Das Bemühen der Düdelinger Gemeinde beziehungsweise des Organisators des Festivals, John Rech, um eine Guinness-Zapflizenz blieb erfolglos. Nicht weiter schlimm, so die Brauer der neuen Düdelinger Mikro-Brauerei auf „Neischmelz“, gleich neben dem „Centre national de l’audiovisuel“ (CNA), wo die 26. Zeltik-Auflage von Donnerstag bis Samstag stattfand. Als Alternative brauten sie, nachhaltig und lokal, Düdelinger „Rouden“ a „Schwaarzen“ – immerhin haben die Iren nicht den alleinigen Anspruch auf keltisches Kulturgut: Die heidnischen Zivilisatoren siedelten sich ebenfalls in den Grenzgebieten des heutigen Luxemburgs an und lieferten so weitblickend und Jahrtausende im voraus die Lizenz zum Brauen von charaktervollen Stouts.
Nach den ersten Jahren des Zeltik im großen Zelt (ja, der Festival-Name ist ein Wortspiel auf die abbaubare Veranstaltungsinfrastruktur) auf dem Gemeindevorplatz, mehreren Veranstaltungen in der Sporthalle und einer zweigeteilten Nach-Corona-Veranstaltung (die halb zu Jahresbeginn, halb im heißen Vorjahressommer organisiert wurde) findet das Festival nun hauptsächlich im großen Saal des CNA statt, was laut John Rech gegenüber anderen Varianten eine finanzielle Ersparnis im Gegenwert zweier Bands bedeutet.
Da der Saal allerdings maximal 500 Menschen aufnimmt, wurde das Zeltik auf zwei Abende (mit dem nun fest ins Programm eingegliederten Preludium, einem Konzert am Vorabend der Veranstaltung in der Martin-Kirche) gestreckt. Ein Vorteil dieser Alternative, die wohl auch während der kommenden Jahre so durchgezogen werden wird, ist die – besonders gegenüber den Veranstaltungen im Zelt – zivilisiertere Form.
Das Publikum kommt wegen der Musik und weniger, um Party zu machen. Gerade dies dürfte allerdings von manchen als Nachteil der gediegenen Lokalität gesehen werden; die raue Ursprünglichkeit ist verloren gegangen, das Kelten-Festival hat sich zum Familienfest entwickelt. Für die Hartgesottenen bietet Düdelingen dann doch eine Alternative in Form eines Treffens der Musiker und Gäste in der oben genannten Brauerei mit ausgedehnter Jamsession.
Rein musikalisch bleibt das Festival eine feste Größe, präsentiert beste keltische Musiker und lockt damit ein teilweise internationales Publikum nach Düdelingen. So ist der oft ausgezeichnete Carlos Núñez zu einem Dauergast geworden, Laurent Felten, Skipinnish, The Zeltik Session Band – eine spontan und grenzüberschreitend zusammengesetzte Gruppe keltischer Musiker –, Brian Brody, die Italiener vom Celtic Social Club, die ihre Konzerte mit einem Johnny-Cash-Playback beginnen, die drei Damen von The Magpies und Authentica sorgten für anspruchsvolle Abende.
Authentica, mit Frontfrau Martina Menichetti, hatte bereits beim Open Air im vergangenen Juni auf sich aufmerksam gemacht. Der Vergleich der Sängerin und Flötistin mit Ian Anderson (nur schöner) von der Band Jethro Tull, den wir damals anstellten, gilt noch immer. Allerdings ist das Repertoire mit Transkriptionen Luxemburger Folk-Lieder und Tänzen auf „keltisch“ um einige Facetten reicher geworden. Neben englisch, luxemburgisch und französisch überzeugte die Luxemburgerin mit italienischen Wurzeln diesmal auch mit Latino-Rhythmen und portugiesischem Gesang.
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