Der britisch-indische Autor hatte das Werk über eine Frau aus dem 14. Jahrhundert, die sich die Herrschaft über eine Stadt erkämpft, bereits fertiggestellt, bevor er im August 2022 im US-Bundesstaat New York angegriffen und schwer verletzt worden war. Selbst wird der 75-Jährige an keinen Lesungen oder anderen Veranstaltungen zur Vermarktung von „Victory City“ teilnehmen.
In einem Interview, das am Montag im US-Magazin New Yorker erschien, schildert Rushdie die mentalen Hürden, die ihn nach dem Angriff daran gehindert hätten, überhaupt wieder zu produzieren. Der Autor sprach von einer „posttraumatischen Belastungsstörung“.
„Ich habe es sehr, sehr schwer gefunden, zu schreiben. Ich setze mich zum Schreiben hin, und nichts passiert“, sagte Rushdie. „Ich schreibe, aber es ist eine Kombination aus Leere und Müll, Zeug, das ich schreibe und am nächsten Tag wieder lösche. Aus diesem Wald bin ich noch nicht wirklich raus.“
„Es ging mir schon besser“
Seine „großen Verletzungen“ seien verheilt, sagte Rushdie weiter. „Es ging mir schon besser. Aber wenn man bedenkt, was passiert ist, geht es mir gar nicht so schlecht.“
Rushdies Agent Andrew Wylie hatte im Oktober mitgeteilt, dass der in New York lebende Schriftsteller seit dem Angriff auf einem Auge blind sei und eine Hand nicht mehr bewegen könne. Rushdie hat inzwischen aber wieder begonnen, sein Nutzerkonto im Kurzbotschaftendienst Twitter zu gebrauchen. Dort verbreitet er derzeit vor allem Rezensionen von „Victory City“.
Rushdie war am 12. August auf einer Konferenz in Chautauqua im US-Bundesstaat New York mit einem Messer angegriffen worden. Er sollte dort als Redner auftreten. Der 24-jährige Angreifer, ein US-Bürger libanesischer Herkunft, muss sich wegen „versuchten Mordes“ vor Gericht verantworten. Er plädiert bisher auf nicht schuldig.
„Stadt des Sieges“
In der westlichen Welt löste der Angriff großes Entsetzen aus. Wegen angeblicher Beleidigung des Propheten Mohammed in Rushdies Buch „Die Satanischen Verse“ hatte Irans damaliges geistliches Oberhaupt Ayatollah Khomeini bereits 1989 in einer Fatwa zur Tötung des Schriftstellers aufgerufen. Jahrelang lebte Rushdie unter strengem Polizeischutz an immer wieder wechselnden, geheimen Orten. Vor dem Angriff führte er aber ein relativ normales Leben und trat immer wieder in der Öffentlichkeit auf.
In „Victory City“, das ab Dienstag in den USA und ab Donnerstag in Großbritannien erhältlich ist, erzählt Rushdie die Geschichte des indischen Waisenmädchens Pampa Kampana. Sie erhält von einer Göttin übernatürliche Kräfte und gründet die Stadt Bisnaga, deren Name übersetzt „Stadt des Sieges“ heißt, zu Englisch „Victory City“. Rushdie präsentiert die Geschichte als Übersetzung eines ursprünglich in der antiken Sprache Sanskrit verfassten Epos.
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