Pop-Art war eine Kunstbewegung, die das Amerika der Nachkriegszeit wesentlich geprägt hat. Neben Andy Warhol, der erst Ende der 1920er Jahre geboren wurde und stets als Symbolfigur angeführt wird, sind diesbezüglich andere Künstler zu nennen.
Wir fokussieren uns heute auf Roy Lichtenstein. Am 27. Oktober 1923 geboren, steht der Künstler für eine Kunst der Vermischung von Vorlagen aus der Comic-Welt und Beispiele aus Werbebotschaften. Auch zögerte er nicht, plakative Sprechblasen in seine Kompositionen einzuflechten, ließ seine Figuren „Selbstgespräche“ führen, deftige Aussagen machen, kurzum seine Kunst positionierte sich in eine damals sowohl gelobte als auch kritisierte Konsumgesellschaft, eine, Zeit in der vieles möglich war. Um diese Message umzusetzen, griff er auf subtile Weise selbst in die Kunstgeschichte ein, ließ in umgewandelter Weise diverse Stile neu aufleben, benutzte angepasste Magma-Farben, bespielte gerne Großformate und setzte seine typischen „Rastermotive“ ein. In Anlehnung an die Comicwelt gestaltete er mit Collagen ungewöhnliche Landschaftsbilder, griff ästhetische Vorbilder auf, wobei er sich gerne in die Darstellungsart der 30er Jahre hineinversetzte, nicht ohne gewisse Widersprüche und Spannungen dieser Zeit aufzuarbeiten. Roy Lichtenstein, der am 29. September 1997 verstarb, gilt als Maler, Grafiker und Gestalter, der sich gerne von der „Bilderwelt der Massenmedien“ inspirierte, wie das Brockhaus-Kunstlexikon notiert.
Sam Francis, der am 25. Juni 1923 zur Welt kam, wandte sich anfangs einem Medizinstudium zu, doch eine Verletzung zwang ihn zur Aufgabe. Er begann zu malen, reiste 1950 nach Paris, um dort inmitten amerikanischer Landsleute am Kunstleben teilzunehmen. Hier traf er den Kanadier Jean-Paul Riopelle, der am 7. Oktober 1923 in Montreal geboren wurde, nicht die gleiche Aura wie Francis ausstrahlte, jedoch in der Kunstwelt als ein wichtiger Verfechter des „Action Painting“ anerkannt ist. Riopelle drückte seine Farbe aus der Tube auf die Leinwand, erzeugte entsprechende Streifen, mit denen er eine eigenartige Vibration seiner gemalten Motive erwirkte.
Francis hingegen entfernte sich progressiv vom „abstrakten Expressionismus“ und schuf seine eigene „Formensprache“, teils mit meditativem Charakter. Weiß war für ihn von zentraler Bedeutung, später fand er mittels der Farbe Blau zu einer neuartigen Farbigkeit. Um diese zu erreichen, bediente er sich auch einer Art Dripping-Technik, kombiniert mit einem Abdrucksystem und „fließender“ Farbe, sodass seine in der Natur inspirierten Werke eigenartige Muster und „spiegelbildliche“ Struktur, so der Katalog „Kunst des 20. Jahrhunderts“ (Museum Ludwig Köln), aufweisen konnten. Sam Francis fand nach seinem Aufenthalt in Paris und zahlreichen Reisen nach Thailand, Indien oder Japan wieder zurück nach Amerika, wo er am 4. November 1944 in Santa Monica verstarb.
Mit Larry Rivers, einem am 17. August 1923 geborenen amerikanischen Maler, wäre noch ein weiterer Künstler zu nennen, auch weil er Ende der 40er Jahre bei Hans Hofman in New York studierte. Hofman kennen wir in Luxemburg gut, weil das MNHA ihm vor Jahren eine breit angelegte Retrospektive gewidmet haqt. Er zählt zu den bedeutendsten Künstlern seiner Zeit. Rivers lehnte sich in seinen Bildern an die abstrakt-expressionistische Malweise an und fügte sich nahtlos in die Bewegung der aufkommenden Pop-Art ein. Andere amerikanischen Künstler, die eingangs des 20. Jahrhunderts geboren wurden, wären zu nennen, doch belassen wir es bei diesen herausragenden Malern, die 2023 jeweils 100 Jahre alt geworden wären.
100 Jahre Antoni Tàpies
Der am 13. Dezember 1923 in Barcelona geborene Antoni Tàpies starb mit 88 Jahren am 6. Feburar 2012. Der Maler, Grafiker und Bildhauer gilt als einer der ganz großen Künstler des letzten Jahrhunderts, auch wenn er sich stets bescheiden gab. Nach der Grundschule besuchte er ab 1934 eine Höhere Schule. Früh sah er sich mit zeitgenössischer Kunst in Magazinen konfrontiert. 1940 erlitt er einen Unfall, doch konnte er später ein Jurastudium an der Universität belegen, bevor er sich erneut der Malerei widmete. Eine weitere Krankheit zwang ihn zu einem Sanatorium-Aufenthalt. Er studierte bekannte Künstler, bildete sich weiter und wandte sich ab 1946 ganz seiner Kunst zu.
Stark durch Künstler wie Max Ernsts oder Paul Klee beeinflusst, orientierte er sich am Surrealismus, dem Informellen, traf andere Künstler und gründete gar eine eigene Gruppe. Durch ein Stipendium in Paris lernte er neue Künstler sowie deren künstlerische Auseinandersetzung mit der sozialen Realität kennen. Vor allem die Art und Weise, wie Jean Dubuffet das Konzept des „Art brut“ nutzte, führte ihn dazu, in seinen Bildern „Alltagsgegenstände“ zu verarbeiten, Sand, Farbe und Staub zu vermischen und auch bestimmte Symbole aufzugreifen. Zahlreiche Reisen erweiterten seinen künstlerischen Horizont, auch engagierte er sich in den 60er Jahren politisch für die Friedensbewegung, produzierte Lithographfien, malte Wandfresken und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen.
Er erhielt mehrere Preise und Auszeichnungen und plädierte immer stärker für eine „unabhängige Kunst“. Tàpies machte sich einen Namen als willensstarken und unabhängigen Künstler, der mit seinen Werken nicht nur ein breites Publikum, sondern auch seine Künstlerkollegen beeindruckte. 1976 gab es eine Retrospektive in der Fondation Maeght in Saint-Paul-de-Vence, eine Ausstellung, die später auch in Spanien gezeigt wurde. In den 80er Jahren begann er mit Keramik zu arbeiten und fertigte gar erste Skizzen für ein Ehrendenkmal für Pablo Picasso in Barcelona an. 1984 wurde die Stiftung Fundacio Antoni Tàpies gegründet, eine Einrichtung, die ein umfangreiches Œuvre mit zig tausenden Arbeiten in Erinnerung halten soll.
Tàpies durchlebte selbstredend mehrere Schaffensperioden. Seine charakteristischen Werke mit gezielt verarbeiteter Materie, seinen „vier roten Streifen der katalonischen Flagge“, wie Wikipedia festhält, sind unverkennbare Merkmale seiner Kunst. Bereits 1952 vertrat er sein Land bei der 26. Biennale von Venedig, später noch einmal, auch beehrte er dreimal die documenta in Kassel und war mit seinen Werken in den bekanntesten Museen auf der ganzen Welt mit Expos präsent. Politisch engagiert, poetisch inspiriert gilt Antoni Tàpies als eine der Leuchtfiguren der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts. Sein 100. Jubiläum wird nicht spurlos vorbeigehen.
Picasso starb vor 50 Jahren
Pablo Picasso, 1881 in Malaga geboren, steht für zahlreiche Kunstexperten als Autor eines „facettenreichen Œuvres“ und galt bereits zu Lebzeiten als eine Art Star unter den Künstlern. Sein voluminöses Werk unterschiedlicher Machart und Anspruch hat im Laufe der Zeit immer wieder für Überraschungen gesorgt, viel Lob, teure Preise, aber auch manchmal vernichtende Kritik. Picasso ist zu einer Kunstmarke geworden, die es gilt, so oder so in den Fokus zu rücken. Mal stehen das Anfangswerk, dann wieder die Spätperiode oder themenhafte Zusammenstellungen seiner Werke im Mittelpunkt von Expos, übte Picasso sich doch in mannigfaltigen Genres, auch wenn er, grob betrachtet, meist in die Ecke einer bestimmten „Abstraktion“ gerückt wird (im Bozar in Brüssel läuft noch bis 12. Februar 2023 eine große Picasso-Expo).
Tàpies hat für Picasso ein Denkmal entworfen. Am 8. April 2023 ist der 50.Todestag von Pablo Picasso. Besagte Ausstellung in Brüssel ist wohl auch als Andenken an diesen Künstler konzipiert. Blickt man auf das Jahr 2023, hätten wir noch einige Todestage international bekannter Künstler zu erwähnen – vielleicht bietet sich dazu später noch die Gelegenheit. Vorab zum Kunstjahr 2023 wollten wir jedoch den Schwerpunkt auf einige Jubiläen von Künstlern legen, die ihren 100. Geburtstag hätten feiern können. Dies tut nun wohl die internationale Kunstwelt.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können