Für Jean Asselborn war das Treffen mit seinem chilenischen Amtskollegen auch ein Besuch bei einem alten Bekannten. Als der luxemburgische Chefdiplomat 2004 sein Amt aufnahm, war Alberto van Klaveren Botschafter seines Landes für Luxemburg. Insofern hat der chilenische Außenminister einen sehr guten Draht zum Großherzogtum. Doch auch etwas Weiteres verbindet beide Länder: Nach Angaben von Jean Asselborn gibt es in Chile immer noch eine tiefe Dankbarkeit gegenüber Luxemburg für die Aufnahme von über 100 Menschen aus dem südamerikanischen Land nach dem Militärputsch im September 1973. Am 11. September 1973 hatte das Militär unter Augusto Pinochet mit der Unterstützung der USA die demokratisch gewählte Regierung von Premierminister Salvador Allende gewaltsam gestürzt und ein diktatorisches Regime eingeführt. Tausende Menschen wurden gefoltert und umgebracht, viele flohen ins Ausland, darunter auch Luxemburg.
Die Zeit der Militärdiktatur wirkt weiterhin nach. Im September vergangenen Jahres wollte sich das Land der unter Pinochet eingesetzten Verfassung, die vor allem der Wirtschaft weitgehende Handlungsfreiheit einräumt, entledigen. Ein dahingehendes Referendum scheiterte jedoch. Nun sollen 24 Experten – jeweils zwölf von der Linken und der politischen Rechten – einen neuen Verfassungstext ausarbeiten, der von einem 50-köpfigen gewählten Verfassungsrat debattiert und im Dezember einem weiteren Referendum unterzogen werden soll, wie Jean Asselborn erklärte.
Die Beziehungen zwischen beiden Ländern werden als „exzellent“ beschrieben. Erst seit Dezember ist Luxemburg in Chile durch seine Botschafterin in Brasilien, Béatrice Kirsch, vertreten. In Chile würde man sich freuen, wenn auch die luxemburgische Fluggesellschaft Cargolux wieder ihre Aktivitäten in dem lateinamerikanischen Land aufnehmen würde, sagte Jean Asselborn weiter.
Neues Abkommen mit der EU
Im internationalen Kontext wies der luxemburgische Chefdiplomat darauf hin, dass die Europäische Union eine eher schwache Präsenz in Chile, aber auch in der Region habe. Anders als China, das seine Präsenz im einst auch als US-amerikanischer Hinterhof bezeichneten Lateinamerika ausgebaut hat und den Nordamerikanern dort mittlerweile den Rang abläuft. Jean Asselborn wies jedoch darauf hin, dass in wenigen Wochen die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Chile besuchen werde und eine Neuauflage eines Assoziationsabkommens zwischen der EU und Chile unterschrieben werden soll, das auch ein Handelsabkommen enthält.
Thema der Unterredung zwischen Jean Asselborn und Alberto van Klaveren war ebenfalls der russische Angriffskrieg in der Ukraine. Wohl verurteilt auch Chile die von Russland ausgehende „Aggression“ und Verletzung des internationalen Rechts sowie der territorialen Souveränität der Ukraine. Allerdings trägt die Regierung in Santiago die unter anderem von den EU-Staaten verhängten Sanktionen gegen Russland nicht mit. Chile würde nur von den Vereinten Nationen verhängte Sanktionen unterstützen, erklärte Jean Asselborn.
Asselborn bleiw dach nemmen
doheem am Land, waat soll daat
Gekutscheiers do an den Chile,
besser d'Problemer am Ländle
leisen wär mei wichtig.
Emmer mei Steiergelder verpuffen,alles soss dreimol neischt.