Dass er im gefühlt endlosen Streit um die angemessene Vergütung von Psychotherapeuten nun durchgreifen werde, das ließ der Minister für Soziale Sicherheit am Mittwoch recht markig verkünden: „Et geet elo duer“, hieß es im Titel der Pressemitteilung zum Scheitern einer neuerlichen Mediation zwischen der Nationalen Gesundheitskasse und der Fapsylux.
Claude Haagen (LSAP) übernehme jetzt die Verantwortung und werde „dem Regierungsrat bis Ende der Woche einen Vorentwurf für eine großherzogliche Verordnung vorlegen“. Die soll dann endlich regeln, worum seit Jahren ergebnislos gestritten wurde, nämlich die gerechten Tarife für psychotherapeutische Behandlungen. Das wiederum soll verzweifelten Patienten und Menschen, die es bisher wegen der Kosten lieber nicht geworden sind, helfen, indem „kurzfristig“ die Kostenübernahme durch die Krankenversicherung eingeführt werden kann.
Die Manier des hemdsärmeligen Machers kommt zwar bei den Medien und auch so manchem Bürger ganz gut an, zumindest eine Seite der streitenden Parteien stößt sie allerdings auf: „Wir sind nicht so froh, wie das Ganze gelaufen ist“, erklärt Fapsylux-Präsidentin Catherine Richard im Gespräch mit dem Tageblatt – und meint damit nicht nur das jetzt angekündigte Durchgreifen. „Für mich sieht es so aus, als sei das Scheitern von Anfang an geplant gewesen“, sagt sie generell über das zweite Mediationsverfahren.
„Legal fragwürdiger Ablauf“
Das sei, beispielsweise, auch viel kürzer gewesen als eigentlich möglich: Zunächst habe man die ohnehin legal fragwürdige Wiederholungsmediation aus gutem Willen mitgemacht – und diese hätte auch theoretisch noch bis kurz vor Weihnachten dauern können. Doch dann habe die CNS schon nach zwei Treffen alles abgeblasen und sich bis dahin auch weiterhin viel unbeweglicher gezeigt als die Therapeuten: So hätte der Verband sich auch mit dem Stundensatz anfreunden können, den die angestellten Psychotherapeuten des Nationalen Kinderbüros („Office national de l’enfance“) erhalten: Diese 154 Euro wären dann mehr als 20 Euro von dem entfernt, was der Verband kürzlich noch seinen rund 500 Mitgliedern als Stundensatz empfohlen hat. Die CNS habe sich von ihrer ursprünglichen Vorstellung von 120 Euro aber nur um 7 Euro weiterbewegt.
Wahr ist aber natürlich auch: Jede Aufeinanderbewegung bringt nichts, wenn am Ende doch eine unüberbrückbare Distanz bleibt. Als gewissermaßen lachender Dritter kann die „Patiente Vertriedung“ dem ministeriellen Vorstoß durchaus etwas abgewinnen.
„Wir begrüßen es, dass der Minister gesagt hat, es reicht jetzt mal, es kommt jetzt ein Reglement“, sagt jedenfalls Georges Clees gegenüber dem Tageblatt. Immerhin gebe es jetzt wohl einen irgendwie tragbaren Zustand, von dem aus ja „weiter verhandelt“ werden könne – aber „für den Patienten ist das absolut notwendig, dass endlich eine Regelung kommt“: Vor allem seit dem – unverbindlichen – Aufruf der Fapsylux an ihre Mitglieder, die Therapiestunde bei 175 Euro anzusetzen, habe man verstärkt Rückmeldungen von Patienten bekommen, die fürchten oder davon ausgehen, sich die Behandlung nicht mehr leisten zu können. Darum sei die jetzt endlich in Aussicht kommende Möglichkeit der Erstattung durch die CNS zu begrüßen.
„Nicht vertretbare Situation“
Ob der per Dekret avisierte Kostensatz (der eigentlich im Laufe des Freitags bekannt werden müsste) später noch einmal nachverhandelt werden kann, dazu hat die Fapsylux-Präsidentin allerdings eine pessimistische Einstellung: „Wir haben schon die Angst, dass der Minister sehr nah an der CNS dran ist und jetzt Rahmenbedingungen diktiert, die für uns sehr entwertend sind“, erklärt Catherine Richard. Sie befürchte, dass sich die Situation für die Patienten mittelfristig dann auch nicht verbessere – wenn nämlich die ohnehin nicht üppige Versorgungsnetz noch dünner werde: „Es besteht ja die Gefahr, dass sich niemand mehr selbstständig macht“, sagt die Therapeutin, die schon von Wartezeiten von länger als einem Jahr gehört habe, bis jemand endlich eine Behandlung beginnen könne.
Der Einsatz für höhere Stundensätze sei also mehr als Egoismus: Eine allzu knappe Kalkulationsbasis für Selbstständige werde die Situation absehbar verschärfen und der Einsatz für höhere Stundensätze sei damit mehr als Egoismus: „So eine Situation ist einfach nicht vertretbar“, findet Richard. Jetzt wird sie abwarten müssen, was die konkreten Vorstellungen des Ministers sind. Sollte Haagen tatsächlich eng am Kurs der CNS liegen, könnte die Reaktion ein anderes markiges LSAP-Ministerzitat sein: „Merde alors!“
Eine kurzfristige Anfrage zur neuen Situation wurde vonseiten der CNS und des Ministeriums bis zum Redaktionsschluss nicht beantwortet.
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