Normalerweise gibt es zum Geburtstag Geschenke für den Jubilar. Paul Maar macht es anders. Kurz vor seinem 85. Geburtstag hat der „Sams“-Erfinder, Kinderbuchautor und Illustrator die Leserschaft beschenkt: Er hat ein neues „Sams“-Buch veröffentlicht – und Lesestoff für Erwachsene: „Ein Hund mit Flügeln“ heißt der Band, „Erfundenes und Erlebtes“.
Maar hat dafür Erzählungen, Reiseerinnerungen und Gedichte zusammengestellt – voller Heiterkeit, Tiefgründigkeit und Melancholie. Das Büchlein zeigt somit eine eher unbekannte Seite Maars, der zu den bekanntesten Kinderbuchautoren Deutschlands zählt. Vor allem die Bücher der „Sams“-Reihe wurden millionenfach verkauft und in zig Sprachen übersetzt. Es gibt Kinofilme und Theaterstücke, in Maars Heimatstadt Bamberg leuchtet einem sogar an einer Fußgängerampel ein rotes oder grünes „Sams“ entgegen.
Mit rüsseliger Nase, roter Stachelfrisur, blauen Wunschpunkten im Gesicht und einem Taucheranzug hat die Figur seit den 1970er-Jahren Kinderherzen erobert – frech und reimend. Nun ist der elfte Band erschienen – eher aus Zufall, wie Maar erzählt: Der Verlag habe eine Weihnachtsgeschichte für eine Anthologie gewollt. Er habe sich an den Computer gesetzt und geschrieben und geschrieben. „Mir fiel immer mehr ein.“ So sei nicht nur eine Geschichte, sondern ein ganzes Buch entstanden. Auch illustriert hat er selbst. Im Mittelpunkt stehe diesmal ein Baby-„Sams“: „Den habe ich sehr liebgewonnen.“
Was ist das Geheimnis, über Jahrzehnte hinweg Generationen von Kindern zu begeistern? Es gibt da ja noch „Lippels Traum“, „Das kleine Känguru“ oder „Der kleine Troll Tojok“. Er schreibe nicht kindisch, sagt Paul Maar. Er achte auf guten Stil und gute Sprache. Bei Lesungen merke er: „Die Kinder lachen noch an denselben Stellen wie vor 50 Jahren. Und das gibt Selbstvertrauen in das eigene Schreiben.“ Und wenn eine junge Leserin oder ein junger Leser einen Brief schreibt, so kann er gewiss sein, dass Maar persönlich „und handschriftlich“ antwortet.
Ein neues Projekt ist schon auf dem Weg. Unter dem Arbeitstitel „Die Tochter der Zauberin“ geht es um eine ziemlich freche und verrückte Zauberin, deren Tochter dagegen ganz lieb, brav und angepasst ist. Maar lacht, wenn er über diesen neuen Kinderbuch-Stoff spricht, die Begeisterung ist ihm anzumerken. Maar, am 13. Dezember 1937 geboren, stammt aus Unterfranken. Über seine Kindheit und seine Jugend schrieb er erst vor einigen Jahren in seiner Autobiografie „Wie alles kam“.
Der Weg zum berühmten Schriftsteller, zum Autor von Theaterstücken, Opern und Drehbüchern war alles andere als vorgezeichnet. Sein Vater, ein Malermeister, hielt nichts vom Lesen. Vater und Sohn blieben sich fremd, nachdem der Vater nach Jahren im Krieg wieder heimgekommen war.
Erst über den Kontakt zu seiner späteren Frau Nele und deren Familie konnte Paul Maar in die Welt der Literatur und der Kunst eintauchen. Maar studierte Malerei und Kunstgeschichte, einige Jahre unterrichtete er als Lehrer, doch seit vielen Jahren arbeitet er als freier Autor und Illustrator in Bamberg. (dpa)
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