„Moonbin hat uns am 19. April verlassen und wurde zu einem Stern am Himmel“, schreiben Vertreter von Fantagio. Alle Mitglieder und Mitarbeiter des Labels stünden unter großem Schock. Das Unternehmen bittet darum, jegliche Spekulationen und Falschmeldungen rund um Moonbins Tod zu unterlassen und die Familie, die sich in tiefer Trauer befindet, zu respektieren. Eine Zeremonie im engsten Kreis sei geplant.
Wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap News berichtete, wurde der Künstler von seinem Manager leblos in seinem Apartment vorgefunden, nachdem er nicht auf Proben aufgetaucht war. Unter Berufung auf Polizeikreise heißt es in den Medienberichten, dass Moonbin wahrscheinlich Selbstmord begangen habe. Am 20. April teilte die Polizei gegenüber CNN mit, dass keine äußeren Einwirkungen auf den Tod festgestellt werden konnten.
14 Jahre im Business
Moonbin hatte eine 14-jährige Karriere hinter sich. Im Alter von elf Jahren spielte er in der Serie „Boys Over Flowers“, nachdem er bereits als Kind als Model aktiv gewesen war. 2016 wurde er zum Mitglied der damals sechsköpfigen Gruppe Astro ernannt. Er nahm die Rolle des Haupttänzers und Leadsängers ein und galt unter Arohas – so nennen sich die Fans der Gruppe – als Allrounder, der sowohl singen als auch tanzen und rappen konnte. Einige Astro-Songs wie „Footprint“ und „You And Me“ tragen seine Handschrift. Außerdem war er wegen der selbst geschriebenen Gedichte, die er seinen Fans vortrug, bekannt.
2019 legte der Künstler eine Pause ein. Gesundheitliche Gründe wurden als Auslöser genannt.
2020 kehrte er zur Gruppe zurück und war ebenfalls als Duo mit Astro-Mitglied Sanha aktiv. Gemeinsam sollten die beiden am Samstag in Macau auftreten.
Moonbin hinterlässt unter anderem seine Schwester Moon Sua, Rapperin und Mitglied der Gruppe Billlie.
Suizide in der K-Pop-Welt
K-Pop ist die Abkürzung für Korean Pop und ein Sammelbegriff für koreanischsprachige Popmusik, die u.a. auf Elemente aus dem Hip-Hop und der elektronischen Musik zurückgreift. Sie ist in den 90er-Jahren entstanden und hat sich mittlerweile weltweit im Mainstream etabliert. Die auftretenden Künstler sind junge Menschen, Idols genannt, die meistens von Talentagenturen rekrutiert und jahrelang intensiv ausgebildet werden. Dies betrifft nicht nur Gesang und Tanz, sondern schließt auch mitunter Unterricht im perfekten Umgang mit Fans und Presse ein.
K-Pop wird häufig wegen der strengen Schönheitsideale, die aber im Grunde nichts als ein Spiegel der Ideale in der südkoreanischen Gesellschaft sind, und des fast maschinenartigen, auf Perfektion getrimmten Systems kritisiert. Diese Ideale finden sich auch in der westlichen Pop-Industrie wieder, werden aber im K-Pop zum Teil auf die Spitze getrieben. Die Performer sind einem unheimlichen Leistungsdruck ausgesetzt und müssen neben dem musikalischen Bereich auch besonders auf ihr Auftreten abseits der Bühne achten. „Fehlerhaftes“ Benehmen oder Gewichtszunahme werden sofort von den Medien kritisiert und für den Ausdruck persönlicher Meinungen ist wenig Platz.
Wie die Zeit im März 2020 in einem Beitrag analysierte, spiegele die kompetitive K-Pop-Welt die südkoreanische Gesellschaft wider. „Geduldig und ausdauernd zu sein und endlich das zu erreichen, was man will. Das wird in Korea sehr geschätzt und respektiert. Angehende Idols durchlaufen Talentschmieden, die Konkurrenz ist immens und hat man sein Ziel erreicht, sind zwölf bis 20 Stunden Arbeit keine Seltenheit. Pro Tag! Schließlich müssen Tanztrainings, Interviews und Touren auf der ganzen Welt erledigt und nebenbei noch die Fans auf Social Media unterhalten werden. Körperliche Folgen bleiben da nicht aus, in den sozialen Medien lassen sich zahlreiche Videos finden, in denen zu sehen ist, wie K-Pop-Stars vor Erschöpfung auf der Bühne ohnmächtig werden“, heißt es dort.
2017 nahm sich Kim Jong-hyun, Mitglied der Band SHINee, mit 27 Jahren das Leben. 2019 starben die Sängerinnen Sulli und Goo Hara durch Suizid. 2020 wurde Yohan von der Gruppe TST leblos aufgefunden – auch bei ihm wird Selbstmord als Todesursache angenommen, wobei die genauen Umstände auf Wunsch der Familienangehörigen hin nicht bekannt gemacht wurden.
Die Selbstmordrate in Südkorea ist eine der höchsten weltweit. Suizid gilt als eine der häufigsten Todesursachen bei Menschen unter 40 Jahren. Das Thema psychische Gesundheit wird dort immer noch stark stigmatisiert.
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