Die Militärkaserne Grand-Duc Jean in Diekirch – im Volksmund liebevoll „Härebierg“ genannt – ist in die Jahre gekommen. Bei einem Bummel entlang der Bauten aus den Fünfzigern erscheint es mitunter, als seien die letzten Jahrzehnte an den strengen Sicherheitskontrollen am Eingang gescheitert. Die Zeit steht still auf dem Areal. Das verleiht dem Ganzen zwar einen gewissen Charme, stellt die Armee aber in puncto Operationalität, Sicherheit und Logistik vor enorme Herausforderungen.
Seit Jahren schon werden Generalstab, Politik und Gewerkschaften nicht müde, auf die Notwendigkeit einer Sanierung der Kaserne hinzuweisen. Keine unwesentliche Rolle spielen dabei die Verpflichtungen des Großherzogtums, in den Verteidigungshaushalt zu investieren, um die NATO-Zielsetzung zu erfüllen. Allerdings muss Luxemburg bis 2028 nicht nur die Verteidigungsausgaben auf ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erhöhen, sondern dem Verteidigungsbündnis im Rahmen des „Defence Planning Process“ auch mehr Einheiten zur Verfügung stellen.
Um den Erfolg dieser Missionen zu garantieren, müssen gleich mehrere Voraussetzungen erfüllt werden, wie François Bausch bereits im November 2021 betonte: „Wir müssen der Armee die nötigen Mittel zur Verfügung stellen, genügend Leute rekrutieren und die Einsatzkräfte bestmöglich auf diese Missionen vorbereiten.“ Dafür sei eine Modernisierung der bestehenden Infrastruktur unabdingbar, so der Verteidigungsminister im Rahmen der damaligen „Mäertesfeier“. Und das in der Optik, den Rekruten, Soldaten und Offizieren künftig bessere Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen bieten zu können.
183 Millionen Euro will der Staat nun bis 2029 in die Modernisierung des Militärzentrums investieren. Damit die Armee in dieser Zeit operationell bleibt, sollen die Arbeiten in drei Phasen durchgeführt werden. Erste Vorbereitungen laufen schon seit 2021. Davor wurde auf einer Anhöhe bereits ein modernes Industrie- und Bürogebäude fertiggestellt, in dem die Werkstätten und Ateliers eine neue Bleibe gefunden haben.
Ein nachhaltiges Projekt
Im Rahmen einer kleinen Zeremonie wurde die erste Phase der Arbeiten am Donnerstag in Diekirch eingeleitet. Was nun folgt, ist ein Mammutprojekt, das neben sieben Neubauten auch die Sanierung von 27 bestehenden Gebäuden vorsieht. Aussehen und Charakter dieser Gebäude sollen mit der Ausnahme einiger Anpassungen größtenteils bewahrt werden, sodass sich das Gesicht des Areals nicht wesentlich verändert. Im Kern aber werden die Bauten den modernsten Ansprüchen der Armee entsprechen und gleichzeitig ökologisch-nachhaltige Kriterien berücksichtigen.
„Wir mussten langen Atem beweisen, um das Projekt ins Rollen zu bringen. Nun müssen wir noch etwas Geduld haben, bis die Arbeiten auch wirklich abgeschlossen sind“, meinte Generalstabschef Steve Thull ihm Rahmen der Grundsteinlegung. Am Standort des künftigen Sport- und Freizeitkomplexes ging der Offizier kurz auf die Beweggründe hinter den Arbeiten ein. So steigere das Projekt nicht nur die Einsatzbereitschaft der Armee, sondern auch deren Attraktivität, so der General. „Moderne und funktionelle Gebäude, die den heutigen Anforderungen entsprechen, tragen mit Sicherheit dazu bei. Außerdem hat das Wohlbefinden am Arbeitsplatz positive Auswirkungen auf die Produktivität.“
François Bausch („déi gréng“) war indessen zufrieden, dass die Arbeiten endlich beginnen können. Denn: „Wenn erst mal alles fertig ist, verfügen wir hier oben über ein hochmodernes Militärzentrum, das sich zeigen lässt“, so der Verteidigungsminister. Es sei dies eine weitere Etappe des Modernisierungsprozesses, der vor fünf Jahren eingeleitet worden sei. „Somit hoffe ich, dass wir mit den Arbeiten rasch weiterkommen, damit die Armee zügig von den modernen Einrichtungen profitieren kann“.
Eine Armee, die in Zukunft auch nachhaltiger agieren soll. So verwies der Minister auf die geplante Holzpellet-Anlage, die in unmittelbarer Nähe rund 70 Prozent der Heizwärme auf dem Herrenberg beisteuern soll. Gleichzeitig sollen die Gebäude nach ihrer Sanierung 50 Prozent weniger Energie verbrauchen. „Wenn dann noch sämtliche Bauten mit Solarpanels versehen werden, können wir 65 Prozent des Stroms im Militärzentrum selbst generieren“, so Bausch.
In einer ersten Phase soll die Kaserne nun um die besagte Holzpellet-Anlage, ein neues Wachhaus, drei überdachte Hangars für lange Fahrzeuge und Material sowie einen großen Sport- und Freizeitkomplex erweitert werden. Letzterer wird auf einem Grundstück der Stadt Diekirch am östlichen Rand des Militärzentrums etwas oberhalb des Besucherparkplatzes errichtet. In einem ersten Gebäude sind u.a. eine Sporthalle, eine Kletterwand, ein Dojo, ein Kraftraum und ein Multisportplatz im Freien vorgesehen.
Der Sportplatz wird nur für Soldaten zugänglich sein, während die Halle auch von Schulklassen oder anderen Zivilisten genutzt werden kann. Zu diesem Zweck werden auch zwei separate Eingänge angelegt. Gleichzeitig soll die Sporthalle auch für offizielle Veranstaltungen der Armee genutzt werden sowie für Training oder Truppenübungen bei schlechtem Wetter.
In dem angrenzenden Freizeitgebäude werden u.a. ein Speisesaal für 600 Personen, eine Küche mit Kapazitäten für 1.200 tägliche Mahlzeiten, Kühl- und Lagerräume sowie Freizeitbereiche für Soldaten und Offiziere untergebracht. Geplant sind gesellige Aufenthaltsräume, eine Bibliothek mit Internetzugang, ein Mehrzweckraum, ein Frisörsalon, eine Bar und andere Begegnungsstätten.
Alles wird neu
In einer nächsten Phase werden dann auch die bestehenden Gebäude vollständig überholt. Dazu gehören etwa der Pavillon mit Festsaal, die Bürogebäude und anderen administrativen Bauten sowie die Wohninfrastrukturen. Dort sollen auf sämtlichen Etagen drei Schlafsäle für jeweils acht Soldaten mit den entsprechenden Sanitäranlagen eingerichtet werden.
Renoviert wird auch der Pavillon der medizinischen Einheit, der u.a. im Dachgeschoss um moderne Verwaltungsräume sowie ausreichend Platz für sportmedizinische Tests erweitert werden soll. Gleichzeitig werden die medizinischen Bereiche den aktuellsten hygienischen Anforderungen angepasst, so wie sie auch in zivilen Gesundheitseinrichtungen Standard sind.
Ein besonderes Augenmerk gilt indessen auch den Sicherheitsstrukturen und den Ausbildungseinrichtungen. So werden durch den Bau der Logistikhalle Räumlichkeiten frei, die für Schulungsbedürfnisse hergerichtet werden. Damit sind Ateliers, Hörsäle und Simulationsräume künftig in einem einzigen Pavillon untergebracht. Saniert wird auch das bestehende Wachhaus, das um einen neuen funktionalen Eingangsposten erweitert wird. Gleichzeitig wird das Gelände mit einem neuen Zaun, einem elektronischen Überwachungssystem und einem befahrbaren Patrouillenpfad gesichert.
„Die Luxemburger Armee hat ganz bestimmte Bedürfnisse, um ihre operationellen Aufgaben erfüllen zu können. Dieses Projekt dient an erster Stelle der Optimierung der Ausbildung und der Vorbereitung unserer Soldaten“, unterstrich General Steve Thull. Er sei sich sicher, dass die neuen Einrichtungen – allen voran die Ausbildungs- und Simulationsräume – ihren Zweck erfüllen werden.
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