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Erstmals ProporzIn Schengen gibt es politische Konkurrenz, die es ernst zu nehmen gilt

Erstmals Proporz / In Schengen gibt es politische Konkurrenz, die es ernst zu nehmen gilt
Touristenmagnet an der Mosel: Schloss Schengen, oben links im Bild, das Europamuseum vorne rechts und im Vordergrund die schwimmende Touristinfo Foto: Editpress/Claude Lenert

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In der Gemeinde Schengen treten bei den Kommunalwahlen 2023 erstmals mindestens zwei Bürgerlisten gegeneinander an. Ein Zankthema könnte die geplante Zentralschule sein. Aber auch sonst ist man – bisher – scheinbar freundlichst anderer Meinung.

Schengen. Fusionsgemeinde seit 2011. Bei den Kommunalwahlen 2023 wird nun ein erstes Mal nach Proporzsystem gewählt. Mindestens zwei Listen werden antreten. Jene vom amtierenden Bürgermeister Michel Gloden und eine neue, die vom Herausforderer Tom Bellion.

Tom Bellion hat die Liste „Besser zesummen“ aufgestellt
Tom Bellion hat die Liste „Besser zesummen“ aufgestellt Foto: Editpress/Hervé Montaigu

„Besser zesummen“ heißt die Liste von Bellion. Er ist Direktor des hauptstädtischen Tourismusbüros. Die Idee sei im vergangenen Sommer entstanden: „Wir haben über Politik geredet, da schien es uns wichtig, eine zweite Liste aufzustellen. Ganz einfach, damit die Bürger eine Wahl haben.“

Tom Bellion ist auch Mitglied der LSAP. Trotzdem wird es keine Sozialisten-Liste. „Nicht alle unsere potenziellen Kandidaten – die Liste ist noch nicht komplett – sind in der LSAP oder sonst einer Partei. Die Bürgerliste passt unserer Einschätzung nach besser zu einer bevölkerungsmäßig doch recht kleinen Gemeinde, zumindest jetzt.“

Hehre Ziele

Das Ziel von „Besser zesummen“ sei es nicht, gegen jemanden anzutreten, sondern sich für die Gemeinde Schengen einzusetzen. „Da gibt es schon einige Punkte, über die wir grundsätzlich eine etwas andere Meinung haben und von denen wir annehmen, dass sie verbessert werden könnten“, so Bellion.

Zum Beispiel? „Eine bessere Bürgerbeteiligung. Man hört oft bei uns, dass Menschen sich nicht wirklich berücksichtigt spüren.“

Was noch? „Wir sind der Meinung, dass die Gemeinde sich eine Zukunftsvision geben muss. ‚Schengen 2040’ nennen wir das. Wo wollen wir in knapp 20 Jahren als Gemeinde stehen? Antworten darauf fehlen uns etwas.“

Andere Punkte seien die Verbesserung der Gemeindedienste. Vor allem auch die Schulinfrastruktur, so Bellion. Die Auseinandersetzung mit der von der aktuellen Gemeindeführung geplanten Zentralschule am Ortseingang von Remerschen gehört da offensichtlich klar dazu. „Wir sind nicht gegen oder für eine Zentralschule, aber wir wollen mehr über das Projekt diskutieren. Wir sind der Meinung, dass man einiges habe besser machen können. Zum Beispiel den Entscheidungsweg. Im jetzigen Gemeinde- und Schöffenrat ist der nicht unumstritten. Mitbürger würden die Schule gerne in den einzelnen Ortsteilen behalten: „Kurze Beine brauchen kurze Wege oder lieber Pedibus statt Autobus“, sagt Tom Bellion. Und: „Wir vermissen den Finanzierungsplan und Auskunft darüber, was mit den ausgemusterten Schulen passieren soll. Leerstand?“ Es bliebe zudem die Frage, ob der geplante Standort ideal sei.

Ideal scheint die Suche nach Lösungen und Kompromissen ohnehin nie. Auch das neue zentrale Gemeindeatelier in Schwebsingen gefällt Bellion nicht, „Das ist von der Idee her vielleicht eine gute Sache, aber ich bin der Meinung, dass durch dieses weithin sichtbare Gebäude die ganze Ortschaft entstellt wurde, der Charakter des Winzerdorfes ist weg.“

Die Marke Schengen

Im Gespräch mit Tom Bellion drängt sich eine Frage auf, nämlich ob nach 12 Jahren die Fusion zur Gemeinde Schengen verdaut sei oder, ob noch Menschen darunter leiden. „Wir denken, dass man vielleicht mal den Puls fühlen sollte, um in Erfahrung zu bringen, wie die Menschen die Fusion sehen. Eine Evaluation in einer Gemeinde, mit neun Dörfern.“ Bellion, der Fusionsbefürworter war, wirkt skeptisch: „ich spüre, dass die Fusion nicht wirklich, richtig bei den Menschen angekommen ist. Einige haben das Gefühl, dass nicht alle Ortsteile ebenbürtig behandelt werden.“ Aufgabe der kommenden kommunalen Verantwortlichen sei es, alles zusammenzuführen und zusammenzuhalten.

Anderes Thema. Tourismus in der Gemeinde Schengen. Weinberge, Wanderwege, ein Schloss in Privatbesitz, ein Europamuseum, Marie-Astrid, das Biodiversum und, nicht zu vergessen, der Wein. „Die Marke Schengen ist uns in den Schoß gefallen, durch den Vertrag. Doch trotz vieler Anstrengungen ist da noch viel Potenzial. Es geht darum, qualitativ mehr daraus zu machen. Ein neues Konzept. Auch das in Bezug auf Schengen 2040.“ Dazu gehöre auch der Hafen in Schwebsingen, „der einzige Hafen im Land“.

Angesprochen auf die dominante gelbe Farbe auf der Internetseite und auf Bekanntmachungen, sagt Tom Bellion: „Uns blieb nicht mehr viel übrig.“ Er lacht: „Gelb ist freundlich, die Sonne, das Smiley.“

Dolly
30. Januar 2023 - 8.23

Een Wiessel wär mol eng Kéier ëppes aaneschtes,
Gloden & Co soll mol an d'Oppositioun wanderen,
bis ëlo ass vill Geldverschwendung gewiescht an nëtt
ëmmer eppes Konkretes oder Sënnvolles geschitt,
wéi ëmmer eng blo arrogant Iwerhiéfléchkeet.