Seit 2016 hat die luxemburgische Steuerberatungsfirma ATOZ, beispielsweise, abgefragt, was Luxemburger über Steuern denken, über Selbstständigkeit, über Reichtum, über den Klimawandel – oder wie die Nachbarn das Großherzogtum sehen. Zuletzt, also 2021, wurde untersucht, welche Lehren die luxemburgische Bevölkerung aus der Pandemie gezogen hat.
In Anbetracht der anstehenden Wahlen wurde dieses Jahr der Fokus in diese Richtung gesetzt – und nach den Erwartungen der Bevölkerung an die Politiker, die sie vertreten sollen, gefragt.
Welche grundlegenden Überzeugungen sollten diese am ehesten aufweisen? Welche Persönlichkeitsmerkmale, Eigenschaften und Führungsmethoden werden erwartet? Und was wird gar nicht toleriert? So lauteten einige der aufgeworfenen Fragestellungen.
Altruismus und Egoismus
Dazu wurden in Zusammenarbeit mit der Marketingfirma Quest vom 15. bis zum 23. März 600 Menschen verschiedenen Alters, Geschlechts und verschiedener Nationalität befragt: So gab es einen Fragebogen auf der Seite questions.lu und computerunterstützte Interviews im öffentlichen Raum.
Eine erste Erkenntnis: Die Mehrheit der Befragten wünscht sich eine hohe Übereinstimmung hinsichtlich der Themen, die man selbst als prioritär für die Gesellschaft hält (61 Prozent). 57 Prozent möchten, dass ein Politiker die eigenen Werte teilt. Nur wenige Befragte finden es wichtig, dass sie hinsichtlich des Alters, des Geschlechts („Gender“) oder der Herkunft eine Übereinstimmung vorfinden: Dies haben jeweils deutlich weniger als zehn Prozent der Befragten als wichtig eingestuft.
Eine weitere Erkenntnis: Eine (kleine) Mehrheit der 300 Befragten ist bereit, persönliche Interessen beiseite zu stellen, wenn es notwendig ist, um ein als wichtig akzeptiertes gesellschaftliches Ziel zu erreichen. Insgesamt 61 Prozent geben an, entsprechend altruistisch zu sein – während nur sieben Prozent (ehrlich) egoistisch sind: Für die ist es ein absolutes No-Go, auf eigene Interessen zu verzichten.
Kompetenz ist King
Zudem sind der Bevölkerung offenbar gewissenhafte und zuverlässige Persönlichkeiten wichtig. Dass die Volksvertreter immer „agreabel“ sind, also immer gut „ankommen“, ist dagegen deutlich nachrangig. So finden 66 Prozent der Befragten „absolut“, dass ein Politiker zuverlässiger sein müsse als eine Durchschnittsperson. Aber nur 21 Prozent erwarten ebenso, dass ein Politiker „angenehm“ und „freundlich“ im Benehmen ist.
Vor die unbedingte Wahl gestellt, möchten die meisten Befragten, dass ein Politiker mehr als alles andere kompetent sein muss. „Interessanterweise entthront Kompetenz Integrität als das Hauptmerkmal, das ein Politiker haben muss“, kommentieren die ATOZ-Autoren: 91 Prozent der Befragten wünschen sich jedenfalls ganz zuerst Kompetenz vom Ideal-Politiker, nur 70 Prozent halten „Integrität“ für extrem wichtig. Rund 89 Prozent der Befragten halten „Empathie“ übrigens für das eher unwichtigste Persönlichkeitsmerkmal. Generell sind „weiche“ Charaktereigenschaften offenbar unwichtiger als solche, die sogar durch Fakten „bewiesen“ werden können.
Nicht nur bei diesem Punkt haben die Meinungsforscher interessante Unterschiede in den Details festgestellt: Während etwa Luxemburger zu 74 Prozent zunächst Kompetenz wünschen, heben nur 49 Prozent der Nicht-Luxemburger diesen Wesenszug auf den ersten Platz der Wunschliste. „Könnte das daran liegen, dass die Einheimischen einen langfristigeren Blick auf die Zukunft ihres Landes haben – gegenüber Individuen, bei denen es wahrscheinlicher ist, dass sie das Land wieder verlassen?“, fragen die Autoren, die die Studie immer wieder – ausdrücklich – mit subjektiven Überlegungen kommentieren. Die Fähigkeit, andere zu „mobilisieren“ und zu „führen“, wünschen sich junge Menschen übrigens ebenfalls deutlich häufiger als ältere Mitbürger.
Bitte keine Karrieristen!
Die Konsistenz zwischen Worten und Taten eines Politikers wirkt auf viele Menschen anziehend – 98 Prozent der Befragten finden das (mindestens) „wichtig“. Gleichzeitig sollen Politiker die Probleme des „echten Lebens“ kennen, möglichst aus eigenem Erleben: Das finden 97 Prozent der Befragten wichtig.
Dass Politiker sensibel sind und eine starke soziale Ader haben, ist 46 Prozent der befragten Frauen „sehr wichtig“, aber nur 38 Prozent der Männer.
Und was schreckt die Bürger an Politikern eher ab? Auch das haben die Meinungsforscher herausgefunden. Hier steht ganz oben die Günstlingswirtschaft: 53 Prozent wählten dies als eine von drei abgelehnten Eigenschaften. Nachrangig folgen: aufgeblasene Egos und reines Karriere-Denken (49 Prozent), nichtssagende, phrasenhafte Sprache (39 Prozent) oder Nähe zu Lobbyisten und Interessengruppen (38 Prozent). Ein nicht-vorbildlicher Lebenswandel stößt dagegen nur 18 Prozent der Befragten stark ab: Sowieso denkt die große Mehrheit der Bevölkerung, dass die Privatsphäre der Politiker auch privat bleiben sollte.
ATOZ bilanziert, die Menschen wollten „starke, mutige Persönlichkeiten, bereit, um selbstsicher und mit Autorität zu führen“. Allerdings fragen die Studienmacher auch, ob dieser „ideale Kandidat“ irgendwie realistisch ist: „Oder suchen wir ein Einhorn?“ Und selbst, wenn er (oder sie) existiert und gewählt werden kann: Wäre man dann zufrieden – oder „hätte man doch wieder das Gefühl, dass etwas anderes fehlt“?
Ja, so etwa dürfte der/die kommende Premierminister/in aussehen.
Super, Dann hu mir 2 esou perfekt Männer an der Regierung.
De B an de B
"mit Autorität zu führen“.
Wer sagt der ATOZ das denn?
FüHREN!!!! Befehl und die Ratten folgen dir, oder so ähnlich.
Dei Politiker vun haut sin Lobbyisten. Dann ass Alles gesot.
gudden Artikel
dee läschte Satz wirft Frôën op..
nët schlecht