Es ist aufgefallen, dass das Orchester in letzter Zeit etwas schwächelt, nicht mehr so präzise und aufmerksam spielt, wie das sonst der Fall war. Beim Konzert am vergangenen Montag kamen dann noch eine mangelnde Präsenz und ein dünner, spannungsloser Klang hinzu. Dabei begann das Konzert relativ vielversprechend. Mit Arnold Schönbergs Verklärter Nacht, hier in der Fassung für Streichorchester, trafen die Musiker sofort den richtigen Ton. Die dunkel timbrierten, etwas spröden Klänge passten hervorragend zu der musikalischen Stimmung. Auch Königs Interpretation orientierte sich eng an der Originalfassung für Streichsextett und ließ den kammermusikalischen und intimistischen Charakter immer wieder durchscheinen. Leider häuften sich im Laufe des Werks die Unachtsamkeiten; die Balance geriet ins Schwanken und die Klangschichten drifteten auseinander.
Aus den Augen verloren
Natürlich, ein Werk wie die Verklärte Nacht schüttelt man nicht so einfach aus dem Ärmel. Da bedarf es schon einiger intensiver Proben. Die beiden folgenden Violinkonzerte von Johann Sebastian Bach, nämlich Nr. 2 BWV 1053R und Nr. 4 BWV 1055R, sind Bearbeitungen von dessen Cembalo- oder Klavierkonzerten BWV 1053 und 1055 bzw. Bearbeitungen dieser Konzerte für Oboe. Christoph König überließ hier die Leitung seinem Solisten Frank Peter Zimmermann, nahm Platz am Cembalo und übernahm die Generalbass-Stimme. Auch hier ließ das Zusammenspiel zwischen Solist und Orchester zu wünschen übrig. Zimmermann spielte das BWV-1053R-Konzert zwar sehr dynamisch, das Orchester aber hinkte mit einem lustlosen und sehr dünnen Spiel hinterher.
Von Akzenten und Dynamik konnte auch beim BWV-1055R-Konzert keine Rede sein. Hier, und insbesondere im langsamen Mittelsatz, schienen sich Solist/Dirigent und Musiker aus den Augen zu verlieren, was sich dann auch für kurze Momente auf Zimmermanns Spiel auswirkte. Nein, mit diesen unausgegorenen Bach-Interpretationen, die weder wirklich klassisch noch historisch-informiert gestaltet waren, konnte man trotz des Stargeigers nicht zufrieden sein.
Zum Schluss erklang dann noch Josef Haydns selten aufgeführte Feuersymphonie Nr.59, eine kurze, musikalisch angenehme Symphonie, der es aber deutlich an spielerischer Freude mangelte, sodass die meisterlich gespielte Bach-Zugabe von Frank Peter Zimmermann der einzige Höhepunkt an diesem Abend blieb.
Die SEL konnten sich auch bei Haydn, der ja an sich ihre Domäne ist, nicht aus ihrem Schlafmodus befreien; König ging auf Nummer sicher und forderte demnach nicht mehr viel von seinen Musikern. Somit ging das Konzert mit einer weiteren, sehr bescheidenen musikalischen Leistung zu Ende, die am Ende wohl keinen so richtig glücklich machte, wie es der sehr laue Applaus des Publikums andeutete.
Wohlgemerkt, es war kein schlechtes Konzert, aber es war auch kein gutes. Vor allem sollte es die Verantwortlichen zum Nachdenken bringen, warum die musikalische Qualität ihres Orchesters in letzter Zeit so schwankend ist – um dann hoffentlich Remedur zu schaffen.
Spielen die SEL auf diesem Niveau weiter, riskieren sie schnell in die zweite Liga abzusteigen. Denn im Moment sind die Unterschiede zwischen dem SEL-Orchester und Ensembles wie der Academy of St. Martin in the Fields oder Andras Schiffs Cappella Andrea Barca, die wir kürzlich hier gehört haben, erschreckend groß geworden.
Spielen die SEL auf diesem Niveau weiter, riskieren sie schnell in die zweite Liga abzusteigen. Denn im Moment sind die Unterschiede zwischen dem SEL-Orchester und Ensembles wie der Academy of St. Martin in the Fields oder Andras Schiffs Cappella Andrea Barca, die wir kürzlich hier gehört haben, erschreckend groß geworden.
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