Tisch stammelt er mehr, als dass er redet. Alexander Lukaschenko ist dazu heiser, seine Stimme ungewöhnlich kraftlos.

Sechs Tage lang hatte sich der von seinem Volk gefürchtete Autokrat zuvor gar nicht mehr blicken lassen. Von der Parade anlässlich des sowjetischen Sieges im Zweiten Weltkrieg von 1945 war Lukaschenko vom 9. Mai war er vorzeitig abgereist. Im Kreml hieß es damals, Lukaschenko habe zu Hause in Minsk noch eine eigene Parade abzunehmen. Dort jedoch zeigte sich der starke Mann von Belarus überhaupt nicht, das erste Mal seit fast 30 Jahren. Kommentatoren hatten vormittags in Moskau einen seltsamen Verband am linken Handgelenk entdeckt, der auf Infusionen hindeutete.

In Belarus verschwand Lukaschenko daraufhin aus der Öffentlichkeit; selbst am Nationalen Feiertag der offiziellen rot-grünen Flagge vom Sonntag ließ sich er sich nicht blicken. Tags zuvor war der Präsidententross beim Republikanischen Spital unweit seines Amtssitzes im Stadtteil Drozdy gesehen worden. Offizielle Verlautbarungen gab es indes keine.

Es ist Bürgerpflicht, das Land zu verteidigen – selbst ohne Präsidenten

Lukaschenko-Propagandist Alexander Spakuschki

Stattdessen brodelt nicht nur in Minsk die Gerüchteküche. Auch am Dienstag ging das weiter. Das Staatsfernsehen hatte ihn zwar lebend gezeigt, doch gesund sah Lukaschenko nicht aus. Und Führungsstärke manifestiert sich in Belarus auch anders. Für Aufhorchen sorgte der besonders loyale Lukaschenko-Propagandist Alexander Spakuschki, der alles herunterspielte und auf seinem Telegram-Kanal meinte, der „Staatspräsident“ hätte sich nur erkältet. „Niemand ist unsterblich“, fügte Spakuschki hingegen an. „Es ist Bürgerpflicht, das Land zu verteidigen – selbst ohne Präsidenten“, ließ er verlauten. In Kiew wird unter Journalisten, aber auch in regierungsnahen Kreisen darüber spekuliert, Lukaschenko sei vergiftet worden. In Polen wiederum sagte der belorussische Oppositionspolitiker und Ex-Botschafter Pawel Latuschko, sein einstiger Chef leide an einer Herzmuskel-Entzündung.

Panik in Minsk?

Polnische Medien berichten am Dienstag über geheime Gespräche zwischen Minsk und Warschau, bei denen Lukaschenkos Präsidialamt kurz nach der russischen Invasion in die Ukraine im Frühling 2022 die Möglichkeit eines Transits auf dem Landwege auf einen polnischen Flughafen für ihren Chef sondiert habe. Lukaschenko sollte von Polen demnach nach China oder Venezuela ausreisen. Als Grund für die Panik in Minsk wurden Morddrohungen des Kremls genannt, weil sich Lukaschenko geweigert habe, seinem von westlichen Experten als schwach und veraltet eingeschätzten Heer einen Angriff auf Lwiw (Lemberg) zu befehlen.

Laut dem regierungsnahen Polnischen Institut für Internationale Angelegenheiten könnte in Minsk bald Parlamentspräsidentin Natalia Katschanowa Lukaschenko ersetzten. Die 62-Jährige hat russische Vorfahren und war 2016 bis 2019 Präsidialamtschefin. In Warschau wird Katschanowa als noch Russland-freundlicher als Lukaschenko eingestuft.

In Vilnius forderte die belarusische Oppositionsführerin Switlana Tichanowska die Belarusen im Exil und zu Hause dazu auf, sich auf eine Machtübernahme vorzubereiten. „Wir müssen darauf vorbereitet sein, Belarus auf den Weg der Demokratie zu führen und vor russischen Einmischungen zu bewahren“, twitterte sie. Sie hoffe, die internationale Gemeinschaft regiere diesmal schnell und entschieden, fügte die mutmaßliche Siegerin der Präsidentenwahlen von 2020 an. 

Lukaschenko hatte im Armeehauptquartier berichtet, das Heer befinde sich seit drei Tagen im Alarmzustand, nachdem die Ukrainer die grenznahe russische Oblast Kursk angegriffen hätten. Am Dienstag wurde bekannt, dass Beamte und Politiker das Land nicht mehr verlassen dürfen.

JJ
17. Mai 2023 - 13.32

Marionetten sind immer nur Schatten.Putin wird ihm seine Grenzen aufgezeigt haben.

rcz
17. Mai 2023 - 10.13

Fatigue oder Post Sputnik Syndrom!? Corona ist noch immer da!