Nach seinem Sieg bei der Tour de France im letzten Jahr und seinen drei Erfolgen bei der Vuelta durfte Mads Pedersen gestern zum ersten Mal beim Giro jubeln. Der Däne vom Team Trek-Segafredo wurde mit seinem Sieg auf dem sechsten Abschnitt zum 104. Fahrer in der Geschichte, der bei allen Grand Tours jeweils eine Etappe gewinnen konnte. Beim Massensprint des 162 Kilometer langen, anspruchsvollen Teilstücks mit Start und Ziel in Neapel landete der Italiener Jonathan Milan (Bahrain-Victorious) gestern auf Rang zwei. Der Deutsche Pascal Ackermann (Bora-hansgrohe) wurde Dritter.
Das Ausreißer-Duo Alessandro de Marchi und Simon Clarke, das sich im hügeligen Mittelteil absetzen konnte, wurde erst rund 300 Meter vor dem Ziel vom knapp 100 Fahrer großen Hauptfeld eingeholt. Andreas Leknessund (Team DSM) aus Norwegen verteidigte das Rosa Trikot des Gesamtführenden erfolgreich.
Weltmeister und Topfavorit Remco Evenepoel (Soudal Quick-Step) landete am Donnerstag auf Rang 41 und hat in der Gesamtwertung weiter 28 Sekunden Rückstand auf Leknessund. Der 23-Jährige war nach seinen zwei Stürzen am Vortag trotz „einigen Schmerzen im Rücken“ und „einigen großen Prellungen“ aufs Rad gestiegen – laut Teamarzt hat der Belgier ein Muskelhämatom und eine Verletzung am Kreuzbein.
Evenepoel war am Mittwoch auf der fünften Etappe gleich zweimal gestürzt. Nachdem er zuerst im Laufe der Etappe durch einen Hund zu Boden gegangen war, war der Belgier im chaotischen Finale der Etappe ein weiteres Mal zu Fall gekommen. Dabei soll auch der Luxemburger Alex Kirsch involviert gewesen sein.
„Kirsch fuhr an der Spitze, um den Sprint für Mads Pedersen vorzubereiten“, erklärte Trek-Segafredo-Sportdirektor Steven de Jongh gegenüber der belgischen Tageszeitung Het Laatste Nieuws. „Seine Arbeit war getan und er wich nach rechts aus. Remco schaute in diesem Moment nach links, sah Alex nicht und berührte sein Hinterrad.“ Daraufhin kam Evenepoel zu Fall. Dessen Teamkollege Louis Vervaeke machte Kirsch nach der Etappe als Verursacher des Zwischenfalls aus. De Jongh sagte dazu: „Es ist ein unglücklicher Sturz und ich verstehe die Frustration, aber Remco hätte einfach nach vorne schauen sollen.“
Kirsch war nach der Etappe zunächst im Soudal-Quick-Step-Teambus, um sich zu entschuldigen. Nach Angaben von de Jongh war das jedoch unnötig. Wie der Niederländer gegenüber Het Nieuwsblad erklärte, habe sich Evenepoel danach an die eigene Nase gefasst. „Remco hat sich bei Alex und Mads entschuldigt, nachdem er das Filmmaterial von oben gesehen hatte. Das war natürlich sehr unglücklich. Und Remco war direkt nach dem Sturz frustriert.“
Evenepoel schien die Stürze dann gestern auch gut weggesteckt zu haben. Der ehemalige belgische Fußball-Jugendnationalspieler jonglierte vor dem Start der sechsten Etappe locker mit dem Ball, trotz Schmerzen fühle er sich „ziemlich gut, ich bin zufrieden mit dem Gefühl“.
Kirsch hat derweil auf dem gestrigen Teilstück viel Zeit verloren und kam als 160. mit 18:25 Minuten Rückstand ins Ziel. Bob Jungels (Bora-hansgrohe) wurde als bester Luxemburger 96. (+0:57), Michel Ries (Arkéa Samsic) kam auf den 101. Platz (+3:22).
Am Freitag kommt auf die Fahrer eine eindrucksvolle Kulisse und mit über 4.000 Höhenmetern viel Arbeit zu. Die 218 Kilometer lange siebte Etappe startet in Capua und endet mit der Bergankunft auf dem Hochplateu Campo Imperatore. Der Schlussanstieg ist 26,5 km lang, wird aber erst im letzten Teil wirklich steil. (jw/SID)
Ergebnisse
6. Etappe: Neapel-Neapel (162 km): 1. Mads Pedersen (Dänemark/Trek-Segafredo) 3:44:45 Stunden, 2. Jonathan Milan (Italien/Bahrain Victorious), 3. Pascal Ackermann (Deutschland/UAE Team Emirates), 4. Kaden Groves (Australien/Alpecin-Deceuninck), 5. Fernando Gaviria (Kolumbien/Movistar Team), 6. Michael Matthews (Australien/Team Jayco AlUla) alle gleiche Zeit, …96. Bob Jungels (Luxemburg/Bora-hansgrohe) 0:57 Minuten zurück, …101. Michel Ries (Luxemburg/Arkéa Samsic) 3:22, …160. Alex Kirsch (Luxemburg/Trek-Segafredo) 18:25
Gesamtwertung nach 6 von 21 Etappen: 1. Andreas Leknessund (Norwegen/Team DSM) 22:50:48 Stunden, 2. Remco Evenepoel (Belgien/Soudal-Quick Step) 0:28 Minuten zurück, 3. Aurélien Paret-Peintre (Frankreich/Ag2r Citroën Team) 0:30, 4. João Almeida (Portugal/UAE Team Emirates) 1:00, 5. Primoz Roglic (Slowenien/Jumbo-Visma) 1:12, 6. Geraint Thomas (Großbritannien/Ineos Grenadiers) 1:26, 7. Aleksander Wlassow (Bora-hansgrohe) gleiche Zeit, … 67. Jungels 18:37, 104. Ries 34:42, 130. Kirsch 43:53
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