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KunsteckeStéphane Halleux mit „Home Sweet Home“

Kunstecke / Stéphane Halleux mit „Home Sweet Home“
Stéphane Halleux, Batman transcontinental, 52 x 140 x 35 cm

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Den jungen belgischen Bildhauer Stéphane Halleux und die Luxemburger Galerie Schortgen verbindet eine lange und gemeinsame Geschichte. Der 1972 in Chênée (Belgien) geborene Künstler hat vor 20 Jahren zum ersten Mal in der Galerie seine fantastischen Figuren ausgestellt. Auf Anhieb mit Erfolg, sodass die Galerie ihm später nicht nur die Treue gehalten hat, sondern auch den Weg zu einem kurzen Animationsfilm ebnen konnte. Dank einer luxemburgischen Produktion erhielt der Film „Mr. Hublot“ 2014 den Oscar für den besten Animationskurzfilm.

Die Galerie und ihre Verlagsabteilung haben bereits 2007 und 2011 Publikationen über das Werk von Halleux veröffentlicht, andere Bildbände folgten, sodass die ganz besonderen Skulpturen des Stéphane Halleux auch über zahlreiche Ausstellungen, besagten Kurzfilm hinaus in der internationalen Kunstwelt Spuren hinterlassen haben.

Halleux sagt zu seiner neuen Ausstellung in Luxemburg: „Revenir exposer ici, à Luxembourg, dans la Galerie Schortgen, là où je suis né (en tant qu’artiste), c’est un peu comme quand j’étais petit et que je rentrais à la maison, après avoir été jouer dans la neige, pour boire un bon chocolat chaud devant un dessin animé … “ Die Verantwortlichen der Galerie danken ihm mit einer einen ganzen Monat laufenden Ausstellung in den Räumlichkeiten der Galerie in Luxemburg-Stadt und einer außergewöhnlichen Preview, heute Abend in der „Halle des Poches à fonte“ in der Schmelz Esch-Belval für geladene Gäste, ein Termin, der es den 18 präsentierten Kreationen des Künstlers erlaubt hat, sich sozusagen in einem „atypischen“ industriellen Ambiente zu bewegen.

Lebendig wirkende Figuren

In der Tat, Halleux schafft keine Skulpturen aus Marmor, Holz oder Eisen, er setzt Figuren und Objekte aus diversem Material naturgetreu in Miniaturformat zusammen, kreiert also neue Wesen, etwa seine Symbolfigur Mr. Hublot. Es ist dies ein Männchen mit braunem Mantel, dicker kurioser Brille und der Fähigkeit – wie im Animationsfilm – sich etwas holpernd zu bewegen, Maschinen zu bedienen und gar Emotionen zu zeigen. Dennoch, ob Mr. Hublot, die Figur Shelltex d.d.t. aus dem Jahre 2010 oder der eigenartig anmutende „Fonctionnaire Bettendorff“, 2018 entstanden, und passend zum politischen Umfeld „Captain America“ (2022), egal, all diese Kreaturen sind handgefertigt, scheinen manchmal wie industriell hergestellt, sind aber stets mühsam gefertigte Unikate. Halleux präzisiert: „Quand je fabrique un personnage, un fonctionnaire à hélice ou un expert-comptable, j’imagine sa vie, son environnement, son appartement, le trajet pour aller bosser, etc.“

Haben manche Kunstliebhaber anfangs in seinen Figuren einfache Männchen oder Objekte gesehen, die man wie Spielzeuge aus früheren Zeiten beliebig benutzen könne, so haben Kenner bald festgestellt, diese Figuren sind vollwertige Unikate mit eigener Lebensgeschichte. Die Liebe zum Detail, zur visionären Gestaltung, etwa bei seiner „War Machine“ oder seinen futuristischen Autos und rasenden Motorrädern, machen aus diesen Kreationen mehr als „Spielzeuge“ für Kinder. Es sind echte Skulpturen mit Gespür für Fine-Tuning und Ausdruck so mancher Erwachsenen-Träume. Wer sieht sich nicht in Pose auf der kleinen „Vespa“ oder als Rennfahrer in „Monza“? Und wenn Stéphane Halleux selber sein grünes Eierkopfmännchen manipuliert, so erfüllt er damit das Vergnügen des Spaziergängers, der seinen etwas eigenartigen Hund künstlerisch an der Leine führt.

Eine Einsicht in das Atelier des Künstlers zeigt, wie hier Einzelheiten der zu schaffenden Objekte erkundet und umgesetzt werden. Dies belegt, dass der Erfinder dieser neuen, fantastischen Welt mit ihren typischen Figuren nichts dem Zufall überlassen möchte, sodass gar Tim Johnson von der „DreamWorks Animation“ dazu sagt: „C’est la qualité de leur récit que je trouve incroyable. Ils vous racontent une histoire riche et complexe – tout simplement à travers leur existence propre.“

Humorvoll und auf Details bedacht

Stéphane Halleux hinkt keiner festen Kunstrichtung hinterher, macht sich nicht zum Fürsprecher einer Bewegung, er macht ganz einfach mit viel Humor und etwas Zeitkritik sein eigenes „Ding“. Seine originellen Gestalten könnten sich gut und gerne in bestehende Welten einreihen, tun dies aber nicht, sie sind ganz einfach Produkte eigener Vorstellungen, eigener Imagination. Im Vorwort der Ausstellung heißt es dazu: „Dans ce travail anachronique, l’idée de Stéphane Halleux est simple: le futur est le fantasme de notre passé projeté dans un nouvel espace technologique. Sa recherche plastique articule ces deux temporalités.“

Seit dem Oscar-Triumph für „Mr. Hublot“ im Jahre 2014 hat Stéphane Halleux große Ausstellungen im Eiffelturm in Paris (2015), im Palais Egmont, dem Atomium (Brüssel), in San Diego, São Paulo, Miami, Amsterdam, Oxford, Berlin, Knokke und natürlich mehrmals in Luxemburg gehabt, Schauen, in denen er jeweils neue seiner Imagination entsprungene Figuren präsentiert, etwa auch einen „fliegenden“ „Batman transcontinental“, den „Vertreter Jim Beam“ oder den „Buchhalter Duesberg-Bosson“ mit seiner ganz speziellen Frisur.

Zweiter Film in Arbeit

Und da Luxemburg dem belgischen Bildhauer bereits einmal Ruhm eingebracht hat und der Filmplatz auch von dieser Aura profitiert, entsteht aktuell ein zweiter Film, diesmal über Stéphane Halleux und seine „Traumfabrik“. Die Luxemburger Gesellschaft „La fabrique d’images“ bereitet in Zusammenarbeit mit einer belgischen und einer französischen Produktionsfirma den Langspielfilm „The Defects“ vor. Halleux übernimmt dabei die künstlerische Leitung, die Idee stammt von Christine Parisse und Jean-Marie Musique. Das Drehbuch haben David Freedman und Jules de Jongh besorgt. Das Budget liegt bei zehn Millionen Euro. Man darf gespannt sein. In Erwartung des Films drängt sich kurzfristig die Ausstellung „Home Sweet Home“ auf!

Info

„Home Sweet Home“ von Stéphane Halleux in der Galerie Schortgen, 24, rue Beaumont, Luxemburg, vom 22. April bis 27. Mai 2023.

Stéphane Halleux, Goldman and Sachs, mixed media, 57 x 52 x 30 cm
Stéphane Halleux, Goldman and Sachs, mixed media, 57 x 52 x 30 cm