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InterviewSelbstversorgung mit Solarstrom: So sehr lohnt sich die Fotovoltaikanlage

Interview / Selbstversorgung mit Solarstrom: So sehr lohnt sich die Fotovoltaikanlage
Immer mehr Menschen wollen ihre Dächer mit einer Fotovoltaikanlage ausstatten Foto: Pixabay

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Steigende Energiepreise und mögliche Stromausfälle einerseits, immer attraktivere Prämien andererseits: Die Installation einer eigenen Fotovoltaikanlage war noch nie so verlockend wie in den vergangenen Monaten. Doch ist es überhaupt möglich, das Eigenheim nur mit selbst produziertem Strom zu versorgen? Das Tageblatt hat mit Paul Zens, Präsident von Eurosolar Luxemburg, gesprochen.

Tageblatt: Herr Zens, laut Premierminister Xavier Bettel soll auf jedes Dach eine Fotovoltaikanlage kommen. Ergibt das Sinn?

Paul Zens: Ja, das macht es. Wir haben als Luxemburger mit unserem extravaganten Lebensstil eine moralische Verpflichtung, so gut wie möglich bei der Energietransition mitzuarbeiten. Jedes Modul hilft – auf den Dächern gibt es etliche Quadratmeter, die momentan ungenutzt sind. Wir haben ausgerechnet, dass pro 32 Quadratkilometer Dächer, die mit Fotovoltaik bedeckt werden, 5.000 Gigawattstunden Solarstrom produziert werden. Das ist viel, weil je nach Quelle haben wir in Luxemburg zwischen 200 und 240 Quadratkilometer Dächer. Und Strom, den wir selbst produzieren, müssen wir nicht einkaufen. Das ist für Luxemburg auch eine außergewöhnliche Gelegenheit, um richtig zur Wertschöpfung der Welt beizutragen. Die einzige Wertschöpfung, die wir haben, ist durch die Lebensmittelproduktion in der Landwirtschaft. Mit den Fotovoltaikanlagen ist es dann auch durch die Energieschöpfung möglich.

Für viele Menschen geht es allerdings auch um Selbstversorgung. Kann ein Haushalt seinen eigenen Energiebedarf mit einer Fotovoltaikanlage decken?

Paul Zens ist Präsident von Euroslar Luxemburg
Paul Zens ist Präsident von Euroslar Luxemburg Foto: Editpress/Didier Sylvestre

Creos geht davon aus, dass ein Haushalt von zwei Erwachsenen und zwei Kindern zwischen 4.000 und 5.000 Kilowattstunden im Jahr verbraucht – mit Elektroauto steigt das vielleicht noch auf 6.000 Kilowattstunden. Eine 10-kWp-Anlage, die auf einem Privathaus installiert wird, produziert in Luxemburg je nach Ausrichtung zwischen 8.500 und 9.000 Kilowattstunden pro Jahr – und das bezieht sich nicht einmal auf ein besonders sonniges Jahr. Der Verbrauch ist also nur zwei Drittel der Produktion. Man kann demnach sagen, wenn in einer Straße sechs von zehn Häusern eine Fotovoltaikanlage haben, dann reicht das für die ganze Nachbarschaft. Das ist natürlich nur tagsüber, dazu gehört selbstverständlich auch ein Speichersystem.

In der Nacht wird kein und im Winter weniger Strom produziert. Batterien spielen bei der Selbstversorgung also eine wichtige Rolle.

Genau. Grundsätzlich hängt es von der Speicherkapazität der Batterie ab, ob man sich das ganze Jahr über selbst versorgen kann. Mit einer Tesla-Batterie kann man ein Haus beispielsweise eine Woche lange betreiben.

Beim Thema Batterie muss man natürlich auch die Umweltfreundlichkeit der Herstellung erwähnen. Ist das ein Problem?

Man soll sich natürlich über alles, was Auswirkungen auf die Umwelt hat, Gedanken machen. Das betrifft zum Teil die Arbeitsrechte und die Schürfung der Materialien, die zur Herstellung nötig sind. Bei der Gewinnung des Öles wird die Umwelt allerdings auch zerstört. Und man muss auch die Lebensdauer der Batterien beachten. Mittlerweile gibt es bei den Autos Batterien, die eine Haltbarkeit von zwei Millionen Kilometern haben. Dann ist meine Frage: Welcher Luxemburger fährt zwei Millionen Kilometer mit dem Auto? Das ist also eine ziemlich zynische Diskussion, wenn auch eine wichtige, vor allem was die Arbeitsrechte anbelangt. Immerhin befindet sich in jedem Verbrenner auch eine Batterie.

Mit einer Tesla-Batterie kann man ein Haus beispielsweise eine Woche lange betreiben

Das ist allerdings eine andere Größenordnung.

Die großen Batterien machen es aber wesentlich einfacher, die Mineralien wieder zu extrahieren und neu zu verwerten. Momentan gibt es keine industrielle oder ökonomische Dimension, die groß genug ist, dass sich das rechnet – deswegen wurde das bisher noch nicht gemacht. Aber jetzt entsteht ein Markt dafür, weil immer mehr elektrische Batterien verfügbar sind. Das Gleiche gilt für die Fotovoltaikanlagen. Dann haben wir eine wirklich zirkulare Wirtschaft. Die Kritiken an den Batterien sind richtig, aber die anderen Energieträger sind wesentlich schlimmer. Auch für die Nuklearenergie werden sehr viele Materialien geschürft.

Luxemburg scheint jedenfalls großen Wert auf die Solarenergie zu legen. Wie bewerten Sie die Fotovoltaik-Maßnahmen der Regierung?

Einerseits geht es mir nicht schnell genug, andererseits hat noch keine Regierung so viel für die Solarenergie gemacht. Momentan darf man auf ein Privathaus eine 10-kWp Anlage installieren, und das steuerfrei. Mit diesen Anlagen wird man nicht als Stromproduzent angesehen, deswegen wird man nicht versteuert. Bis vor zwei Jahren konnte man nur bis 4 kWp gehen. Diese Anlagen produzieren nur 3.000 bis 4.000 Kilowattstunden pro Jahr, das reicht nicht unbedingt für den Energiebedarf eines Hauses aus. Aber das könnte man auch noch bis auf 30 hochsetzen.

Wie lange dauert es, bis eine momentan zugelassene Fotovoltaikanlage rentabel wird?

Paul Zens

Paul Zens (1965) ist seit 2020 Präsident von Eurosolar Luxemburg. Vor 20 Jahren ist die Initiative angetreten, Solarenergie und Fotovoltaik zu thematisieren, um fossile Energien zu ersetzen. Heute will Eurosolar ein ehrlicher Makler in Sachen erneuerbare Energien sein. Zens ist seit 1995 Mitglied von „déi gréng“ und arbeitet bei der Generalstaatsanwaltschaft im „Service central d’assistance sociale“.
„Ich bin nicht Forscher oder Spezialist in diesem Bereich“, sagt Zens. „Ich bin Spezialist in den Humanwissenschaften.“ Die Energiefrage habe ihn allerdings schon immer fasziniert. Er habe sich das Wissen zu den Fotovoltaikanlagen über Jahre angelesen – und habe auch durch Gespräche mit den Ingenieuren des Verwaltungsrates von Eurosolar hinzugelernt.

Wenn man mit einer Produktion von 8.500 Kilowattstunden pro Jahr rechnet, dann hat man die Anlage nach zehn Jahren, mit dem, was man ins Stromnetz einspeist, abbezahlt. Das ist also ganz ohne Eigenverbrauch. Und die Module können noch 15 bis 20 Jahre länger betrieben werden. Die Leistung der Fotovoltaikanlage nimmt pro Jahr etwa ein Prozent ab. Das heißt, nach 25 Jahren haben wir noch 75 Prozent der Leistung – das reicht dann immer noch für den Eigenverbrauch.

Gehören da nicht noch andere Kosten hinzu?

Man muss vielleicht nach zehn bis 15 Jahren den Wechselrichter ersetzen – aber das ist nur eine kleine Investition.

Werden wir mit diesen neuen Energieträgern den Weg aus der Klimakrise finden?

Nach Putins Aggressionen in der Ukraine wurden sich viele Menschen bewusst, dass selbstproduzierte Energie wichtig ist. 80 Prozent der Menschen, die sich jetzt eine Fotovoltaikanlage in Luxemburg zulegen, wollen diese laut ILR mittlerweile auch für den Eigenverbrauch benutzen. Und es gibt auch so etwas wie ein positiver Klimakipppunkt. Jetzt geht es vielleicht nicht so schnell, wie wir uns das erhoffen, aber irgendwann wird es plötzlich zügig gehen – auch schneller, als die Projektionen es voraussagen. In zehn Jahren werden diejenigen ausgelacht, die ein Benzinauto haben.

Nicolas
6. Januar 2023 - 10.20

Fotovoltaique Anlagen sind ja schôn und gud , aber hinterher geht das Gestreits los mit Creos / Enovos wegen der Produktion. Ohne Vorwarnung ersetzt Creos den Compteur. Von da an besteht dann keine Produktion mehr. Nach Nachfrage wird mir gesagt dass sie bei dieser Anlage keine Änderung vorgenommen haben obschon ich es schwarz auf weiss habe dass sie diesen Tausch vorgenommen haben. Das heist dann kein Geld weder von Enovos noch vom Staat. Ach ja Enovos ist ja auch gleich Staat. Und es gibt viele Leute mit Problemen bei Anlagen mit Enovos/Creos. Die benehmen sich wie die Götter und behandeln dementsprechend ihre Kunden.

dmp
5. Januar 2023 - 13.28

Einige Angaben dürften diskutabel sein. Dennoch. Die Richtung stimmt.
Ein elementarer Aspekt von PV ist die Dezentralisierung. Dabei können nicht bloß einzelne Haushalte ihre Stromversorgung zu einem großen Teil autark stemmen, sondern auch Gemeinden können eigene Projekte realisieren und "Bürgerenergie" in eigener Regie erzeugen.
Hinzu kommt noch der Effekt von bidirektionalen Batterien von E-Autos, die das gesamte Stromnetzwerk stabilisieren können.

Grober J-P.
5. Januar 2023 - 10.09

In zehn Jahren werden diejenigen ausgelacht, die ein Benzinauto haben.
Die sich kein E-Mobil leisten können, weil sie kein Zugang zu einer Steckdose haben.
Wetten, der Mann fährt Tesla und keinen Dacia!

Mac
5. Januar 2023 - 10.05

Tesla-Batterie,E-Auto,neues Dach,neue Anlage. Es gibt Leute die verbrennen gesammeltes Holz im Ofen weil sie sich Öl nicht mehr leisten können und ein neues E-Auto auch nicht. Realitätsverlust ?
Man sieht, dass wir Luxemburger auf hohem Niveau jammern. In Frankreich fahren Autos die älter sind als ihre Fahrer,viele heizen mit Holz und Solarzellen sind nur bis zu 15 Quadratmeter für einen normalen Haushalt interessant.Mehr ist erlaubt aber man bekommt nur noch einen lächerlichen Preis bezahlt und die volle Mehrwertsteuer wird fällig. So retten wir die Umwelt nicht. Laut Werner Sinn sind Windkraft- und Solar eben "volatile " Energieproduzenten. Wenn sie produzieren wird der Strom nicht gebraucht und umgekehrt. Speicherkapazitäten sind so teuer,dass man davon absieht. Oft müssen Windräder abstellt werden weil kein Verbrauch da ist. Solarzellen sind nach 15 bis 20 Jahren hinüber. Also die Euphorie wird sich legen,ganz sicher.

Ujheen
5. Januar 2023 - 6.39

Dee Mann as Co-Président vun de Stater Gréngen an am Rennen fir d’Gemengewalen. Vun esou Leit kann ee sech net erwoarden dass se neutral an objektif sinn. Do kann ee soen, deen ass och nach hannert den Ouere gréng. Säin iwwerschwänglechen Optimismus stéiert mech och. E kënnt mer net natierlech eriwwer.

Claude Ingenius
5. Januar 2023 - 3.59

Der Fachmann staunt, der Laie aber wundert sich.

Grober J-P.
4. Januar 2023 - 21.44

"Mit einer Tesla-Batterie kann man ein Haus beispielsweise eine Woche lange betreiben."
Wieder Tesla, aber dann ein Akku von 750 & + kg.
Wird der Mann etwa von Tesla bezahlt? Nenne das unlauterer Wettbewerb.
Bitte um Stellungnahme!

Grober J-P.
4. Januar 2023 - 21.37

"Creos geht davon aus, dass ein Haushalt von zwei Erwachsenen und zwei Kindern zwischen 4.000 und 5.000 Kilowattstunden. "
Bitte, kleine Untertreibung, 5000 kW wenn man den ganzen Tag schläft, einmal die Woche Wäsche waschen, Mittags Kühlkost.
H. Zens scheint nicht oft zu Hause zu sein.
Wir sind zu 4, Verbrauch ~11000 kW , ohne E-Mobil.
Eigene Produktion ~ 16000 kW.
Bitte, mal ergänzen, was bekommt man momentan für das KW ÖöKOSTROM?
"Mit einer Tesla-Batterie" Es gibt noch andere Akkuproduzenten die schon etwas billiger sind. Wieso macht er Reklame für Tesla?
Tja, früher hat sich das noch in etwa rentiert, bei einem kW Preis von 0,36 €. Ein Nachbar hat damals noch einen besseren Preis mit der Zéihgiedel ausgehandelt. Zu Luxen's Zeiten wurden die Anlagen sogar zu 50% bezuschusst.
In 5 Jahren müsste ich alles erneuern, mal hören was dann an "Anteilnahme" zu erwarten ist.

Elo get et awer duer
4. Januar 2023 - 17.23

Zuerst müsste ich das Dach erneuern, dann die Solar Anlage Installieren. Ich soll dann noch ein Tesla als Speicher kaufen.
Geht´s noch. Wer kann sich das leisten. Und wenn, gibt es schöneres. Und ich werde auch nicht ausgelacht in 10 Jahren mit meinen schönen Autos. Der eine ist 55, der Andere 30 Jahre alt, Herr Zens. Und in 10 Jahren fährt mein Aktueler Diesel auch noch.

Jemp
4. Januar 2023 - 17.15

Ich mag im Prinzip Solaranlagen und Elektroautos, aber ich finde, dass Herr Zens ein massloser Optimist ist.
-" Wir haben wir in Luxemburg zwischen 200 und 240 Quadratkilometer Dächer." Ja, stimmt, aber die sind nur zu einem kleinen Teil nach Süden ausgerichtet, schätzen wir 1/4 wo sich eine Solaranlage rentiert.
-"...Stromverbrauch eines 4-Personenhaushaltes...mit Elektroauto 6000 kwh..." Aber nicht mit einer Wärmepumpe. Da kommt man zu 2, in einem 90m2 Haus Energieklasse C und ohne Elektroauto, gerne auf 7500kwh und das trotz sparsamen Umganges mit der Heizung und 2Monate Abwesenheit pro Jahr. Mit E-Auto und 20000 km pro Jahr sind es garantiert über 10000kwh. Das weiss ich von meiner Enovos-Rechnung.
-"Im Winter produziert die Anlage weniger Strom" Ja, ich würde aber sagen, die Anlage produziert 4 Monate lang fast gar keinen Strom. Da bräuchte man für 4 Monate = 16 Wochen bei 10000kwh pro Jahr 32 Teslabatterien, und nicht eine.
-"...nur Wechselrichter ersetzen..." Nein, die Anlage muss auch öfters geputzt werden, was sehr teuer ist. Die meisten Anlagen fallen nach 10 Jahren immer öfter ganz aus und müssen teuer repariert werden. Mindestens einmal pro Jahr müssen sie durch gecheckt werden, weil Kurzschlüsse sehr riskant sind wegen der Brandgefahr.
-"...nach 25 Jahren noch 75% Leistung..." Jetzt wird es aber arg lächerlich! Nach 25 Jahren bezahlen Sie eher eine Menge Geld um die zu Schrott gewordene Anlage abzumontieren und zu entsorgen!
Das Dach unter der Anlage muss dann ziemlich sicher auch zumindest repariert werden, wenn nicht erneuert. Dafür müssen die Solarpanele abmontiert werden. Dabei gehen einige kaputt.

Ich könnte jetzt quasi alle Aussagen dieses Herrn widerlegen, aber für den Moment profitiere ich mal von den 8000€ fürs Elektroauto. Es gibt ein Modell, das unter 20000€ kostet und ausreicht als Zweitwagen. Lieferzeit 1 Jahr! Alle anderen sind unrentabel.
Für den Rest lassen wir die Grünen weiter spinnen, denn
damit Solarzellen sich rentieren, reichen die Hilfen noch bei weitem nicht, wenn die kwh nicht über 1 oder 2€ steigt.

Phil
4. Januar 2023 - 17.14

Ass dach alles nëmmen Gebastels !

Nomie
4. Januar 2023 - 15.03

D'Orientei'erung vum Daach ass net emmer optimal, an dorunner sinn d'GemengenBautenReglementer schold !