Wer wissen möchte, wie fußballverrückt das kleine Costa Rica ist, dem sei ein Internet-Clip aus dem Sommer ans Herz gelegt. Singend verfolgt darin Rodrigo Chaves am Fernseher des Präsidialbüros den 1:0-Erfolg über Neuseeland im interkontinentalen Play-off-Endspiel um das letzte der 32 WM-Tickets. Während seine Landsleute in den Straßen von San José tanzen und vor Freude weinen, jubelt Costa Ricas Staatsoberhaupt: „Wir sind ein unglaubliches Land!“
Wohl wahr. Traumhafte Strände, schier endlose Kaffeeplantagen und eine atemberaubende Tierwelt: Costa Rica, das gern als „die Schweiz Mittelamerikas“ bezeichnete Land, genießt mit seiner wunderschönen Natur weltweit den Ruf eines Urlaubsparadieses. Annähernd so stolz sind die gut fünf Millionen Einwohner sonst nur auf eines: ihre Selección.
Alle vier Jahre kapern die Ticos die große Bühne. Bereits zum sechsten Mal ist Costa Rica bei einer WM dabei, und zum dritten Mal hintereinander. Was auch, vor allem, an Keylor Navas liegt. Der Torhüter von Paris St. Germain, dessen Stern beim sensationellen Viertelfinal-Einzug 2014 aufging, ist der große, nein, der einzige Star im Team – und dieser verspricht der DFB-Elf, die um das Weiterkommen bangen muss, vor dem Gruppenfinale am Donnerstag einen heißen Tanz.
„Wir werden uns teuer verkaufen und wir werden wie die Stiere kämpfen, um unserem Land viel Glück und Freude zu bereiten“, sagte Navas. Sein Team wolle für eine Überraschung sorgen. „Daran müssen wir glauben.“
Glaube an die Überraschung
Hoffnung schöpft Costa Rica aus den bisherigen Spielen. „Die Frage war ja, wie wir nach dem 0:7 gegen Spanien zurückkommen“, sagte Trainer Luis Fernando Suarez am Mittwoch. Er sei, so der 62-Jährige, beim anschließenden 1:0 gegen Japan selbst „überrascht“ gewesen, „wie meine Spieler das geschafft haben. Wir sind wieder aufgestanden und deswegen glaube ich auch am Donnerstag an eine Überraschung.“
Fakt ist: Hält Navas seinen Kasten sauber, ist Deutschland definitiv draußen. Bei einem Remis wäre Costa Rica auf einen Sieg Spaniens im Parallelspiel gegen Japan angewiesen, um weiterzukommen. Gewinnen Navas und Co., ist ihnen ein Platz in der K.o.-Runde sicher.
Dafür müsste der Mannschaft von Trainer Luis Fernando Suarez allerdings ein Treffer gelingen. Man mag es effizient nennen, dass Costa Rica sich mit dem ersten und bislang einzigen WM-Torschuss gegen Japan (1:0) in seine günstige Ausgangslage katapultierte. Doch die Stärken des Teams, das sich während seiner 180 WM-Minuten noch keine einzige Ecke erspielte, liegen ganz sicher nicht im Spiel nach vorn.
Den Respekt im deutschen Lager schmälert das nicht. Das Spiel gegen Japan, sagte DFB-Stürmer Thomas Müller voller Hochachtung, habe nichts mehr mit dem 0:7 zu tun gehabt: „Sie haben ihre defensive Struktur nie verlassen.“
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