Mit dem Auftrag einer Studie zum Thema Arbeitszeitverkürzung an das „Luxembourg Institute of Socio-economic Research“ (Liser) wollte Minister Georges Engel lediglich objektive Elemente in die Diskussion einbringen, um Emotionalität aus dieser heraus- und Rationalität in diese hineinzubringen. Dass dies nicht so einfach werden wird, verdeutlichen erstens die Reaktion der UEL, die am Dienstag einer Sitzung des „Comité permanent du travail et de l’emploi“ (CPTE) fernblieb, während der die Studie präsentiert wurde, und zweitens die Schlussfolgerungen dieser Untersuchung, die in vielen Punkten wenig klare Ergebnisse brachte und unter anderem die Durchführung weiterer Studien anregt.
Und so bleibt, dass die LSAP- beziehungsweise die arbeitsministerliche Initiative auch als wahltaktischer Coup gesehen werden darf, der die entsprechende Thematik in den Wahlkampf einfließen lässt und die Parteien zwingt beziehungsweise zwang, sich zur Arbeitszeitverkürzung zu positionieren. Was diese im Übrigen jetzt bereits taten (wir berichteten), wobei jene Parteien, die sich für die Verkürzung aussprachen (darunter die LSAP), den Erwartungen der Wählerschaft eher genügen als jene, die andere Positionen vertreten.
Entsprechend formulierte OGBL-Präsidentin Nora Back nach der CPTE-Sitzung, dass „wir erst am Anfang der entsprechenden sozialpolitischen Debatten“ stünden.
Die Aussagen der Studie
Die Liser-Studie, die sich auf akademische Beiträge, auf wissenschaftlich etablierte Fakten und nationale und sektorielle Berichte stützt, untersucht drei Ziele einer Arbeitszeitreform, die da wären: Vereinbarkeit von privatem und beruflichem Leben, Beschäftigung und Arbeitslosigkeit sowie Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit.
Zu Beginn stellt die Studie fest, dass Luxemburgs Nachbarländer Deutschland, Belgien und Frankreich die Arbeitszeit bereits seit den 80ern des vorigen Jahrhunderts reduziert haben. In Frankreich werden 35 Stunden pro Woche gearbeitet, in Belgien und Deutschland meist zwischen 37 und 38 Stunden. In Luxemburg gab es die letzte Arbeitszeitverkürzung via Gesetz in den 70ern; seitdem beträgt die Wochenarbeitszeit 40 Stunden, auch wenn es die Möglichkeit gibt, in Kollektivverträgen geringere Arbeitsperioden festzulegen. Die effektive Jahresarbeitszeit (unter Berücksichtigung von Urlaubs- und Feiertagen) ist mit 1.701 Stunden in Luxemburg denn auch vergleichsweise hoch. In Deutschland werden pro Jahr durchschnittlich 1.677 Stunden, in Frankreich 1.544 und in Belgien 1.495 Stunden gearbeitet.
Theoretisch könnte eine Arbeitszeitverkürzung laut Studie die Vereinbarkeit von Job und Privatem verbessern, mehr Frauen könnten Beschäftigung finden, die Hausarbeit könnte besser zwischen den Geschlechtern aufgeteilt werden, es könnte weniger Stress und Erschöpfung geben und bei gleichem Monatslohn bliebe mehr Spielraum für Freizeit und Konsum. Allerdings sieht die Studie auch die Gefahr einer Intensivierung der Arbeit und eine Mehrbelastung im Job, unvorhersehbare Arbeitszeiten und eventuell einen geringeren Lohn und dadurch weniger Raum und Mittel für Freizeit und Konsum.
Die solchermaßen von der Studie festgestellten gemischten und teils widersprüchlichen Auswirkungen sind auch in den weiteren untersuchten Bereichen zu finden. Sollte eine gesetzliche Arbeitszeitverkürzung umgesetzt werden, so rät das Liser denn auch, darauf zu achten, dass es nicht zu Kompensationen mit Überstunden kommt. Bereits jetzt greifen 87 Prozent der großen Unternehmen und 55 Prozent der kleineren Betriebe auf Überstunden zurück (Zahlen von 2022). Auch müsse garantiert werden, dass es nicht zu zusätzlicher Arbeit außerhalb der festgesetzten Stunden komme; dieses Risiko sei durch die Digitalisierung noch größer geworden. Weiter solle darauf aufgepasst werden, dass zu lange Referenzperioden (etwa auf ein Jahr) nicht dazu führen könnten, dass atypische Stundenpläne die Vorteile wieder einbremsen.
Der Mangel an qualifizierten Kräften könne in Luxemburg auch bedeuten, dass diese Arbeitskräfte intensiver ran müssten.
Vernünftiger und konstruktiver Sozialdialog
Am Beispiel der Einführung der 35-Stunden-Woche in Frankreich beschreibt die Studie, dass eine Verbesserung des Wohlbefindens der arbeitenden Menschen nur in jenen Betrieben festgestellt wurde, die über funktionierende Personaldelegationen, sprich einen innerbetrieblichen Sozialdialog verfügten.
Auch zum Thema Produktivität und Beschäftigung sind die Aussagen der Studie gemischt und somit nicht klar. Die Studie verweist unter anderem auf einige berufliche Aufgaben, die nur schwer aufteilbar und neuen Mitarbeitern zu geben sind, auf die Kosten von Neueinstellungen bei verkürzter Arbeitszeit und auf fehlende Arbeitskräfte. Für die Betriebe müsse es demnach Kompensationen geben; in Frankreich sei dies zum Beispiel eine Minderung der Sozialbeiträge für die Betriebe gewesen.
Weiter müsse der Zeitplan einer Verkürzung der Wochenarbeitszeit gut gewählt sein: Es müssten etwa Wachstumsaussichten herrschen, um die Änderung verträglich zu gestalten. Daneben müsse die Verkürzung angepasst an die verschiedenen Sektoren geschehen.
Allgemein komme eine Verkürzung Frauen und älteren Arbeitnehmern in Sachen Wohlbefinden eher zugute als Arbeitern mit geringem Einkommen und jenen in prekären Berufen.
Und so schlussfolgert die Studie denn auch, dass die Auswirkungen einer Arbeitszeitverkürzung unterschiedlicher Natur seien, je nach den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, der Finanzierung, den Begleitmaßnahmen zur Kontrolle von Überstunden und Flexibilität und nach wirtschaftlichen Sektoren. Und demzufolge seien eben weitere Studien notwendig, so die Liser-Forscher.
Wat haten d'Sozialisten fréier gutt a capabel Aarbechtsministeren ( Gebridder Krier, Bievesch Nick asw. ) déi nach woussten, wat en Aarbechter wier an déi sech entspriechend fir hien agesaat hunn.
Villen Politiker geht et ze gutt, fir dass se ob so'u domm Idee'en kommen.
Manner schaffen geht et hannerzeg !
Normal schaffen bleift een sto'en !
Besgen mei' schaffen verbessert een seng Situatio'un !
35-Stundenwoche,mehr Lohn und mit 55 in Rente.So wie die Franzosen das wollen. Das wär doch was. Die Beiträge zahlen die Enkel.