Während rund 35 Jahren hat die heimische Immobilienwirtschaft, allen voran die Siedlungsentwickler, die Immobilienvermittler, die Bosse der Bauwirtschaft, die Handwerkerzunft, die Notare, die Architekten- und Ingenieurbüros und die Bankiers mit dem Wirtschaftsgut „Immobilien“, unglaubliche Gewinne eingefahren. Recht viele dieser Akteure konnten sich besonders in Luxemburg den Kauf einer Jacht oder eines Privatflugzeugs, zumindest aber eines bescheidenen Anwesens in Südafrika leisten. In der Tat, die Immobilien, ob gewerblich oder zu Wohnzwecken, ungeachtet ihrer städtebaulichen, architektonischen und/oder bautechnischen Qualität, „gingen weg wie warme Semmeln“.
Die öffentliche Hand unterstützte diese Vorgehensweise durch ihre „laisser faire, laisser passer“-Politik, da sie letztendlich durch enorme Steuereinnahmen einen Teil des großen Kuchens abbekam. Lediglich die Entscheidungsträger der Stadt Luxemburg bremsten das eine oder andere große Siedlungsprojekt erfolgreich aus, es sei denn, der Promoteur stand der Partei der langjährigen Bürgermeisterin sehr nah. Siedlungsprojekte mit einem sozialen Hintergrund verschwanden immer wieder in der untersten Schublade. So musste beispielsweise der „Fonds du logement“ fast 25 Jahre auf eine hauptstädtische Genehmigung seines Projektes „Sauerwiss“ in Gasperich mit rund 560 Wohnungen warten.
Versäumnisse der letzten Jahrzehnte ausbügeln
In der Zwischenzeit hat sich durch die Zinswende die Lage auf dem Immobilienmarkt etwas abgekühlt und viele ehemalige Top-Verdiener verlangen nun nach einer staatlichen Intervention zur Unterstützung der Marktlage. Marode, unverkäufliche Schrott-Wohnungen werden dem Staat zuhauf angeboten. Wohnungsbauminister Henri Kox („déi Gréng“) wird genötigt, diese zu kaufen, um somit die Versäumnisse des Staates im Bereich der sozialen Mietwohnungen während der letzten Dekaden etwas auszubügeln.
Kürzlich vergossen unisono alle Verbandsmaier à la Roland Kuhn („Fédération des entrepreneurs de constructions et de génie civil“), Jean-Paul Scheuren („Chambre immobilière asbl.“) und Romain Schmit („Fédération des artisans“) Krokodilstränen, als sie über die kurzfristige Klemme der Immobilienwirtschaft telegen und fotogen referierten. Wohl wissend, dass der Nachfragedruck und die nächste Preisexplosion am Immobilienmarkt mit der ersten Zinssenkung eingeleitet werden wird, war sich auch der „Ordre des architectes et ingénieurs-conseils“ vor einigen Tagen nicht zu schade, um staatliche Maßnahmen zur Unterstützung der Immobilienwirtschaft einzuklagen.
Mit Verlaub, ticken die Zeitgenossen der Immobilienwirtschaft noch richtig?
Ett gett Zeit dass dei Baumafia
gebremst gett,missten hiere
Clients daat geklauten Geld
zreck ginn wou si iwert den
Desch gezun hun.
Wie sagte vor einigen Monaten ein hiesiger Immobilien und "Hausbauermogul" im Interview: "Ech schaffe och fir meng Kanner, dat déi nach eppes herno iwreghun." Oder so ähnlich.
Bravo a Merci Här Miltgen. Dir beschreift d' Situatioun exakt esou ewéi se ass. Vergläicht een d' Präisser hei am Land mat deenen aus dem Ausland, da mierkt een direkt wéivill hei direkt an d' Täsche vun deenen "Décken" (si loosse schaffen, si schaffe net selwer) fléisst. En plus hu dir och erkannt, dass déi grujeleg héich véiereckeg Këschten iwwerall weisen, dass alles "vun der Staang" ass. All déi Leit, déi der do ernimmt: Architekten, Ingenieuren a Promoteuren sinn eigentlech iwwerflësseg, well do koum näischt Neies Schéines, Flottes an de leschte Joerzéngten. De Staat soll séch elo eraushalen. Et geet duer, dass den Här Bausch den Tram dohi baut, wou nei elle Kolonië gebaut gin, aplatz dohi wou elo Leit wunnen an am Stau stin.