George Weah. Allein bei diesem Namen lernen die Gedanken fliegen. Weah, „King George“, das fußballerische Denkmal Afrikas. Bis heute steht Weah, seit Januar 2018 Präsident seines Heimatlandes Liberia, für den legendären AC Mailand der 1990er Jahre, in denen der bullige Angreifer mit dem unnachahmlichen Zug zum Tor zusammen mit Größen wie Franco Baresi, Paolo Maldini und Roberto Baggio die Fußball-Welt verzückte.
25 Jahre später ist der Name Weah zurück auf der großen Bühne. Sein Sohn kämpft mit der US-Nationalmannschaft am Samstag (16.00 Uhr MEZ) gegen die Niederlande um den Einzug ins Viertelfinale. Tim Weah, 22 Jahre alt, Offensivspieler vom OSC Lille, lebt in Katar den Traum seines Vaters. Denn Weah senior wurde Torschützenkönig der Champions League, er ist Afrikas einziger Weltfußballer – doch bei einer Weltmeisterschaft lief er nie auf.
Seine WM-Teilnahme sei „ein Segen“, sagte Tim Weah in der Marca. Es sei ihm „eine Ehre, meine Familie und mein Land auf der größten Bühne der Geschichte zu vertreten“. Jeder sei glücklich, „den Traum durch mich zu leben“.
WM-Tage als einziger Rausch
Ein aktuelles Video zeigt Sohn und Papa in den Katakomben eines WM-Stadions. George, fein herausgeputzt in Anzug und Schlips, nimmt seinen schwitzenden Filius in den Arm, klopft Tim auf die Schulter und tätschelt zärtlich seine Wange. Er habe immer „gebetet für Tage wie diesen“, ließ Weah junior wissen. Seinen Vater habe er „nie als eine Berühmtheit oder eine Legende gesehen, sondern immer nur als meinen Dad“, sagte er der Sports Illustrated.
Der Torjäger dürfte die Tage von Doha bislang als einzigen Rausch empfinden. Mit seinem Treffer im US-Auftaktspiel gegen Wales legte Weah den Grundstein für den Einzug in die K.o.-Phase, bei allen drei Partien stand er in der Startelf.
In New York geboren, wohnhaft in Frankreich, der Vater aus Liberia, die Mutter aus Jamaika: Weah hatte die freie Wahl, für welches Land er aufläuft. Doch für ihn war die Sache klar. „Natürlich werden meine Wurzeln immer meine Wurzeln bleiben, aber ich bin in den Vereinigten Staaten aufgewachsen“, sagte Weah, der im März 2018 für die US-Nationalmannschaft debütierte. Er habe nie an etwas anderes gedacht: „Ich habe mein ganzes Leben hier gelebt. Meine Familie und Freunde sind hier.“
Alles richtig gemacht, möchte man sagen. Mit seinem Einsatz in Katar hat Weah junior schon jetzt etwas erreicht, wovon sein Vater immer träumte.
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