Vierter Advent im Jahr 2030, angenehme 20 Grad, strahlender Sonnenschein: In Riad beginnt das Finale der Fußball-WM – es ist natürlich mal wieder die beste aller Zeiten. So zumindest das Wunschszenario der saudischen Machthaber. Cristiano Ronaldo wird kaum das Siegtor schießen, schließlich ist er dann bereits 45 Jahre alt. Eine Hauptrolle kommt dem gealterten Superstar bei den ambitionierten Plänen des schwerreichen Königreichs dennoch zu.
Für die seit Jahren forcierte Sportswashing-Strategie von Saudi-Arabien ist Ronaldos Wechsel in die sportliche Bedeutungslosigkeit zu Al-Nassr ein Meilenstein. „Gut für die Liga, das ganze Land“, hatte Sportminister Prinz Abdulaziz bin Turki Al-Faisal bereits weit vor dem offiziellen Vollzug des Transfers stolz verkündet. Dass der ehemalige Weltfußballer längst nicht mehr der Topspieler von einst ist? Völlig egal. Darum geht es dem Golfstaat nicht.
Vielmehr ist es die Fortsetzung einer Imagepolitur, an der sich Saudi-Arabien seit Jahren hartnäckig versucht. Das wegen seiner Menschenrechtsverstöße heftig in der Kritik stehende Königreich will von der globalen Marke CR7 profitieren, dessen Reputation für sich nutzen. Fast 500 Millionen Euro soll der eben noch arbeitslose Ronaldo für sein bis 2025 angedachtes Engagement als Spieler des saudischen Topklubs erhalten, hinzu kommen kräftige Sponsoreneinnahmen – und wohl eine Aufgabe weit über sein Vertragsende hinaus.
Zuschlag für die WM 2024
Denn es wird erwartet, dass Ronaldo Botschafter für Saudi-Arabiens Bewerbung um die WM 2030 wird. Gemeinsam mit Griechenland und Ägypten will die absolute Monarchie das größte Fußballturnier der Welt ausrichten. Wahrscheinlich im Winter, schließlich ist es wie schon in Katar im Sommer viel zu warm. Doch für Unsummen von Petrodollars wurde schon so mancher Grundsatz über Bord geworfen, seit Jahren forcieren die Saudis mit Erfolg ihr Sportswashing.
So können sie Mitte Januar Stars wie Robert Lewandowski oder Karim Benzema begrüßen, noch bis 2029 ermitteln der FC Barcelona, Real Madrid und Co. den spanischen Supercupsieger mit einem Miniturnier in der Hauptstadt Riad. Der nationale Verband RFEF kassiert dafür laut Medienberichten 30 Millionen Euro. Peanuts im Vergleich zu den Unsummen, die die Herrschenden, denen der Auftrag zum Mord am Journalisten Jamal Khashoggi im Oktober 2018 zur Last gelegt wird, in andere Bereiche stecken.
Alleine der Aufbau der LIV-Profigolfserie hat Saudi-Arabien zuletzt Milliarden gekostet. Für die asiatischen Winterspiele im Jahr 2029 wird in der Wüste kurzerhand ein neuer Ort hochgezogen. Groß-Events wie WM-Kämpfe der Profi-Boxer, Formel 1, die Rallye Dakar oder Klub-Weltmeisterschaften im Handball machten reihenweise Station. Und in England spielt der Traditionsklub Newcastle United trotz aller Proteste unter saudischer Regie.
Der nächste große Traum der Saudis ist nun, dass FIFA-Präsident Gianni Infantino im Jahr 2024 tatsächlich den Zuschlag für die WM 2030 verkündet. Und dabei soll Ronaldo entscheidend helfen. (SID)
Ein absolutes dekadentes
Fussball-Getue, ekelhaft.