Es gilt, die richtigen Lehren für die heimische Kunstszene zu ziehen, damit diese im kommenden Jahr verstärkt auf der Art Week präsent ist und eine breitere Palette der im Großherzogtum aktiven Kunstschaffenden sich mit internationalen Künstlern messen und so ihre durchaus sehenswerten Werke auch ausländischen Sammlern präsentieren kann.
Soviel zu den Galerien. Das nächste Highlight im musealen Bereich dagegen, werden wohl die Museumstage im Frühjahr 2023 sein. Eine Szene, die vielseitig, geografisch ungleich übers Land verteilt und qualitätsmäßig recht unterschiedlich ausgelegt ist. Da gibt es die anerkannten Museen für bildende Kunst in der Hauptstadt, zwei professionelle Kunsthallen für zeitgenössische Kunst sowie mehrere thematisch bestimmte Kleinmuseen, die ein eigenes Publikum ansprechen.
Hat das Touristenstädtchen Vianden dem Schriftsteller Victor Hugo bereits vor Jahren ein eigenes Haus gewidmet, ist ein Museum nach dem Forscher und Geologen Michel Lucius benannt, hat der Erfinder Henri Tudor sein Museum in der Sauer-Gemeinde Rosport, gibt es nebenbei noch Gedenkstätten für Radchampion Bim Diederich und General Patton, so vermisst man Museen, die namentlich einem einzelnen bildenden Künstler gewidmet sind, auch wenn der Bildhauer Lucien Wercollier zumindest eine museal ausgelegte, eigene Ausstellungsetage in der Abtei Neimënster hat. Ausnahmen gibt es also. Die Valentiny Foundation in Remerschen ist nach dem international erfolgreichen Architekten François Valentiny benannt und beherbergt nicht nur Pläne, Modellentwürfe und Videos seiner Arbeiten – der Eingangsbereich ist auch den Malereien und Skulpturen des durch Kunstwerke im öffentlichen Raum sowie Ausstellungen und Bücher bekannten Multitalents Valentiny gewidmet. Dass diese persönliche Schau durch Ausstellungen anderer Künstler ergänzt wird, unterstreicht – neben dem Wunsch, eine Plattform für Künstler anzubieten – auch, wie schwierig es ist, ein auf einen Namen fokussiertes Haus zu betreiben.
Albert Hames’Atelier als Anschauung
Esch2022 hat im Süden des Landes bei einigen Kommunen ein neues Kulturbewusstsein hervorgebracht … Gemeinden, die zwar in der Vergangenheit so oder so auf Kultur gesetzt haben, nun aber lokal oder regional ansässige bildende Künstler verstärkt ins Rampenlicht rücken möchten und/oder sich durch entsprechende Initiativen ein erfrischend anderes Image verpassen möchten. Kayl-Tetingen beispielsweise hat mit der Einrichtung eines kleinen Museums zu Ehren des Malers Emile Kirscht eine Schenkung an die Gemeinde im positiven Sinne genutzt.
Die Nachbargemeinde Rümelingen hat nun letzte Woche ihr auf Kulturtourismus ausgerichtetes Projekt „Spektrum“ im ehemaligen Anwesen des Bildhauers Albert Hames eingeleitet – Geburtsstunde einer Begegnungsstätte für kulturellen Austausch. Interessant dabei ist, dass Besucher durch eine Glasscheibe einen Blick in das gut erhaltene Atelier des Künstlers werfen können.
Der 1910 in Rümelingen geborene und 1989 in Esch/Alzette verstorbene Bildhauer hat sich vor allem durch zahlreiche Monumente, Realisationen in Kirchen und öffentlichen Gebäuden (etwa das eindrucksvolle Denkmal für Kriegsopfer im Bahnhof Luxemburg) ausgezeichnet. Er war Mitglied des CAL, Kunstlehrer und Konservator im MNHA. Er zählt zu den ganz Großen seiner Generation.
Dass nach all den Jahren und einigem Hin und Her das Vorhaben, ein Ausstellungsraum Albert Hames im Rahmen eines neuen Kulturzentrums Wirklichkeit werden konnte, ist nicht nur eine späte Anerkennung für Albert Hames, sondern auch ein Glücksfall für Rümelingen wie für Esch2022.
Verpasste Chancen mit Künstlern und Sammlungen
Andere Projekte in gleicher oder ähnlicher Ausrichtung wären ein Gewinn für die heimische Kunstszene. Leider zeigten sich die Gemeinde Luxemburg und andere nicht interessiert, als Kunstfreunde ihre umfassenden Sammlungen Luxemburger Kunstwerke (mit dem Ziel, diese durch entsprechende Pflege und Ausstellungen aufzuwerten und dem Publikum zugänglich zu machen) angeboten haben.
Marc Modert, bekannter Sammler Luxemburger Kunst (aber nicht nur), hat sich gar neulich via Zeitungsinterview beklagt und angekündigt, seine Sammlung nun ins Saarland zu verlagern. Dass es im MNHA auch zu Retrospektiven Luxemburger Künstler kommt, wie aktuell noch mit den Werken von Gast Michels, ändert kaum etwas an der Tatsache, dass Entscheidungsträger der öffentlichen Hand sich mit dem Patrimonium bildender Kunst aus Luxemburg in der Vergangenheit schwergetan haben und heutzutage noch tun.
Die wegweisende Idee, eine Nationalgalerie mit mehrschichtiger Mission im Interesse derartiger Kunst einzurichten, ist mit dem letzten Wechsel im zuständigen Ministerium „fast“ gestorben. Schade, sie könnte die vorhandene Lücke, in Luxemburg ansässigen Künstlern mehr Räumlichkeiten für Ausstellungen bereitzustellen, schließen helfen.
Auch wenn eine Abteilung des MNHA derzeit dabei ist, Luxemburger Kunstgeschichte aufzuarbeiten, stehen diesem Vorhaben doch kaum die erforderlichen Mittel an Finanzen und Manpower zur Verfügung.
Das Kulturjahr neigt sich dem Ende zu. Die Handelsmesse Art Week konnte erfolgreich abgeschlossen werden und geht 2023 in die Verlängerung. Was aber wird zur Aufwertung der Kunstschaffenden in Luxemburg unternommen? Es ist dies in der Tat ein Anliegen der hiesigen Künstlervereinigungen, die mit unterschiedlichem Schwerpunkt und Nachdruck Maßnahmen fordern. Kommt Zeit, kommt Rat, warten wir’s ab.
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