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EditorialNichts bringt Moskau von diesem Krieg ab

Editorial / Nichts bringt Moskau von diesem Krieg ab
Ein ukrainischer Soldat raucht eine Zigarette in einem Schützengraben an der Frontlinie in der Nähe von Bachmut Foto: Evgeniy Maloletka/AP/dpa

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In Deutschland werden seit Monaten Diskussionen darüber geführt, ob nun deutsche Leopard-Kampfpanzer an die Ukraine geliefert werden sollen, ob grünes Licht gegeben werden soll, damit andere Staaten dies tun können, und dass nur in Abstimmung mit anderen Staaten Kampfpanzer geliefert werden. Dabei spielte die Sorge, die Bereitstellung modernster Kriegstechnik aus dem Westen könnte den russischen Präsidenten Wladimir Putin noch mehr ärgern und zu etwaigen Gegenreaktionen verleiten, keine unwesentliche Rolle. Nach rund elf Monaten, seit denen die russische Kriegsmaschinerie im Nachbarland wütet, wird im Westen noch immer Rücksicht auf den Gemütszustand des Kreml-Herrschers genommen und abgewogen, ab welcher Reichweite von Artilleriegeschossen die Führung in Moskau eine Bedrohung für das Land ausmacht. Natürlich schwingt nicht nur bei den Deutschen, sondern bislang selbst in den Überlegungen in Washington zu Fragen der Militärhilfe an Kiew die Befürchtung mit, als Kriegspartei erachtet zu werden oder eine Linie zu überschreiten, die den regional begrenzten Konflikt zu einem Flächenbrand ausarten lassen könnte. Zumal die Führung in Moskau äußerst leichtfertig ihre Bereitschaft erklärt, das Höllenfeuer zu entfachen, sprich Atombomben einzusetzen.

Im Kreml scheinen jedoch die Bedenken der Unterstützer der Ukraine nur mehr eine untergeordnete Rolle zu spielen. Dass die Truppen des Kreml „eigentlich“ gegen den Westen in der Ukraine kämpfen, ist fester Bestandteil des Narrativs, das dem russischen Publikum über die verschiedensten Kanäle quasi seit Beginn über den Krieg eingebläut wird. Und dass Kiew früher oder später moderneres schweres Kampfgerät aus westlichen Beständen erhalten wird, hat Moskau offenbar auch bereits hingenommen. Die Lieferung westlicher Panzer werde am russischen Vormarsch „nichts ändern“, zeigte sich Putins Sprecher Dmitri Peskow gestern Agenturmeldungen zufolge siegessicher.

Der vermehrten militärischen Unterstützung aus dem Westen stellt Moskau die Brutalität seiner Kriegsführung entgegen. Die sich allerdings nicht nur gegen die Menschen in der Ukraine richtet. Dies zeigt sich derzeit insbesondere in Bachmut, an der östlichen Front, wo ohne Rücksicht auf Verluste russische Soldaten in die Schlacht geworfen werden. Die Kreml-Führung zeigt damit offensichtlich, dass sie bereit ist, jeden Preis, vor allem auch an Menschenleben, zu zahlen, der nötig ist, um die Ukrainer niederzuringen.

Neben dieser unmäßigen Rücksichtslosigkeit sind es Aussagen wie jene des russischen Außenministers Sergej Lawrow dieser Tage, die die ganze Aussichts- und Hoffnungslosigkeit zeigen, die diesen Konflikt charakterisieren. Wenn Lawrow davon schwafelt, dass die westlichen Länder die „Endlösung“ der „Russlandfrage“ herbeiführen wollten, dann ist er nicht mehr von dieser Welt. Abgesehen von dem unfassbaren Vergleich, hat die damit vorgebrachte Unterstellung nicht das Geringste mit der Realität zu tun. Niemand im Westen will Russland zerstören. Mit ihrer stets scharfen Rhetorik und den wahnwitzigen Behauptungen über die vermeintlichen feindseligen Absichten des Westens gegen Russland hat sich die Führung in Moskau in etwas hineinmanövriert, dem man schwerlich mit Vernunft nachkommen kann.

Waren in den ersten Wochen und Monaten des Krieges die Aussichten ziemlich gering, dass sich eine, wenn auch sehr unzureichende, Lösung für den Konflikt finden ließe, so verlieren sie sich seit geraumer Zeit unaufhaltsam im Bodenlosen. Natürlich können noch mehr Waffen nichts gegen die Überzeugung der russischen Führung, diesen Krieg weiterzuführen, ausrichten. Sie helfen aber den Ukrainern, sich weiter zu verteidigen und womöglich eine Wende in diesem unsäglichen Krieg herbeizuführen.

lupus-canis
23. Januar 2023 - 17.41

@Jill
jo genau déi Frô hun ech mer och scho gestalt..

Phil
22. Januar 2023 - 20.17

@Romain
Mat solch infantilen Aussagen ist den Menschen in den betreffenden Regionen natürlech enorm geholfen... ausser der Rüstungsindustrie und deren politische Anstifter. Vielleicht haben sie sich trotz ihres simplen Tunnelblickes schon mal Gedanken gemacht, dass es auch einen Status quo nach dem Krieg gibt.

Romain
22. Januar 2023 - 15.53

Ein paar Bomben auf Russische Stromwerke und aus die Maus

Jill
21. Januar 2023 - 13.55

Im März 2022 fanden Friedensgespräche in Istanbul statt und ein Friedenspapier über 15. Punkte der Delegationen aus Russland und der Ukraine wurde ausgearbeitet. Die Financial Times berichtete damals über dieses Papier, wobei natürlich der vollständige Inhalt geheim blieb. Es schienen wirklich vielversprechende Gespräche gewesen zu sein, bis der Westen unter Führung von Biden und Johnson sich dagegen aussprach. Wieso eigentlich?