Hubschrauberabsturz in der UkrainePilotenfehler im dichten Nebel gilt als wahrscheinlicher als russisches Attentat 

14 Todesopfer, darunter ein Kind, hat der Hubschrauberabsturz des ukrainischen Innenministers im dichten Nebel rund 20 Kilometer östlich von Kiew laut einem Abend-Briefing der Rettungskräfte gefordert. Noch am Mittag war von 18 Todesopfern, darunter vier Kindern, die Rede gewesen. Getötet wurden alle neun Passagiere und Besatzungsmitglieder, darunter der junge Innenminister Denys Monastyrski und dessen Stellvertreter Jewhen Jenin. Weitere fünf Tote gab es demnach beim Aufprall und der nachfolgenden Explosion mitten in einem Wohngebiet der 110.000-Einwohner-Stadt unweit von Kiew. Laut Bürgermeister Ihor Sapeschko sind auch Kindergarten-Kinder unter den Opfern. Dazu kommen 25 Verletzte, darunter elf Kinder.  

Der Hubschrauber vom Typ „Super Puma“ des französischen Herstellers Aerospaciale stürzte kurz nach 9 Uhr morgens Lokalzeit aus unbekannten Gründen ab. Kiew machte keine Angaben darüber, wohin die hochrangige Innenministeriumsdelegation unterwegs war. Die Flugroute führt Richtung ostukrainische Stadt Charkiw und gilt bis kurz davor als sicher. Das Innenministerium schließt zwar einen russischen Anschlag nicht aus, doch geht man eher von einem Pilotenfehler oder einem technischen Defekt als Absturzursache aus. Untersuchungen sind erst im Gange. Der Hubschrauber selbst war der Ukraine von Frankreich erst kürzlich übergeben worden. Es handelt sich allerdings um eine Maschine, die in der Ukraine schon seit Jahren von Spitzenpolitikern gebraucht wird, um sich schnell innerhalb des Landes zu bewegen, wie im persönlichen Gespräch eine frühere ukrainische Organisatorin solcher VIP-Flüge im Regierungsauftrag in Warschau bestätigt.  

In Kiew wurde derweil bereits am Mittwochmittag der bisherige oberste Polizeichef der Ukraine, Ihor Klymenko, zum Vize-Innenminister befördert und als geschäftsführender Nachfolger für Monastyrski eingesetzt. Das Innenministerium kann sich mitten im Abwehrkrieg gegen Russland keine längere Vakanz erlauben, zumal auch die bewaffnete Nationalgarde sowie der Grenz- und der Katastrophenschutz neben der Polizei dem Innenministerium unterstehen.  

Denys Monastyrski war erst im Sommer 2021 zum Nachfolger des ukrainischen Langzeit-Innenministers Arsen Awakow ernannt worden. Der damals erst 41-jährige Jurist war bisher nicht durch politische Ambitionen aufgefallen. Allerdings hatte er im Wahlstab von Wolodymyr Selenskyj während des Präsidentschaftswahlkampfs von 2019 als Strafrechtsexperte gearbeitet. Der zweifache Familienvater Monastyrski galt in der Ukraine als Beispiel eines neuen, pragmatischen Politikertyps aus dem Umfeld von Selenskyjs Partei „Diener des Volkes“, der nicht dem alten, oft korrumpierten, post-kommunistischen System entstammt. Im Unterschied zu seinem Vorgänger Awakow (2014-21) strebte Monastyrski nicht danach, alle Teile des weitverzweigten Ministeriums persönlich zu kontrollieren. Dies kommt der Ukraine nun zugute. Zuvor war Awakows Stellung so dominant gewesen, dass selbst Selenskyj es zwei Jahre lang nicht gewagt hatte, den umstrittenen Maidan-Millionär aus Charkiw durch einen eigenen Mann im Ministerium zu ersetzen.