Denn „Everything Everywhere All At Once“ über die Chefin eines Waschsalons, die plötzlich in ein Multiversum aus Parallelwelten katapultiert wird, geht am Sonntag mit elf Nominierungen als Favorit in die 95. Academy Awards. Der Film der Regisseure Daniel Kwan und Daniel Scheinert hat in den vergangenen Wochen bei so ziemlich jedem anderen US-Filmpreis abgeräumt.
„Man wird nicht viele Leute finden, die das Risiko eingehen werden, gegen ,Everything Everywhere‘ zu wetten“, sagt der Filmjournalist Scott Feinberg vom Branchenmagazin Hollywood Reporter. „Hinter dem Film steht eine Gruppe sehr liebenswerter Menschen, für die man sich einfach freuen muss.“
Allerdings könnte der Film, in dem Hot Dogs als Finger und Sexspielzeuge als Waffen dienen, einigen Mitgliedern der Oscar-Akademie zu ausgeflippt sein – was die Chancen auf den Hauptpreis als bester Film schmälern könnte. Das würde „Im Westen nichts Neues“ begünstigen, die neue Verfilmung des gleichnamigen Antikriegsromans von Erich Maria Remarque. Die Netflix-Produktion von Regisseur Edward Berger hat neun Oscar-Nominierungen errungen.
Aber auch andere Filme haben Chancen auf den Hauptpreis, darunter der Piloten-Actionfilm „Top Gun: Maverick“ mit Superstar Tom Cruise. Der Blockbuster wird von vielen dafür gefeiert, nach den Lockdowns der Corona-Pandemie wieder ein großes Publikum in die Kinos gelockt zu haben.
Bei anderen Kategorien zeichnen sich enge Rennen ab. Cate Blanchett gilt für ihre Verkörperung einer Dirigentin in „Tár“ zwar als Favoritin für den Oscar als beste Hauptdarstellerin. „Everything Everywhere“-Schauspielerin Michelle Yeoh hat aber auch gute Chancen auf die Trophäe. Die Malaysierin könnte damit als erste Frau aus Asien in dieser Kategorie gewinnen. Beim Preis für den besten Hauptdarsteller zeichnet sich ein Dreikampf zwischen „Elvis“-Schauspieler Austin Butler, Brendan Fraser („The Whale“) und Colin Farrell („The Banshees of Inisherin“) ab.
Den Oscar in dieser Kategorie hatte im vergangenen Jahr Will Smith erhalten – nur kurz nach seiner Attacke gegen Chris Rock, der einen Witz über Smiths unter Hausausfall leidende Ehefrau Jada Pinkett Smith gemacht hatte. Der Superstar darf bei der diesjährigen Preisverleihung nicht teilnehmen: Er wurde für zehn Jahre von allen Oscar-Veranstaltungen verbannt. Die Erinnerung an die Attacke dürfte bei der Gala aber allgegenwärtig sein. Moderator Jimmy Kimmel dürfte sich kaum die Chance entgehen lassen, den einen oder anderen Witz über den Vorfall zu reißen. Gar nicht lustig finden allerdings die Oscar-Organisatoren das Thema. Sie wollen unter allen Umständen vermeiden, dass sich so eine Szene wiederholt – und haben für mögliche Spannungen sogar ein „Krisenteam“ aufgestellt.
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