Viele Komponisten wie Albinoni, Galuppi, Telemann, Tartini oder die in diesem Konzert vertretenen Vivaldi, Händel und Corelli haben Concerti grossi komponiert. Im Kammermusiksaal konnte das zahlreich erschienene Publikum eine musikalisch erstklassige Darbietung erreichen. Unter dem neuen Leiter Vincent Bernhardt, einem anerkannten Spezialisten für Barockmusik, präsentierten sich die Musiker als ein dynamisches, reaktionsschnelles und besonders spielfreudiges Ensemble.
Ein Ensemble, das 20 Jahre lang unter der künstlerischen Leitung von Jean Halsdorf gestanden hatte und der es auf ein beachtliches Niveau gebracht hat. Halsdorf, inzwischen neuer Direktor des Escher Konservatoriums, spielt nun als Cellist im Ensemble de la Chapelle Saint-Marc weiter mit. Um die Dynamik und die Atmosphäre nicht zu brechen, wurde das Konzert, bei dem kein Moment der Langeweile aufkam, ohne Pause gespielt.
Den Auftakt machte das Concerto grosso op. 6 Nr. 4 von Angelo Corelli, ihm folgten L’Estro Armonico op. 3 Konzerte Nr. 11, 5 (für 2 Violinen), 9 ( für Violine) & 8 (für 2 Violinen) von Antonio Vivaldi. Den Abschluss machte das Concerto grosso op. 6 Nr. 10 von Georg Friedrich Händel. Bernhardt und seine Musiker ließen kaum Wünsche offen, alleine das etwas aggressive, scharfe und auch wenig schöne Spiel der Erste Violinistin trübte manchmal das homogene Hörvergnügen.
Besonders gefielen der packende Zugriff der Interpreten und der etwas derbe, schnörkellose Klang des Orchesters, was den Werken und der Musik aber sehr entgegenkam. Das war beste Barockmusik.
Nicht nachvollziehbare Ideen eines überforderten Regisseur
Von einem betrogenen König und dem Ehrenmann Tristan erzählt Richard Wagners Musikdrama Tristan und Isolde, das nach einem halben Jahrhundert Abwesenheit nun seine zweite Aufführung in Luxemburg feiern konnte. Wobei man „feiern“ allerdings relativieren muss, denn die Inszenierung von Simon Stone ist so misslungen, dass man kaum von einer ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Stoff sprechen kann.
Stone versucht vergeblich, das Thema zu aktualisieren und in unsere Zeit zu transportieren, aber seine Geschichte ist so konfus, falsch und inkonsequent erzählt, dass selbst die Erklärungen des Regisseurs, die im Abendprogramm zu lesen sind, auf der Bühne nicht nachvollzogen werden können. Wieder mal ein verabscheuungswürdiges Beispiel modernen Musiktheaters, wo ein narzisstisch veranlagter Regisseur versucht, nicht das Werk, sondern sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Diese skandalgeilen Regisseure, die mittlerweile selbst auf großen Bühnen ihr Unwesen treiben, stoßen aber glücklicherweise immer mehr auf die Missgunst des Publikums, das ihren Mist einfach nicht mehr sehen will.
Von einem Skandal sind wir bei Stone allerdings weit entfernt, denn auf der Bühne passiert rein gar nichts. Stones Geschichte ist ein Flickwerk peinlicher Ideen, die das ganze Werk verunstalten und es durch eine inexistente Personenregie nicht mehr nachvollziehbar machen. Die an sich schönen Bühnenbilder von Ralph Meyers passen natürlich absolut nicht, sind aber gut gemacht und die Videoprojektionen von Luke Halls sind somit das Einzige, was „gut“ an dieser Tristan-Inszenierung ist.
Besser sieht es dagegen auf dem musikalischen Plan aus, wenngleich diese Aufführung kaum als exzellent oder sehr gut bezeichnet werden kann. Stones Tristan ist ja als Koproduktion mit dem Festival d’Aix en Provence entstanden, wo Sir Simon Rattle und das London Symphony Orchestra 2021 für die erste Aufführungsserie verantwortlich waren. Die beiden Titelrollen wurden damals von Stuart Skelton und Nina Stemme gesungen, für die luxemburgische Aufführungsserie hat man auf jüngere Wagnerstimmen zurückgegriffen, die allerdings durch die furchtbar schlechte Akustik des Stadttheaters ihre Strahlkraft nicht ausspielen konnten.
Ann Petersen, die mittlerweile an Häusern wie der Staatsoper Wien, der Mailänder Scala oder im Royal Opera House Covent Garden Erfolge feiert, sang die Isolde und überraschte mit einem jugendlichen, perfekt ausbalancierten und schönen Sopran, dem es allerdings etwas an Durchschlagskraft mangelte. Das gleiche ist bei Daniel Franks Tristan zu bemerken.
Der schwedische Tenor, der inzwischen alle schwierigen Wagner-Partien singt, besitzt eine angenehme und gut fokussierte Stimme. Vor allem begeistert er durch einen sehr präzisen und kontrollierten Gesang, der es ihm ermöglicht, selbst den mörderischen 3. Akt zu singen, ohne zu schreien oder nur zu markieren.
Solide Leistung des Orchestre philharmonique du Luxembourg
Petersen und Frank klingen demnach bis zum Schluss niemals angestrengt, aber man hat auch den Eindruck, dass sie bei dieser Premiere nicht voll aussangen. Immerhin sind in dieser Woche noch zwei weitere Vorstellungen angesagt.
Erstklassig auch Josef Wagner als Kurwenal, der mit Strahlkraft und engagiertem Gesang die Rolle ungemein aufwertet. Wie Wagner war auch Franz-Josef Selig als König Marke schon in Aix-en-Provence mit dabei. Sein sehr emotionaler und wuchtiger Vortrag litt allerdings an einer zum Teil schlecht fokussierten und seltsam ausschwingenden Stimme. Katarina Karnéus sang die Brangäne stimmschön und präzise, dies allerdings nur im 1. und 3. Akt, im 2. Aktstörten einige Intonationsprobleme.
Die kleineren Rollen waren mit Leon Kosavic (Melot), Joel Williams (Hirt, Junger Seemann) und James Atkinson (Steuermann) recht luxuriös besetzt. Großes Lob auch für das Orchestre philharmonique du Luxembourg, das sich hier auf unbekanntem Terrain bewegte, alles in allem aber eine solide Leistung bot. Lothar Königs, der für den im vergangenen Juli verstorbenen Dirigenten Stefan Soltesz eingesprungen ist, führte Orchester und Sänger sicher durch den Abend, verständlicherweise ohne allerdings wirklichen Wagner-Klang aus dem Orchester herausholen zu können.
Der höchstens zu zwei Drittel besetzte Saal und der spärliche Applaus zeigten, dass das einheimische Opernpublikum keine besondere Affinität zu der Musik von Wagner hat. Der Regisseur Simon Stone hat seine Arbeit wahrscheinlich schon abgehakt und war bei dieser zweiten Premiere demnach nicht anwesend. Vielleicht hätten dann massive Buhs diesem an sich doch sehr langweiligen Opernabend etwas Würze gegeben.
Weitere Vorstellungen gibt es im Grand Théâtre de la Ville de Luxembourg heute um 19.00 Uhr und am 5. März um 17.00 Uhr.
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