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TestspielFLF-Nationalspielerin Lucie Schlimé: „Niemand stellt sich freiwillig ins Tor“

Testspiel / FLF-Nationalspielerin Lucie Schlimé: „Niemand stellt sich freiwillig ins Tor“
Lucie Schlimé möchte in Zukunft Studium und Fußball miteinander kombinieren Foto: Editpress/Jeff Lahr

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In dieser Woche steht für die Damen-Fußballnationalmannschaft von Trainer Dan Santos gleich zwei Testbegegnungen gegen die Färöerinseln auf dem Programm. Die Nummer eins im Tor der „Roten Löwinnen“ ist Lucie Schlimé, die mit ihren 19 Jahren zu einer festen Größe avanciert ist. Im Interview erzählt die Abiturientin von ihren Anfängen im Fußball und vom Grund, warum sie eigentlich heute im Tor steht. Jetzt will sie den nächsten Schritt machen. 

Tageblatt: In dieser Woche sind zwei Testspiele gegen die Färöerinseln geplant. Mit welchen Erwartungen geht die FLF-Auswahl in diese Spiele und wie stark ist der Gegner einzuschätzen?

Lucie Schlimé: Im FIFA-Ranking stehen die Färöerinseln (Platz 102) einige Plätze vor uns (Platz 118). Sie haben aber letztes Jahr gegen Lettland ein ähnliches Ergebnis wie wir erzielt. Wir rechnen uns auf jeden Fall eine Chance aus. Beide Mannschaften begegnen sich meiner Meinung nach auf Augenhöhe.

Im Februar gab es zwei Niederlagen gegen Malta (1:2 und 1:3). Wie wurden diese Spiele analysiert? Welche Themen wurden vom Trainerteam hervorgehoben, an denen gearbeitet worden ist?

Ich stand lediglich bei der ersten dieser beiden Begegnungen auf dem Spielfeld. Wir waren absolut nicht im Spiel drin. In unserem Kader waren viele neue Gesichter dabei, welche vorher noch nicht in der Mannschaft waren. Der Trainer hat sehr viel getestet, schlussendlich hat es aber auf der physischen Ebene gehapert. Wir waren zudem mental nicht auf der Höhe. Bei unserer Leistung fehlten Körpersprache und Einsatz. Der Gegner war physisch einfacher stärker als wir. Fußballerisch waren wir überlegen. Ob es daran gelegen hat, dass es das erste Spiel in der Rückrunde war, kann ein Grund dafür gewesen sein.

Zu Ihrer persönlichen Karriere: Wie sind Sie eigentlich zum Fußballspielen gekommen – und warum gerade Torhüterin?

Ich wollte eigentlich von klein auf Fußball spielen. Da wir aber in meiner frühen Kindheit auf dem Land gelebt haben, war es für mich nicht möglich, in einem Fußballverein aktiv zu werden. Erst im Alter von 12 Jahren, als wir nach Steinsel umzogen, hatte ich die Möglichkeit, in einem Klub zu trainieren und zu spielen. Meiner Meinung nach gibt es in jungen Jahren niemanden, der sich freiwillig ins Tor stellt. Ich war im ersten Jahr Feldspielerin, und dann plötzlich kam die Nachricht, dass unser Torwart den Verein verlassen wird. Weil ich jedoch nie eingesetzt wurde, sah ich plötzlich die Möglichkeit, als Torhüterin die ganze Begegnung auf dem Feld stehen und auch spielen zu können. Mit der Weile hatte ich dann richtig Spaß an dieser Aufgabe.

Wo liegen Ihre Stärken und Schwächen?

Meine Körpergröße ist sicherlich von Vorteil bei Paraden auf der Linie. Die nötigen Reflexe, die man als Torhüterin haben muss, sind auch vorhanden. Meine Präsenz im Fünf-Meter-Raum ist allerdings ausbaufähig. Ich muss meinen Gegenspielerinnen noch mehr zeigen, dass der Fünf-Meter-Raum „mein“ Bereich ist. Daran arbeiten wir aber ständig. Auch das Timing bei hohen Bällen in den Strafraum ist verbesserungsfähig. Wie die Färöerinseln spielen werden, ob sie eher über die Seiten angreifen werden oder durch das Zentrum, weiß ich noch nicht. Das werden wir dann vor dem Spiel sicherlich mitgeteilt bekommen. Das Abwehren von Weitschüssen liegt mir.

Sie stehen seit dieser Spielzeit im Tor des SC Bettemburg. Wie ist die bisherige Saison verlaufen?

Unsere Saison hat mit sehr viel Pech begonnen, weshalb es nicht mehr so gut aussieht. Wir hatten einen guten Kader mit vielen bekannten Gesichtern, von denen sich dann aber vier in der Vorbereitung verletzt haben, sodass unser Kader geschrumpft ist. Natürlich haben wir noch immer gute Spielerinnen, allerdings mehr auf kämpferischer als auf spielerischer Ebene. Am zweiten Spieltag haben wir gegen Racing knapp mit 2:3 verloren. Das Hinrundenspiel zu Hause gegen Mamer konnten wir mit 3:1 für uns entscheiden, haben aber wichtige Punkte bei der 0:1-Niederlage in Junglinster liegen gelassen. In der Rückrunde mussten wir an zwei Wochenenden hintereinander gegen RFCUL antreten, immer noch ohne unsere verletzten Spielerinnen. Das Pokalspiel ging sehr knapp verloren, allerdings gab es in der Meisterschaft eine Woche später eine heftige 2:6-Klatsche. Zurzeit stehen wir auf Platz drei hinter Racing und Mamer, wobei unser Ziel lauten wird, Mamer vom zweiten Platz zu verdrängen. Die Hauptstädter werden wir nicht mehr einholen können.

Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?

Ich mache dieses Jahr meine „Première“ im Lycée Ermesinde (Abschlussklasse 1D). Demnächst stehen die Examen an. Danach will ich Sport studieren und versuche natürlich, Studium und Fußball miteinander zu kombinieren. Die Priorität wird hoffentlich der Fußball sein. Noch ist aber nichts entschieden.

Mit 19 Jahren Sind Sie bereits Stammtorhüterin bei den „Roten Löwinnen“. Wie gehen Sie mit dieser Verantwortung und der Konkurrenz um?

Ich hätte mir nie im Leben erträumen können, dass es so schnell gehen würde. Mit 14 Jahren bin ich zur U16 gestoßen. Zu dieser Zeit gab es mit 16 Jahren nur zwei Möglichkeiten: entweder ist man nicht mehr berufen worden oder man ist zur A-Mannschaft aufgerückt. Ich bin mit 15 zur A-Mannschaft gestoßen, weil das Trainerteam der Meinung war, dass dieser Schritt mich weiter voranbringen würde. Es waren noch fünf Torfrauen vor mir, welche durch ihr Alter auch mehr Erfahrung hatten. Ein Jahr später bekam ich plötzlich unerwartet die Chance, gegen Kosovo aufzulaufen. Ich war froh, dass ich ein gutes Spiel gemacht hatte und somit meine Chance nutzen konnte. Seit der WM-Qualifikation sind nur junge Keeperinnen dabei, welche mächtig Druck hinter mir machen. Emma Goetz spielt in Freiburg, war aber verletzt und arbeitet zurzeit an ihrem Comeback. Sowohl Céline Töpler vom FC Déifferdeng 03 als auch Joy Jung (spielt in Deutschland in Issel) erhöhen den Konkurrenzkampf. Vervollständigt wird das Aufgebot von Anaïs Weyer (spielt beim FC Metz).

Im September beginnt die Nations League. Gibt es irgendeinen Wunschgegner?

Ich habe mir noch keine Gedanken darüber gemacht. Natürlich gehören Lettland, Mazedonien und Lichtenstein zu den Gegnern, die man sich wünscht, da wir schon Begegnungen gegen diese Nationen gewonnen haben. Man kennt die Stärken und Schwächen und worauf die Schwerpunkte gelegt werden müssen. Unbekannte Gegner sind aber auch interessant. C-League klingt besser als Qualifikation, weil wir unserem Gegner auf Augenhöhe begegnen werden. Eben anders als auf England zu treffen, wo man schon im Vorfeld weiß, dass man chancenlos ist.

Wie hat sich die Erwartungshaltung nach den Spielen in der WM-Qualifikation mit neun Punkten und dem vierten Tabellenplatz verändert?

Unser Ziel vor der WM-Qualifikation war mindestens ein Punkt. Dieses Ziel wurde natürlich meilenweit übertroffen. Wir waren selbst überrascht von unserem Abschneiden. Sowohl Lettland als auch Mazedonien hatte schon vorher einige Kampagnen gespielt. Uns hatte niemand auf der Rechnung. Für die zweite Kampagne haben wir höhere Erwartungen, auch der Druck von außen ist größer. Wir wollen selbstverständlich unser vorheriges Resultat toppen. Es hängt aber auch von der Gruppenauslosung ab und was unsere Möglichkeiten dann sein werden.

Im Überblick

Testspiele:
Am Mittwoch um 19.30 Uhr im Stade Achille Hammerel (Luxemburg): Luxemburg – Färöerinseln
Am Samstag um 18.30 Uhr in Hosingen: Luxemburg – Färöerinseln

Das Aufgebot: 
Tor:
Lucie Schlimé, Céline Töpler, Anaïs Weyer
Abwehr: Ana Barbosa, Aldina Dervisevic, Liane Freymann, Emma Kremer, Yana Lentz, Mariana Lourenco, Delcy Monteiro, Eva Fernandes, Andreia Machado
Mittelfeld: Marta Estevez, Edina Kocan, Olivia Konsbrück, Laura Miller, Charlotte Schmit, Leila Schmit, Marisa Soares
Angriff: Isabel Albert, Kimberly dos Santos, Caroline Jorge, Joana Lourenco, Catarina Lavinas, Amy Thompson