Wer sich auf die „Jeux d’objectivité“, eine Expo mit Werken bekannter Künstler in der Galerie Nosbaum Reding, einlässt, hat nicht nur Gelegenheit, einem vor zwanzig Jahren geschaffenen, geometrisch angelegten Werk von Peter Halley, der ab Monatsende eine Soloschau im Mudam haben wird, konfrontiert zu werden. Untitled (JA3445), ein plakativ aus schwarzer Farbe auf Papier gewalztes Bild von Richard Serra aus den Jahren 1980-1981, stellt vor allem Materie heraus, eine Dreierkombination in Rot, Grün, Weiß (1986) von Günther Förg mit auf der Gegenwand einem kleinen Gitterbild von Förg flankieren das Mega-Werk von Halley im Hauptblickfeld des Eingangsraumes der Galerie.
Kunst der gehobenen Preisklasse
Das Stichwort ist gegeben, der Reigen der namhaften Künstler setzt sich fort. Im Nebenraum sind eine großformatige Malerei der vertikalen Linien-Art von Alan Charlton, zwei mit getüpfelten fein geordneten Spuren gemalte Bilder des Schweizers Niele Toroni (Empreintes de pinceau) sowie ein Bild mit einer in den Raum gesetzten geometrischen Figur von Robert Mangold zu sehen. Eine minimalistische Komposition von Imi Knoebel, zwei „Treppen“-Figuren (Isometric figure, steps) von Sol LeWitt, zehn scheinbar kreuz und quer verlaufende, doch präzis geordnete Linien in einer quadratischen Komposition von François Morellet, ein schlecht angebrachtes Monumentalbild von Daniel Buren sowie kleinere Werke von Günther Förg, Sean Scully und Fred Sandback runden das fast museale Angebot ab. In der Tat, die elf genannten Künstler haben so oder so Kunstgeschichte in der Moderne geschrieben, bieten einen gediegenen Blick auf ihr vielseitiges, teils bis in die heutige Zeit reichendes Schaffen.
All diese Werke werden via der Galerie N R zum Kauf angeboten. Die Preisklasse liegt allerdings eher in der Liga „betuchter Sammler“ und Freunde dieser anerkannten Kunst denn in Reichweite von Otto-Normalkunstliebhabern. Die Preis-Skala reicht mit einer Ausnahme von 25.000 bis 320.000 Euro.
Isabelle Ferreira auf dem Sprung
Ein völlig anderes Bild ergibt sich bei „Projects Nosbaum Reding“. Mit „O salto“, der ersten Ausstellung der portugiesischen Künstlerin Isabelle Ferreira, hat der Kunstfreund eher eine erfrischende Begegnung mit einem recht eklektischen, mehrere Genres umfassenden Oeuvre. Ferreira wagt nicht nur den Sprung außerhalb der Landesgrenzen, sondern mag sowohl Experimentelles als auch Schaffen mit bewährten Techniken. Sie illustriert dies beispielsweise in ihrer Reihe „L’invention du courage (o salto)“, in der sie Porträts der besonderen Art mit verblichenen Fotos und krass aufgesetzten Materialien lebendiger werden lässt.
Des Weiteren übt sie sich in unorthodoxer Objektkunst sowie aufgeschichteten Collagen in Schwarz-weiß und legt ein beeindruckendes Werk in situ vor. „Staccato“, an der Galeriewand mit bemalten Papierfetzen kreiert, zeigt eine imaginäre Landschaft. „O salto“ von Isabelle Ferreira ist eine abwechslungsreiche Ausstellung, die sowohl „unterdrückte Vergangenheit“ als auch täglich gelebtes und erduldetes Dasein einer Künstlerin ausdrückt und eine interessante Facette aktueller portugiesischer Kunst zeigt.
Künstler aus dem Süden des Landes
Hat sich die Galerie Fellner Contemporary die Präsentation Luxemburger Künstler(innen) auf die Fahne geschrieben, so bietet „Southern“ nun Arbeiten von fünf Künstlern aus dem Süden des Landes an, allen voran Trixi Weis, unermüdliche Verfechterin einer originellen und breit gefächerten, manchmal unbequemen Kunst. Man erinnert sich an ihre Installation anlässlich des Skulpturenpfades in Esch 2022, ihre leuchtende Fassadenuhr auf Kirchberg sowie andere Performances, bei denen sie stets für Überraschungen sorgte. „unless“ nennt sich eine sozusagen in situ geschaffene Installation mit Objekten aus unserem Alltag, die fein säuberlich an die Wand geheftet sind. Diese haben alle sicher eine eigene Funktion, „es sei denn“ wir sehen diese in einem Bild zusammengefügt als eine ganz andere imaginäre Landschaft. „banks“, „nude“, zwei Fotos, und „lost“ eine weitere Wand-Installation vervollständigen die Beteiligung der Künstlerin an dieser Kollektivausstellung. Diese wird außerdem von liegenden und hängenden, aus Stoff und Fäden gehäkelten und gestrickten Großobjekten von Reiny Rizzi geprägt. Neben diesen den gewölbten Galerieraum dominierenden Werken zeigt sie auch Wandbilder. „Memories“ und „Familiar Thread 1-2“ sind Werke mit ganz persönlichem und gar intimem Einschlag.
Mit Sarah Mandres präsentiert der Galerist eine vielversprechende Künstlerin der abstrakten Malerei, konzentriert diese sich doch auf bunte Kompositionen fast der Minimal Art, wobei sie die Konturen der frei eingefügten Figuren so variiert, dass diese so wirken, als würden sie im Raum schweben.
Patrick Galbats, Fotograf, der sich erst kürzlich an einer beeindruckenden Ausstellung in der Galerie Schlassgoart beteiligt hat, steuert Momentaufnahmen mit diversen Szenen bei, wobei es ihm, wie die Titel der gezeigten Fotos besagen, um „the extra list“ geht, also darum, das Besondere in das Blickfeld seiner Kamera zu holen. Die Lichtbilder werden sowohl einzeln als auch als Bestandteil einer kohärenten Serie präsentiert. Außerdem zeigt Jean Jean zwei Fotoreihen mit dem spannenden Titel „Please see extra sheet“. Dieser letzte Ausstellungsraum im Kellergeschoss der Galerie Fellner Contemporary strahlt eine etwas geheimnisvolle Stimmung aus, so, als ob der Kurator der Schau dieser einen besonderen Stempel aufdrücken wollte, den einer auch nach (oder trotz) Esch 2022 recht lebhaften Kunstszene im Süden des Landes.
Drei Ausstellungen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten und doch in diesen Frühlingszeiten insgesamt eine willkommene Gelegenheit bietet, sowohl mit gestandenen Vertretern der Moderne als auch mit aufstrebenden Künstlern aus Portugal und Luxemburg auf Tuchfühlung zu gehen.
Die Ausstellungen
– „Jeux d’objectivité“ in Nosbaum Reding, 2, rue Wiltheim, Luxemburg, Mittwoch bis Samstag von 11.00 bis 18.00 Uhr, noch bis zum 6. Mai
– „O salto“ – Isabelle Ferreira in Projects Nosbaum Reding, 4, rue Wiltheim, Luxemburg, Mittwoch bis Samstag von 11.00 bis 18.00 Uhr, noch bis zum 27. Mai
– „Southern“ in Fellner Contemporary, 2, rue Wiltheim, Luxemburg, noch bis zum 22. April
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