Bis dato machte die Gemeinde stets eine öffentliche Ausschreibung, wenn eine oder mehrere Wohnungen verfügbar waren; die Bearbeitung der Dossiers brachte es jedoch mit sich, dass die Wohnungen erst sehr viel später vergeben werden konnten. Seit Donnerstag hat sich dies nun geändert: Interessierte können sich nun direkt in eine Warteliste eintragen lassen; ist eine Wohnung frei, und sie sind an der Reihe, werden sie vom Wohnungsamt kontaktiert. Bis dato musste man jedes Mal, wenn eine Wohnung, an der man interessiert war, frei wurde, einen neuen Antrag stellen. Das ist jetzt nicht mehr der Fall; man braucht sich nur einmal in die besagte Liste einschreiben zu lassen. „Damit erhoffen wir uns einen großen Zeitgewinn“, sagt der Sozialschöffe der Stadt Luxemburg, Maurice Bauer. Die Bearbeitung der Dossiers habe es mit sich gebracht, dass manchmal viel Zeit verging, bis eine freie Wohnung wieder vergeben werden konnte.
Momentan verwaltet das Wohnungsamt der Stadt Luxemburg 879 Wohnungen, davon 620 Sozialwohnungen, 121 möblierte Zimmer und 41 Wohnungen zu erschwinglichen Preisen. Die Nachfrage nach Gemeindewohnungen steigt kontinuierlich. Lag die Anzahl der Wohnungsanfragen 2020 bei 591, waren es voriges Jahr 712. Für eine Wohnung meldeten sich schon mal bis zu 250 Interessenten.
Aufgabe des Wohnungsamtes ist es auch, Leuten eine Unterkunft zu verschaffen, die vom Vermieter auf die Straße gesetzt wurden. Hier stehen vor allem die Notunterkünfte in den Wohnheimen „Obenthalt“ und „Moulin d’Eydt“ zur Verfügung. Bei Notfällen, wie wenn z.B. durch eine Überschwemmungskatastrophe viele Wohnungen auf einmal benötigt werden, können kurzfristig auch Hotelzimmer angemietet werden. Hilfe gewährt die Gemeinde auch jenen Leuten, die ihre Wohnung verlassen müssen, weil diese von der Gemeinde als gesundheitsschädlich eingestuft wurde. Der Vermieter hat dann drei Monate Zeit, die Wohnung in Ordnung zu bringen, was aber nicht immer der Fall ist. „Es gibt Vermieter, die spekulieren darauf, dass wir ihnen die Mieter abnehmen“, sagt Bauer. In einem Fall habe der Vermieter sogar die Treppe aus dem Haus reißen lassen, um die Mieter zur Aufgabe der Wohnung zu zwingen.
Da die Nachfrage nach bezahlbaren Wohnungen wohl eher steigen als zurückgehen wird, wird auch das Wohnungsamt noch personell aufgestockt werden. Momentan arbeiten 35 Personen bei dem Amt.
Neue Adresse
Seit Ende März ist das Wohnungsamt an einer neuen Adresse – 90a, rue de Strasbourg – untergebracht, das Gebäude teilt es sich übrigens mit dem Sozialamt der Hauptstadt, das ebenfalls dorthin zog. Auch dieses soll kurz- bis mittelfristig noch mehr Personal einstellen. Das Koalitionsabkommen der aktuellen Regierung sieht eine Aufstockung des Personals um 50 Prozent vor, sodass in absehbarer Zukunft bis zu 75 Personen dort arbeiten werden. Vor allem sucht das „Office social“ Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen („assistants sociaux“). Doch die sind anscheinend nicht so einfach zu finden, wie die Präsidentin des Sozialamtes, Vronny Krieps, bemerkt. Kaum seien sie fertig mit der Ausbildung, hätten sie schon eine Arbeit, und die Auswahl auf dem Arbeitsmarkt sei groß für sie: Jugendhäuser, „Maisons relais“ und andere Hilfsorganisationen streiten sich förmlich um die wenigen ausgebildeten sozialen Fachkräfte. Die Zusammenlegung an der gleichen Adresse soll auch die Zusammenarbeit der beiden Ämter erleichtern, die zwar verschiedene Aufgaben haben, aber auch oft gemeinsame Kunden.
2022 erhielt das „Office social“ 16.244 Anträge auf Sozialhilfe; die Zahl der Antragsteller stieg von 2.343 im Jahre 2020 auf 3.084 im vorigen Jahr. Dieses Jahr seien es bereits 1.483 Anträge. Auch hier sei die Tendenz steigend. Sozialhilfe beschränkt sich allerdings nicht auf finanzielle Hilfe. Etliche ihrer Kunden stünden finanziell nicht schlecht, erklärte Vronny Krieps, doch viele Menschen bräuchten soziale Unterstützung, weil sie total vereinsamt lebten.
Missstand erkannt und beseitigt. Meine Hochachtung !