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LuxFilmFest Yippee-Ki-Yay, Mother Leonor!: „Leonor Will Never Die“ von Martika Ramirez Escobar

LuxFilmFest  / Yippee-Ki-Yay, Mother Leonor!: „Leonor Will Never Die“ von Martika Ramirez Escobar

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Der diesjährige Wettbewerb des Luxembourg City Film Festival hat nicht einen, nicht zwei, sondern drei Debütfilme von Filmemacherinnen aufgenommen.

Den chilenischen Film „1976“ von Manuela Martelli sowie „Tengo sueños eléctricos“ aus Costa-Rica, inszeniert von Valentina Maurel, haben wir bereits auf diesen Seiten besprochen. Für „Leonor Will Never Die“ von Martika Ramirez Escobar geht die Reise vom südamerikanischen Kontinent auf die andere Seite des Planeten – und zwar in die Philippinen. Dort trifft man die wohl unscheinbarste Actionheldin der Filmgeschichte.

Die titelgebende Heldin Leonor Reyes war früher Regisseurin und feste Größe des philippinischen Actionkinos. Aber das war einmal. Heute ist Leonor eine Seniorin, nicht allzu gut auf den Beinen, kennt aber alle SchauspielerInnen und Actionstars bei ihrem Namen, während sie sonst aber vergisst, die Stromrechnung der Wohnung zu zahlen, die sie sich mit ihrem Sohn teilt.

Weil Leonor aber einen (etwas verblassten) Filmlegendenstatus genießt, lässt der Briefträger das Mahnschreiben verschwinden. Der Sohnemann macht sich Sorgen um seine Mutter, die deprimiert vor sich hin existiert und ihrem verstorbenen anderen Sohn nachtrauert.

Eines Tages erblickt sie in einer Zeitung eine Anzeige: FilmliebhaberInnen können bei einem Wettbewerb ihre Drehbücher einreichen. Das beste dieser Drehbücher wird anschließend verfilmt. Leonor kramt in alten Kisten, fischt ein längst vergilbtes und unfertiges Drehbuch heraus und setzt sich an die alte Schreibmaschine. Leonor tippt wie wild, ihre Fantasie scheint keine Grenzen zu kennen – und plötzlich blüht sie auf, wie schon lange nicht mehr. Aber ein Unfall nimmt ihr den Wind aus den Segeln. Ein Fernseher wird aus einem Fenster geschmissen, knallt der alten Frau gegen den Kopf und haut sie in ein Koma. Leonor wird aber vor allem auch in ihren eigenen Film geknallt.

Am kommenden Sonntag – respektive in der Nacht von Sonntag auf Montag – könnte „Everything Everywhere All At Once“ bei den Oscarverleihungen mächtig abräumen – darauf deutet zurzeit alles hin. Martika Ramirez Escobars Erstlingsfilm hat einen ganz ähnlichen Spirit. Es geht hier zwar nicht, wie beim Oscar-Favoriten, um Multiversen, sondern um ein einziges Paralleluniversum. Eines aber verbindet die beiden Filme sicherlich miteinander: das Spiel mit Inhalt und Form. Und das Spiel ist in beiden Fällen wortwörtlich zu nehmen.

Info

Der Film läuft morgen und am Donnerstag, jeweils um 21 Uhr, im Ciné Utopia, sowie am Freitag um 18.30 Uhr in der Cinémathèque