Herren
Alles richtig gemacht: Der Strassener Meistertrainer Massimo Tarantini hat es fertiggebracht, die transferierten Spieler optimal einzubauen und einen Haufen hervorragender Spieler, mit mehr oder weniger Spielzeit, bei Laune zu halten. Seine Maxime lautete: „Mit sechs, sieben Spielern wirst du nicht Meister.“
Transfer und Wiedergeburt: Brett Dailey hat in der Strassener Atmosphäre an seine alte Form anknüpfen können. Seit seiner Ankunft 2019 aus der französischen ProA büßte der Kanadier seine Topform langsam, aber sicher ein. Wie viele vor ihm fiel es ihm schwer, sich im Amateurbereich zurechtzufinden. In Strassen hat er wieder an die alte Form anknüpfen können.
Alter schützt vor Volleyball nicht: Hat eine neue Herausforderung gesucht und ist in Bartringen gelandet: Der inzwischen 42-jährige Tscheche Jaromir Kolacny ist schlicht nicht unterzukriegen. Wenn man gegen sein Team bestehen will, so muss man ihn in den Griff bekommen. Immer gut für 8 bis 10 Punkte pro Satz.
Doppelbelastung ist nicht einfach: Dies merkte der Diekircher Spielertrainer Francisco Abreu jedes Spiel wieder. Mit großen Zielen gekommen, wirkte er oftmals in den Auszeiten verloren gegenüber Spiel und Mannschaft. Einfach ist es nicht, zu spielen und gleichzeitig das Spiel zu analysieren. Aber Lösungen vorzuschlagen, sollte doch gehen. Wurde als Coach gut von Patrick Wagner gedoubelt.
Der Pechvogel: Er hatte sich viel vorgenommen, der Nationalspieler Mateja Gajin, und nach wenigen Punkten musste er im ersten Saisonspiel, dem Super Cup, das Spielfeld verletzt verlassen. Nachträglich stellte man einen Ermüdungsbruch fest und die Saison war gelaufen. Im zweiten Finale vor einer Woche dann seine Rückkehr: Galoppo, gesundheitlich angeschlagen, machte Platz für seinen Vorgänger. Und dieser hatte sichtlich viel Spaß bei seinem Einstand.
Durchbruch des Kükens: Christian Galoppo war zu Saisonbeginn vom Nachbarn Bartringen nach Strassen gekommen. Als Ersatzspieler auf der Diagonale wurde er gleich am ersten Spieltag ins kalte Wasser geworfen. Ihm stand es zu, Gajin zu ersetzen. Der damals frischgekürte Junioren-Europameister der Kleinen Staaten machte seine Sache so gut, dass er für nächste Saison ein Stipendium in den USA ergattern konnte.
Die jungen Wilden: Nicht immer im Einklang mit ihrem bulgarischen Zuspieler Konstantin Mitev setzte man in Bartringen alles auf eine Karte und vertraute ab Januar seinen beiden jungen Zuspielern Sebastian Dobre und Yoann Laparre. Die Routine fehlte zwar, aber die Spielfreude kehrte wieder. Und sicher haben beide vieles richtig gemacht, sonst wäre Bartringen wohl kaum im Meisterschaftsfinale gelandet.
Vom Sprachlosen zum Sprachrohr: In Strassen beerbte Tim Laevaert den langjährigen Kapitän Ralf Lentz und ging in dieser Aufgabe auf. Bei ihm bekommt der „Spielführer“ eine ganz neue Dimension. Er spricht sehr viel mit seinen Mitspielern, baut sie nach Fehlern wieder auf und feuert sie ständig an. Er ist das Sprachrohr seines Trainers. Neue Anweisungen werden vom Libero direkt an die Mannschaft herangetragen. Und Pokale in die Luft stemmen kann er auch schon.
Porto hin und zurück: Der zweite Strassener Zuspieler der vorigen Saison, Simao Novais, war studienbedingt nach Porto gezogen. Sein Ersatz, Zoran Simic, ließ sich nach den Challenge-Cup-Spielen im Dezember nicht mehr sehen. Novais hielt zu seiner Mannschaft und flog kurz mal ein, wenn das anstehende Spiel es erforderte. Auch wenn er wenig spielte, wusste er, dass allein durch seine Präsenz sein Team beruhigt aufspielen konnte.

Damen
Nicht alles herausgeholt: Im Laufe der Saison wurde das Team aus Mamer in Insiderkreisen immer mehr zum Favoriten auf die Titel. Im Pokal konnten die Spielerinnen von Trainer Ranguel Krivov noch liefern, gingen dann im Meisterschaftshalbfinale aber kläglich unter. Das Warum wurde nie aufgeklärt.
Jederzeit lieferbar: Den Meistertitel verdankt Walferdingen, wie schon so oft, Betty Hoffmann. Sie liefert sicher nicht jedes Spiel eine Topleistung ab, doch wenn man sie braucht, dann ist sie stets zur Stelle, um ihr Team zum Ziel zu bringen.
Zweite Jugend gefunden. 2018 war Nadja Schaus, 50-fache deutsche Nationalspielerin, zur Gym gestoßen. In vielen Ligen hat sie viele Titel errungen, doch bisher bliebt dies ihr in Luxemburg verwehrt. Um dies zu erreichen, hat sie einen Zahn zugelegt und war Ende der Saison wieder eine der Besten ihres Teams. Ist stets ein Vorbild für ihre jungen Mitspielerinnen.
Ein gutes Händchen: Petingen wäre ohne seine Zuspielerin Emilie Mangin nie ins Play-off vorgestoßen. Die einstige Spielerin von Vandoeuvre-Nancy ist die beste ihres Fachs in der Novotel League. Jedes Jahr steht sie bei manchem luxemburgischen Team auf der Einkaufsliste, doch sie bleibt immer standhaft und damit Petingen treu.
Viel Kraft aus Kanada: Den ertragreichsten Transfer tätigte Gym mit dem Einkauf der Diekircherin Rachel Windhorst. Die Kanadierin zeigt erst diese Saison, was wirklich in ihr steckt. Im Angriff sehr schwer zu kontern, findet sie immer wieder Lücken im Feld, wo sie ihre Bälle dann hinschmettert. Eine große Verstärkung für jedes Team.
Edelstein und Glas: Mamer glaubte, mit der Dominikanerin Annerys Vargas-Valdez, zweimalige Teilnehmerin bei der Olympiade, das große Los gezogen zu haben. Die 42-jährige Mittelblockerin wollte ihre Karriere in Luxemburg ausklingen lassen. Beim „ausklingen lassen“ hätte Mamer wohl stutzig werden sollen. Gute und weniger gute Spiele wechselten sich ab, auf sehr gute wartet Mamer bis heute.
Der kleine Wirbelwind: Die knapp 1,70 m große Angreiferin Camille Esselin hat den Sprung von Gym zum Meister Walferdingen gewagt und gewonnen. In beiden Teams hatte sie sich ihren Stammplatz durch ihr schnelles Angriffsspiel gegen weitaus größere Spielerinnen erobert. Ohne sich Fragen zu stellen, steht sie für erfrischenden Volleyball.
Wann kommt das Vertrauen? Vor kurzer Zeit hat Lilli Tarantini als Kapitänin ihre Juniorinnen in der Europameisterschaft der Kleinen Staaten zu Gold geführt und ist so ganz nebenbei auch als MVP ausgezeichnet worden. In Mamer aber bekommt sie nicht das Vertrauen des Trainers und wird nur sporadisch eingesetzt. Schon viele andere haben in dieser Situation dem Volleyball den Rücken zugekehrt.
Keiner schimpft so schön: Man kennt ihn mittlerweile in allen Hallen. Fabio Aiuto, Trainer der Gym, kann neben dem Spielfeld sehr laut werden. Dann rattert die Stimme des sizilianischen Coachs schneller als die MPs der Mafia. In bestem Italienisch ist er zwar nur für wenige zu verstehen, doch Hauptsache er kann sich Luft machen, wenn er nicht mit dem Auftreten seiner Mannschaft zufrieden ist.
Titel
Drei Teams haben sich diese Saison die Titel geteilt: Damenmeister wurde Walferdingen, den Damenpokal gewann Mamer. Bei den Herren schaffte Strassen das Doublé. Bei den Damen teilten sich Walferdingen und Mamer übrigens sämtliche Titel der letzten zehn Jahre.
Weltreise
Flop diese Saison im Challenge Cup. Bartringen und Strassen, die beide gemeldet waren, wollten ihren Spielern ein Dankeschön für die gebrachten Leistungen schenken. Doch anstatt nach Portugal oder Zypern, reiste man genau 2,7 km. Die CEV hatte gute Arbeit geleistet.
Gelb-Rot
War der Volleyball bisher einigermaßen glimpflich davongekommen, so steigerten sich doch die Rüpeleien in letzter Zeit. Das Schiedsgericht wurde angehalten, zu reagieren. Somit mussten öfters Spieler von der Tribüne zuschauen.
Ausland
Von da kommen mittlerweile weitaus mehr als 50 Prozent aller Spieler in den Kadern, auf dem Feld sind es über 80 Prozent. Nur zwei Teams (Esch-Herren und Echternach-Damen) spielten nicht mit und finden sich nächste Saison eine Stufe tiefer wieder.
3:0
3:0 war das Resultat von 53 Prozent der Spiele der Herren, bei den Damen waren es gar 67 Prozent. Dies zeugt wohl nicht von übermäßiger Spannung an jedem Wochenende. Übrigens stand es im Durchschnitt bei 12 Prozent am Ende 3:2.
Rente
Gleich zwei Akteure der Finalspiele gingen am Samstag in die wohlverdiente Volleyballer-Rente: Maryse Welsch, seit ewig Libero in Walferdingen, und Peter Schmitt, der nach 18 Saisons in Strassen die Sportschuhe an den Nagel hängt.
Zu Demaart
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