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NeuerscheinungenZwei luxemburgische Musiker von internationalem Renommee – zum Hören und Lesen

Neuerscheinungen / Zwei luxemburgische Musiker von internationalem Renommee – zum Hören und Lesen
Diese Aufnahme der Klaviersonaten Nr. 4, 13 & 15 katapultiert den luxemburgischen Pianisten in die erste Reihe bedeutender Mozart-Interpreten

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Mit einer neuen Mozart-CD des Pianisten Jean Muller und einer Biografie über die Cellistin Françoise Groben (1965-2011) stehen heute zwei luxemburgische Musiker und Interpreten im Mittelpunkt. Sowohl Groben wie auch Muller waren bzw. sind hochkarätige Musiker, die keinen internationalen Vergleich zu scheuen brauchen und durchaus auf Augenhöhe mit vielen ihrer renommierteren ausländischen Kollegen sind.

Jean Muller hat in seinen letzten Aufnahmen von Bach und Mozart gezeigt, dass er nicht nur eine lokale Größe ist, sondern dass er wirklich keine internationalen Vergleiche zu scheuen braucht. Diese Aufnahme der Klaviersonaten Nr. 4, 13 & 15 katapultiert den luxemburgischen Pianisten dann auch in die erste Reihe bedeutender Mozart-Interpreten. Weitaus besser als beispielsweise Mitsuko Ushida vermag es Muller, Mozarts Musik mit einem natürlichen Atem zu versehen, dies ohne Allüren oder Effekte. Selten zuvor, außer vielleicht bei Geza Anda oder dem jungen Barenboim, habe ich eine derartige Natürlichkeit im Spiel und eine solch unverschnörkelte Schönheit in der Interpretation von Mozart-Werken gehört wie hier.

Dank einer hervorragenden und sehr klaren Aufnahmetechnik kann sich Mullers Spiel in seiner ganzen Pracht und Transparenz entwickeln. Wann hat man die Andante-Sätze so zart und innig gehört, ohne dass sie den Nachgeschmack von Zuckerguss haben? Überhaupt erweist sich Jean Muller als ein ebenso begnadeter Architekt wie Musikant, der es versteht, Bögen zu spannen, Ideen, Melodien, Noten so miteinander zu verknüpfen, dass sie in einem permanenten und perfekten Gleichgewicht zueinander stehen. Hinzu kommen die Leichtigkeit und das Augenzwinkern, das bei Mozart ja immer so wichtig ist. Mullers Mozart wirkt in jedem Moment zugleich frisch und anmutig, verspielt und ergreifend, expressiv und zurückhaltend. Und so gelingt es dem Pianisten, quasi die ganze Welt in diesem wundervollen und einmaligen Klanguniversum zu vereinen, Mozart dabei immer den Vortritt zu lassen und als Interpret selbst, bescheiden und ehrlich, im Hintergrund zu bleiben. Und das mit einem Lächeln auf den Lippen.

Unentbehrlich für jeden an der luxemburgischen Klassik-Szene Interessierten 
Unentbehrlich für jeden an der luxemburgischen Klassik-Szene Interessierten 

Hommage an eine Ausnahme-Cellistin

Am 28. Mai 2011 ist die luxemburgische Cellistin Françoise Groben im Alter von nur 46 Jahren gestorben. Nachdem vor ein paar Monaten eine hörenswerte Sechs-CD-Box bei Hänssler erschienen ist, folgt nun auch eine Biografie der Künstlerin. In der Serie „Lëtzebuerger Biografien“ der Editions Schortgen hat Damien François Sagrillo, Professor an der Universität Luxemburg und Lehrbeauftragter für Musikpädagogik und Musikwissenschaft, in Zusammenarbeit mit der MusikwissenschaftlerinTina Zeiß-Zippel und dem Vater der Cellistin, Joseph Groben, den künstlerischen Werdegang der Musikerin nachgezeichnet. Selbst Kenner der Szene wird das vielseitige Wirken von Françoise Groben überraschen, denn das Material, das Sagrillo und seine Mitarbeiter hier zusammengetragen haben, ist schon enorm.

Auf 270 Seiten und in 28 Kapiteln werden der künstlerische Weg und die Entwicklung der Cellistin sehr präzise aufgedeckt. Neben den ersten Schritten, ihren Schuljahren in Luxemburg und ihrem Musikstudium in Köln, wird vor allem ihre Zusammenarbeit mit anderen Musikern wie dem Ersten Cellisten des damaligen RTL-Orchesters, ihrem Lehrer und Förderer Georges Mallach, über Boris Pergamenschikow, zu dem sie 1981 als Jungstudentin kam, und über den Dirigenten Pierre Cao berichtet, sowie über ihre vielen Konzerte mit dem Orchestre de Chambre de Luxembourg, den Solistes Européens Luxembourg und dem RTL-Symphonieorchester bzw. dem Orchestre Philharmonique du Luxembourg. Man erfährt Wichtiges über ihre Teilnahme am Tschaikowsky-Wettbewerb Moskau im Jahre 1990, wo sie den 2. Preis gewann, und über ihre Jahre mit dem Jugendorchester der Europäischen Gemeinschaft. Aufgelockert werden die Kapitel durch Auszüge meist guter Kritiken aus dem In- und Ausland. Wesentlich für Françoise Groben war die Kammermusik; hier spielte sie unter anderem im Zürcher Streichsextett, dem Alloys-Ensemble, dem Zehetmair-Quartett und dem Meininger-Trio und mit Partnern wie Graf Murja, Peter Laul, Yuka Kobayashi oder Alfredo Perl.

Ein wichtiges Zeitdokument

Des Weiteren erhält der Leser Informationen zu den vielen Auslandstourneen der Künstlerin. Somit ist der objektiv-künstlerische Teil relativ umfangreich und informativ, doch leider wird die Chance vertan, Françoise Groben als Interpretin und Menschen darzustellen. All jene, die die Cellistin auf der Bühne erlebt haben, waren von ihrer Musikalität und der Intensität ihrer Interpretationen begeistert, aber wie gerne wäre man hier in dieser Biografie dem Menschen Françoise Groben begegnet, wie gerne hätte man erfahren, wie sie die Konzerte von Schostakowitsch oder Elgar selbst sieht, wie sie probt, sich ein Werk aneignet und warum sie eigentlich nie die Cello-Sonaten von Bach aufgenommen hat.

Eine Biografie ist nicht nur eine Aufzählung von Konzerten oder Ereignissen, sie sollte zumindest auch die Person als solche vorstellen. Und dazu gehören sowohl die schönen als auch die tragischen Momente. Dies wird hier nicht getan. Allerdings hat man doch den Eindruck, dass es sich nicht um Nachlässigkeit des Autors und Herausgebers handelt, sondern dass auf Wunsch der Familie das Privatleben von Françoise Groben ausgeklammert und geschützt werden sollte.

Das ist schade, denn so bleibt der jüngeren Generation, also all jenen, die Françoise Groben nicht mehr erlebt haben, vorenthalten, wer diese Person eigentlich war. Nur zum Schluss, im Kapitel Eine einsame Waldhütte, erhält der interessierte Leser einige wenige Informationen zum bescheidenen und zurückgezogenen Privatleben dieser wunderbaren Musikerin. Trotzdem ist diese Biografie mit einem Vorwort von Erna Hennicot-Schoepges ein wichtiges Zeitdokument und unentbehrlich für jeden Interessenten der luxemburgischen Klassikszene.