Herausgeber dieses Werkes, das von der deutschen NS-Besatzung in Luxemburg mit besonderem Schwerpunkt auf Schifflingen handelt, sind die beiden luxemburgischen Historiker Jérôme Courtoy und Elisabeth Hoffmann. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist, dass im Juni 1941 die Ortschaft Schifflingen auf Verordnung von Gauleiter Gustav Simon in die Stadt Esch eingemeindet wurde. Somit war Schifflingen unter NS-Verwaltung ein Bezirk von Esch.
Auf rund hundert Seiten werden die verschiedenen Aspekte dieser Zeit – von der Volkswohlfahrt (NSV) über die NS-Frauenschaft bzw. das Deutsche Frauenwerk bis hin zum NS-Reichskriegerbund und -Fliegerkorps – detailreich aufgearbeitet.
„Wir wollten herausfinden, was in Schifflingen passiert ist. Am Ende kamen so viele neue und in Luxemburg kaum aufgearbeitete Themen zusammen, dass das Werk insgesamt größer wurde als geplant“, so die Herausgeber. Dazu gehört eine fundierte Einordnung der unterschiedlichen, während der NS-Besatzung tätigen Organisationen.
So die Volkswohlfahrt: Unter dem Deckmantel, bedürftige Menschen zu unterstützen (beispielsweise bei der Arbeits- oder Wohnungssuche), agierte dieser der NSDAP angeschlossene Verband als politisches Instrument der NS-Maschinerie. Denn gefördert wurden natürlich nur Bürger, die zur nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“ gezählt wurden. Ausgeschlossen waren somit u.a. Juden, „Erbkranke“ und „Asoziale“.
Ein Gemeinschaftsprojekt
Ähnlich die 1931 aus einem Zusammenschluss von mehreren nationalen und nationalsozialistischen Frauenverbänden gegründete NS-Frauenschaft (NSF), welche von der NSDAP zur einzigen „parteiamtlichen“ Frauenorganisation erklärt wurde. Ihr Ziel war es, Frauen zu möglichst treuen Nationalsozialistinnen, Hausfrauen und Müttern zu erziehen. Sie stand unter der Leitung der Reichsfrauenführerin Gertrud Scholtz-Klinik, die – wie auf einem Foto dokumentiert – am 21. Oktober 1941 Luxemburg besuchte.
Sehr gut dokumentiert ist ebenfalls der NS-Reichskriegerbund, der sich 1941 in Luxemburg etablierte und durch den in Schifflingen lebenden Kreiskriegerführer Peter Anheuser eng mit der Ortschaft verbunden war. Über die Aktivitäten des NS-Fliegerkorps in Luxemburg kann lediglich ein kleiner Einblick gegeben werden. Der Mangel an Quellen und an Forschungsergebnissen erschwert eine detaillierte Aufarbeitung. Der NS-Fliegerkorps konnte aber während der gesamten Besatzungszeit Mitglieder an sich binden und die Jugend ununterbrochen ausbilden.
Das Werk „Im Griff des Nationalsozialismus“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Gemeinde Schifflingen mit dem Escher „Musée national de la Résistance et des droits humains“, mit Beiträgen der beiden Herausgeber Jérôme Courtoy, Elisabeth Hoffmann sowie von André Marques, Yann Duarte und Steve Devé.
Das Buch ist ab sofort zum Preis von 10 Euro im Schifflinger Rathaus erhältlich. Der gesamte Erlös fließt in die Organisation „Schëffleng hëlleft“.
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