Die am Samstag in verschiedenen italienischen Häfen an Land gebrachten mehr als 1.300 Flüchtlinge wurden laut Küstenwache wiederum von drei völlig überfüllten Booten gerettet. Videos der Küstenwache zeigten ein großes Fischerboot mit Dutzenden Menschen an Deck, das in rauer See hin- und hergeworfen wird. Andere Bilder zeigten Rettungs-Schlauchboote, die sich einem weiteren Fischerboot voller Menschen nähern.
In Steccato di Cutro nahe dem Ort des Bootsunglücks vor der kalabrischen Küste vor zwei Wochen marschierten am Samstag tausende Menschen hinter einem aus Wrackteilen des vor knapp zwei Wochen gesunkenen Flüchtlingsbootes gezimmerten Kreuz bis an den Strand, vor dem das Boot verunglückt war. „Dieses Kreuz ist ein Symbol des Leids“, sagte der frühere Bürgermeister und Flüchtlings-Aktivist Domenico Lucano der Nachrichtenagentur Ansa. Die Flüchtlingsunglücke bewegten die Bewohner der Region, „und es herrscht ein Geist der Solidarität, den die Regierung nicht zeigt“.
Laut italienischen Medienberichten wurden derweil am Samstag die Leichen von drei weiteren Opfern des Bootsunglücks geborgen. Demnach handelte es sich um die sterblichen Überreste zweier Kinder im Grundschulalter und eines Mannes. Die Zahl der Todesopfer stieg damit auf mindestens 76.
Die Tragödie vom 26. Februar hat der rechtsgerichteten Regierung unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni scharfe Kritik eingebracht. Ihr wird vorgeworfen, nicht rechtzeitig eingegriffen zu haben, um die Menschen bei schwerem Seegang von ihrem sinkenden Boot zu retten. Am Donnerstag kündigte Meloni nach einer Kabinettssitzung in Cutro zwar längere Haftstrafen für Schlepper an, aber keine neuen Maßnahmen zur Rettung von Flüchtlingsleben.
Vor der libyschen Küste sind nach Angaben der Flüchtlings-Hilfsorganisation Alarm Phone dutzende Menschen bei einem Bootsunglück ums Leben gekommen. Die Hilfsorganisation erklärte am Sonntag, sie habe die italienischen Behörden bereits am frühen Samstagmorgen alarmiert, weil ein Flüchtlingsboot mit 47 Menschen an Bord nordwestlich der libyschen Küstenstadt Bengasi in Seenot geraten sei. Verschiedenen Quellen zufolge seien inzwischen dutzende Insassen des Bootes ertrunken.
Vor der Südwestküste der Türkei ertranken derweil am Samstag laut der türkischen Küstenwache fünf Flüchtlinge, die bei rauer See in einem Schlauchboot offenbar nach Griechenland übersetzen wollten. Elf Insassen des Bootes wurden demnach gerettet. (AFP)
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Die Menschen müssen vor ihrer Irrfahrt geschützt werden.Wenn sie unterwegs sind ist es zu spät.